Mittwoch, 6. November 2013
Der Auszug der Gemeinde Jesu aus der Familie in die Basilika.
Ein letztes Mal tobte um 300 n.Chr. eine große Christenverfolgung im Römischen Reich. Es war die die achte und die letzte große. Immer wieder versuchten die Christen in ruhigeren Zeiten sich in größeren Häusern zu versammeln. Zeitweise nutzten sie die komfotablen Häuser, die von reichen Christen geschenkt wurden, und bauten sie zu Kirchen um, mit einem großen Versammlungsraum, einem kleineren Raum und manchmal sogar mit einem Baptisterium, wie bei der Hauskirche von Dura Europos (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Hauskirche_von_Dura_Europos) aus dem zweiten Jahrhundert.


Modell der Hausgemeinde in D. E. , einer Darstellung unbekannter Herkunft nachgezeichnet


Ganz selten war es ihnen auch gewährt ein neues Kirchenhaus zu bauen. In jeder neuen Verfolgungswelle, und davon gab es acht große, wurden diese Häuser immer wieder enteignet oder zerstört. Die Gemeinden hatten somit auf längere Sicht keine Gelegenheiten sich in größeren Kirchenräumen niederzulassen. Immer wieder wurden sie zurückgeworfen in die eigenen vier Wände der Familie oder in die Abgeschiedenheit der freien Natur, wo sie niemand finden konnte. Es war oft so gefährlich, daß Neue bzw. Neubekehrte in diesen Zeiten nur durch eine Empfehlung und durch Losungsworte Einlass in die verborgenen Hausgemeinden bekommen konnten.

Trotz Verfolgung und Einengung auf den privaten Bereich, oder sagen wir besser gerade deshalb, wuchs die Gemeinde ständig weiter. Das alles schreckte Interessierte und Suchende nicht ab, da sie die Hoffnung, die Liebe und die Freiheit der Jesus- Nachfolger immer wieder als etwas Wunderbares erleben durften.

Und jetzt sollten die Verfolgungen tatsächlich aufhören und die Gemeinden endlich zur Ruhe kommen. Aber es war keine Sabbathruhe, die folgte, sondern eine Friedhofsruhe. Denn das was sich entwickelte, war alles anderes als eine glorreiche Gemeinde. Nein, die Gemeinde dieser neuen verfolgungsfreien Zeit vollzog nach und nach die Verbindung mit dem römischen Staat. Konstantin war ihr erster und einer ihrer größten Gönner. Er sah in dem sich ausbreitenden Christentum eine neue Chance das Reich zusammenzuhalten und seine Macht auszubauen, als der erste christliche Kaiser von Rom. Es war geschickte Politik, die ihn dazu bewog, das Christentum als künftige Staatreligion zu fovorisieren. Damit hatte er den Zusammenhalt des Reiches durch eine neue starke Verbindung gesichert und die Entstehung einer neuen Epoche angestoßen. Er stellte den Gemeinden Finanzen und Bauland zur Verfügung, damit sie Basiliken und Kirchengebäude errichten konnten.
Er tat sich auch selbst hervor als Bauherr der ersten großen Kathedrale in Rom über dem vermuteten Grab des Apostels Petrus.
Die kleinen Hausgemeinden beendetetn nun ihr Familiendasein und wagten sich nach und nach in die Öffentlichkeit und in die neue Umgebung der kirchlichen Prachtbauten, die auch von vielen Nichtchristen bewundert wurden.


Das Christentum wurde attraktiv, die Zugehörigkeit zum Christsein brachte hinfort keine Nachteile mehr, sondern viele Vorteile für das öffentliche Leben. Es folgten Zeiten, in denen die Zugehörigkeit zum Christentum sogar Türen zu höhreren Staatämtern öffneten.
Das Gemeindeleben änderte sich dementsprechend, an die Stelle der intimen Gemeinschaft in den familiären Hausgemeinden trat jetzt die öffentliche Feier aufwendiger Gottesdienste in den großen anonymen Versammlungen der Kirchen. Die Gemeinden wurden nicht mehr durch die Charismen ihrer Mitglieder und durch Laienälteste geleitet, sondern durch einen neuen Klerus, der die Kirchen- sakramente für eine Masse von passiven Laien verwaltete.

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Montag, 29. Juli 2013
Apostolische Emigration und apostolische Migration
Artikel vom 29.6.2013

Auswanderung - Einwanderung

Seit einigen Tagen spüre ich innerlich etwas, was ich als Ansprache Gottes bewerte. Verschiedene Zeichen und Begebenheit deuten diese Richtung an:

Ich meine, und ich glaube, wir stehen vor einer neuen Sache. Gott will ein neues Kapitel in seinem Buch über die Gemeinde schreiben. Es ist eine innere Ahnung, die ich habe, ob es stimmt, werden wir spätestens im nächsten Jahr sehen und feststellen können. Es muss natürlich geprüft werden.

Der Auszug der Christen aus den institutionellen Gemeinden ist voll im Gange. Durch meine breite Internetrpäsenz und durch viele Reisen durch Deutschland, meine ich einen Überblick bekommen zu haben. Kontinuierlich erreichen mich Christen, persönlich, per e-mail, in der Community und in Facebook, die "unterwegs sind", sie sind im Auszug begriffen. Ja, der Strom der Auswanderer reißt nicht ab und das beobachte ich schon etwa seit dem Jahr 2002.

Mittlerweile ist viel geschehen - nicht wenige einzelne Personen und Gruppen von Christen sind damals auf die "Hauskirchenwelle", die ins Land schwappte aufgesprungen und sind nach einigen Jahren entäuscht wieder auf dem harten Boden gemeindlicher Realität gelandet, sie haben sich abgewandt. Doch neue sind stetig dazu gekommen, auch sind etliche Hardliner von damals übrigegeblieben, die weitergemacht haben. Es waren solche, die von Gott ganz klar gehört hatten, dass sie weiter den Weg außerhalb der Institution als Gemeinde gehen sollen. Für sie gab und gibt es kein Zurück.

Mittlerweile gibt es zwei große Gruppen im Land. Solche, die schon mehr als 7 Jahre dabei sind und in ihrer Haltung und Ausrichtung eine beachtliche Festigkeit erlangt haben. Sie wollen nicht wieder zurück, sondern den unbekannten Weg mit Jesus weiter gehen und sie wissen noch nicht, was kommen wird. Einzelne sind, wie Elia in der Wüste, in einem Tal der Entleerung zu neuen Kräften und zu neuen Visionen gekommen und wagen sich an den steilen Aufstieg. Sie gehen nicht wieder zurück, auf den "Berg Sinai", von dem sie gekommen sind, sondern peilen den neuen Berg an, den "Berg Zion".

Und da ist eine andere Gruppe derer, die neu dazugekommen sind. Sie sind noch damit beschäftigt, ihre Gemeindevergangenheit aufzuarbeiten. Sie ruhen sich aus und versuchen sich zu entspannen.
Damit aus beiden eine geschlossene große Gruppe werden kann, mussten und müssen die, die den Vorsprung haben auf die anderen Neuankömmlinge warten. Das geht mittlerweile schon so seit mehreren Jahren so. Bei Netzwerktreffen, Foren und anderen Gelgenheiten wurde für alle immer wieder neu zurückgeblickt und neu Aufarbeitung betrieben. Eine neue Formierung und Konzentration war nicht möglich.
Diese Wartezeit geht jetzt allmählich zu Ende. Die Auswanderer der ersten Gruppe setzen sich wieder in Bewegung und wagen sich langsam an den beschwerlichen Aufstieg ins Neue, Unbekannte, was doch schon dagewesen war. Gott blättert die Seiten des Buches um und es erscheint ein neues Kapitel, machen wir uns gemeinsam auf den Weg!?

Ric

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Sonntag, 28. Oktober 2012
Das Hausgemeinde- Netzwerk im Lycostal
Im ersten Jahrhundert nach Christus gab es in der römischen Provinz Kleinasien viele blühende christliche Hausgemeinden. Einige davon bildeten ein Beziehungsnetzwerk in den Städten Laodizea, Kolossä und Hierapolis im Tal des Flusses Lycos im alten Phrygien. Das liegt in der heutigen Türkei in Westanatolien, etwa 160 km östlich der antiken Stadt Ephesus und ca. 200 km vom Ägäischen Meer entfernt. Die drei Orte lagen nahe beieinander in einem Umkreis von etwa 30 km in dem Flusstal. Im Norden war das höher gelegene Hierapolis, das mit seinen heißen Quellen, als Heilbad bekannt war. Auf der anderen Seite des Flusses lag Kolossä direkt an einer der wichtigsten Handelstrassen des Landes. Am selben Ufer, etwa 10 km flussaufwärts, war die wohlhabende Stadt Laodizea, bekannt durch die Herstellung purpurner Stoffe und einer guten Augensalbe. Hier lag auch das finanzielle und politische Zentrum dieser Gegend. Zur Zeit der frühen Gemeinde lebten viele tausend Juden in der Region, die einen großen Anteil an Wohlstand und Bildung hatten.

Paulus stand in einer engen Verbindung zu diesem Hausgemeinde- Netzwerk. Gegründet wurden die Gemeinden aber nicht von ihm, sondern höchstwahrscheinlich von Epaphras, einem engen Mitarbeiter des Paulus (Phil. 2, 25- 30; Kol.4, 12). Es ist anzunehmen, dass dieser aus Kolossä kam, denn im Kolosserbrief bezeichnete Paulus ihn als einer von ihnen. Die Gemeinden dort wurden wegen ihres Glaubens verfolgt und hatten untereinander eine enge Verbindung. Paulus schrieb aus der Gefangenschaft in Rom (oder in Ephesus) drei Briefe an sie, den Kolosserbrief, den Philemonbrief und einen Brief an die Gemeinde in Laodizea, der nicht mehr erhalten ist. Onesimus, der entlaufene Sklave des Philemon und Tychikus, zwei Jünger des Paulus, überbrachten die Briefe (Kol 4,7-9). Beide Briefe sollten wechselweise an beiden Orten vorgelesen werden (Kol. 4.16).

Paulus und seine apostolischen Mitarbeiter
In den Grüßen des Kolosserbriefes erwähnt Paulus neun Personen, die als seine Mitarbeiter (Mitstreiter, Mitwerker) bezeichnet werden können: Tychikus, Onesimus, Aristarch, Markus, Justus, Epaphras, Lukas, Demas und Archippus. Sie alle standen in einer direkten Beziehung zu Paulus und arbeiteten mit ihm zusammen in dem Werk, das Gott ihm aufgetragen hatte. Dazu gehörte auch die apostolische Betreuung des Netzwerkes im Lycostal.

Die Gemeinde im Haus des Philemon und die Gemeinde in Kolossä
Philemon hatte offensichtlich einen großen Hausstand mit Familienangehörigen und Sklaven, ein geeigneter Ort für die Versammlung einer Gemeinde. Das war in der Stadt Kolossä oder in deren Nähe. Der Philemonbrief richtete sich nicht an die Gemeinde einer Stadt, sondern an eine Gemeinde in einem Privathaus. Da gab es dann ja auch den Kolosserbrief, der alle Christen der Stadt mit einschloss. Daraus kann man entnehmen, dass es in Kolossä noch mehr Versammlungen in Häusern gab. Auch Archippus, ein Mitarbeiter des Paulus lebte in Kolossä (Philemon 1,2/ Kol.4,17).

Die Gemeinde in Nymphas Haus und die Gemeinde in Laodizea
Neben dem Brief an die Kolosser schrieb Paulus auch einen Brief an die Laodizeer, der nicht mehr erhalten ist (Kol.4, 17). Am Ende des Kolosserbriefes sendet Paulus Grüße an eine Person namens Nympha(s) und an die Gemeinde in seinem (ihrem) Hause (Kol. 4,15). Aus den biblischen und geschichtlichen Hinweisen kann man entnehmen, dass die Gemeinde in Nymphas Haus zu Laodizea gehörte. Das war eine wohlhabende Stadt (Offb.3,17) und man kann mit Recht vermuten, dass das Haus, in dem sich die Gemeinde traf, über ausreichend Raum und Möglichkeiten verfügte. Es fällt auf, dass Paulus extra noch die Brüder in Laodizea grüßt, woraus man schließen kann, dass sich die Gemeinde des Ortes auch noch in anderen Häusern traf.

Die Gemeinde in Hierapolis erwähnt Paulus nur kurz im Kolosserbrief, wo er sagt, dass Epaphras "viel Mühe um sie und um die in Laodizea hatte". Erst in der nachapostolischen Zeit wird sie wieder erwähnt in den Schriften des apostolischen Vaters Papias von Hierapolis, der 140 n. Chr. starb.

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Mittwoch, 21. Dezember 2011
Aus der Geschichte Lernen.
Viele der Überzeugungen von Christen, die sich zur allgemeinen Hauskirchenbewegung (Hausgemeinden, Einfache Gemeinden) halten sind nicht neu. Es gab mehrere Bewegungen noch in den letzten Jahrhunderten, in denen ganz ähnlich gedacht wurde und Gemeinde auf eine ähnliche Weise gelebt wurde. Einige davon möchte ich mal näher betrachten und aufzeigen, was aus ihnen geworden ist:

1. Die Bewegung der Brüdergemeinden.

Die Brüdergemeinden entstanden um 1830 als eine offene Bewegung um Georg Müller und Robert C. Chapman und als eine geschlossene Bewegung um J.N. Darby, der die Bewegung mit seinen Lehren am stärksten prägte.
Darby war der Meinung, dass alle kirchlichen Systeme, damit meinte er die Staatskirchen und die Freikirchen, von Gott abgefallen waren. In ihnen gäbe es jedoch noch einen gläubigen Überrest von wiedergeborenen Gläubigen, die zum unsichtbaren Leib Christi gehörten. Diese wahren Gläubigen sollten herausgerufen werden, die kirchlichen Systeme zu verlassen, um sich, wie es in Mt. 18,20 heißt, im Namen Jesu zu versammeln. Wer als wahrer Christ noch zu einer der Denominationen gehöre, unterstütze damit die Spaltung des Leibes Christi, und lebe damit in Sünde, die von Gott trennt.
Darby wollte keine neue Denomination begründen, er wollte auch nicht die beste Gemeinde schaffen, er wollte lediglich die wiedergeborenen Christen herausrufen und sie in kleinen Gruppen versammeln, das war sein ehrliches Anliegen. Da er wusste, dass sicher nicht alle diesem Aufruf folgen würden, prägte er die Auffassung, daß man am Tisch des Herrn nur teilnehmen könne, wenn man sich bei den „Brüdern“ versammelte. Meiner Meinung nach ging er schon hier entschieden zu weit und lenkte die Bewegung in eine falsche Richtung, die sich später auswachsen würde.
Die Versammlungen der Brüder sollten außerhalb der bekannten Kirchen und Gemeinden stattfinden, sie sollten keinen neuen Namen bekommen und keine Mitgliederlisten führen. Die Organisation der Versammlungen sollte auf ein Minimum gehalten werden, alle Brüder wurden als gleich erachtet, es gab keinen Pastor oder Gemeindeleiter. Man wollte sich in der Versammlung und beim Gottesdienst allein vom Heiligen Geist führen lassen.

Die Brüder wollten unbedingt vermeiden, dass die Bewegung wieder zu einem organisierten Kirchensystem wird und die Entstehung einer neuen Denomination sollte verhindert werden.
Später wurde aber sichtbar, dass die Brüderbewegung genau dadurch ihre unverkennbare Identität bekam, die sie von allen anderen christlichen Gruppierungen deutlich unterschied. Ihre starke Absonderung lies sie im Laufe der Zeit zu einer elitären Gemeinderichtung werden, die mehr und mehr denominationelle Züge annahm. Später, unter dem Druck des „Dritten Reichs“ sah sich die Bewegung gezwungen, sich stärker zu organisieren und einen offiziellen Namen anzunehmen. Heute stellt sich die große Mehrheit der einstigen Bewegung nach Außen als eine offene Denomination dar, die die Zusammenarbeit mit den anderen Denominationen sucht.

In der Unterhaltung mit vielen Vertretern von Hauskirchen, Hausgemeinden, einfachen Gemeinden erlebe ich oft ähnliche Grundsätze und Gedanken, wie sie bei der Bewegung der Brüdergemeinden vorkamen: „Das Heraustreten aus den Denominationen, das Versammeln im Namen Jesu (Mt.18,20), das Verhindern wollen von Organisationsstrukturen und Namen“ und vieles mehr. Manches davon ist halte ich für richtig, anderes erscheint mir dann auch gefährlich. So entsteht bei mir z.B. die Frage, ob es richtig ist Christen zu veranlassen, ihre insitutionellen Gemeinden zu verlassen, um sich der Bewegung einfacher Gemeinden anzuschließen. Dann frage ich mich auch, wo und wann es richtig ist, Organisation und Struktur zu vermeiden, kann Organisation und Struktur nicht auch ein Ausdruck des Heiligen Geistes sein.
Eine Besinnung auf ein ausbalanciertes Glaubens- und Gemeindeverständnis erscheint mir deshalb als ratsam. Ich meine, dass es auch gut wäre, wenn Verantwortliche von einfachen Gemeinden (Hauskirchen) hier und da zusammenkommen würden, um solche Dinge zu besprechen.

Ric

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Freitag, 14. Oktober 2011
Die Gemeinde in Korinth und die Versuchung zum Aufbau einer hierarchischen und zentralisierten Gemeindestruktur (Teil 1)
Etwa um das Jahr 51 n. Chr. kam Paulus auf seiner zweiten Missionsreise von Athen aus nach Korinth und hielt sich eineinhalb Jahre in der Stadt auf (Apg 18,11ff). Er traf dort Aquila und Priszilla, die sich einige Jahre zuvor hier angesiedelt hatten, weil sie als jüdische Christen von Kaiser Claudius aus ihrer Heimatstadt Rom vertrieben wurden. Sie waren Zeltmacher und betrieben ihr Handwerk jetzt in Korinth. Paulus, der denselben Beruf erlernt hatte, traf sie und arbeitete ein zeitlang mit ihnen. Eine erste Hausgemeinde entstand, die Paulus als Basis für missionarische Aktivitäten in der Synagoge nutzte.
Nachdem Silas und Timotheus aus Mazedonien nachgereist kamen, konzentrierte sich Paulus voll auf die Mission und es gelang ihm etliche zu Christus zu führen. Nachdem aber viele religiöse Juden widerstrebten, sonderte sich Paulus von der Synagoge ab und traf sich mit den Gläubiggewordenen im Haus des Titius Justus, das direkt neben der Synagoge stand. Auch Krispus, der Vorsteher der Synagoge kam mit ihnen. Viele Korinther wurden in dieser Zeit gläubig und ließen sich taufen und bildeten den Grundstock der neuen Gemeinde in Korinth.

Diese Gemeinde war kein homogenes Gefüge, sondern bestand aus verschiedenen Gruppen, die sich in privaten Häusern trafen. Folgende Hausgemeinden können anhand der Erwähnungen des Paulus angenommen werden:

1. Paulus nennt zunächst das Haus des Stephanas in Korinth. Er und seine Hausgenossen waren die ersten Gläubigen in Achaia. Nachdem Paulus sie getauft hatte, stellten sie sich voll für den „Dienst in der Gemeinde“ zur Verfügung (1. Kor. 1, 16; 16,15).
2. Eine der ersten Versammlungen gab es auch im Haus des gottesfürchtigen Titius Justus neben der Synagoge (Apg.18,7)
3. Krispus und sein Haus in Korinth kam dazu (Apg.18,8)
4. In seinen Grüßen an die Römer nennt Paulus die Hausgemeinde im Vorort Kenchräa am Hafen von Korinth (Röm.16.1)
5. Aquila und Priszilla setzen ihre Berufung um und öffnen auch in Korinth wieder ihr Haus für die Gemeinde (Röm.16.3-5/ 1.Kor.16.19)
6. Von den Hausgenossen der Chloe in Korinth erhält Paulus später wichtige Informationen über den Zustand der Gemeinde (1.Kor.1.11)
7. Als Paulus in Korinth seinen Brief an die Römer schreibt, nennt er Gajus, in dessen Haus er gerade zu Gast ist. Das Haus wurde auch für Treffen der Gemeinde genutzt. (Röm.16,23)

Korinth war eine pulsierende Hafenstadt mit etwa 100000 Einwohnern. In ihr gab es extreme sozialen Gegensätze und eine große ethnische und religiöse Vielfalt. In Griechenland war sie bekannt wegen ihrer Sittenlosigkeit. Gefördert durch die römische Politik wurde sie zum Dreh- und Angelpunkt zwischen dem westlichen und dem östlichen römischen Reich.
Natürlich wurde dieser Einfluss auch in der jungen und unreifen Gemeinde sichtbar.
Das Evangelium konnte in Korinth aufgrund der Weltoffenheit ihrer Einwohner leicht Fuß fassen. Von anfangs 8 bis 10 Personen wuchs die Gemeinde in kurzer Zeit auf vermutlich 100 bis 200 Personen an. Es gab kleine Versammlungen in den privaten Häusern und es gab größere gemeinsame Treffen bei denen Christen aus den verschiedenen Hausversammlungen zusammen kamen. Wahrscheinlich war es Gajus, der sein Haus für übergreifende Gemeindetreffen auf Netzwerkebene zur Verfügung stellte, denn es gibt Hinweise darauf, dass sein Haus eine Art Herberge für Durchreisende war.

Die sozialen Gegensätze der Christen in der korinthischen Gemeinde waren sehr groß. Es ist anzunehmen, dass die einzelnen Hausgruppen diese Unterschiede widerspiegelten und die Tendenz zur Abgrenzung vorhanden war. In der Gemeinde gab es Leute aus der Oberschicht (Stadtkämmerer, Synagogenvorsteher, Politiker) und es gab Sklaven (Hafenarbeiter, Prostituierte u. a.). Die starken Unterschiede, die Mentalität und die Unreife der Christen führten zu Unordentlichkeit und fleischlichem Handeln. Hinzu kam der Einfluss von Außen durch verschiedene christliche Persönlichkeiten, wie Paulus, Petrus und Apollos, die unterschiedliche Aspekte vertraten. Was als Vielfalt in der Ergänzung zu einer Harmonie werden sollte, führte durch die Unreife der Gläubigen leider zu Streit und Verwahrlosung. Als offene Großstadtgemeinde waren sie gewohnt, nach dem Lustprinzip sich das zu suchen, was ihnen am besten gefiel, das förderte zusätzlich die Uneinigkeit und Gespaltenheit der Gemeinde. Man weiß, dass Paulus neben den zwei Briefen an die Gemeinde noch andere Briefe schreiben musste, um die Probleme zu lösen. Außerdem stand er mit verschiedenen Leuten vor Ort in Kontakt um seinen Einfluss geltend zu machen und den Streit in der Gemeinde zu schlichten.
Obwohl es Paulus mit Hilfe des Titus gelang, die Streitigkeiten zu befrieden und der Unordnung erfolgreich entgegenzuwirken, blieben diese Probleme unterschwellig weiter vorhanden und wurden zu einem negativen Charakter in der Gemeinde der an die nachfolgende Generation weitergegeben wurde.

Einige Jahrzehnte nach dem Tode des Paulus sieht sich Clemens von Rom, ein Bischof der dortigen Gemeinde (92- 101 n.Chr.) veranlasst, in die immer noch vorhandenen Streitigkeiten der Korinther erneut einzugreifen. Anders wie Paulus, der eine „charismatische Gemeindestruktur“ mit der Gemeindeleitung durch ein Team von Ältesten vertrat, bringt Clemens seine Vorstellung von Gemeindeleitung ein. Er war überzeugt, dass die Gemeinde in ihrer Struktur vorbildlich sein muss, um keinen Anstoß in der Gesellschaft zu erregen. Er sah die staatliche Obrigkeit des Römischen Reiches als Vorbild für die Gemeinde und meinte, dass eine hierarchische Ordnung mit nur einem Führer an der Spitze unbedingt notwendig sei. Deshalb empfahl er der Gemeinde, die Streitigkeiten unter den Ältesten beizulegen und sich einen aus ihrer Mitte als Leiter zu wählen. Es solle als Bischof zwischen Gott und der Gemeinde als Vermittler stehen. (siehe 1. Clemensbrief)
Ähnlich wie Ignatius von Antiochien im Osten des Reiches, vertrat Clemens in seinen Lehren die Idee des „monarchischen Episkopaten“ (königlicher Bischof mit Beamten). Sie vertraten auch die Aufteilung der Gemeinde in Kleriker (berufene Geistlichkeit) und Laien (allgemeines Volk der Christen). In der nachapostolischen Zeit setzte sich diese Gemeindestruktur immer mehr durch. Der Mangel an Leitung durch Apostel und Propheten wurde dann durch die Kirchenhierarchie ausgeglichen. Ab dem 2. Jahrhundert wird Korinth als Bischofsitz erwähnt, später weitete sich das noch auf einen Metropolitensitz aus.

Ric

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Donnerstag, 14. Juli 2011
Ignaitus v. Antiochien und der monarchische Episkopat
Die Gemeinde in Antiochien brachte eine der bekanntesten Kirchenpersönlichkeiten der Antike hervor, Ignatius von Antiochien, der zum bedeutendsten Förderer der institutionellen Kirche wurde. Die von ihm entwickelten Lehren und Kirchenordnungen prägten die Grundlagen der Syrisch- Orthodoxen Kirche, der Katholischen Kirche und der Anglikanischen Kirche. Er gilt bis heute als der stärkste Initiator der frühen dogmatischen Festlegung der Gemeinden des Ostens. Was Clemens in Rom und im westlichen römischen Reich bewirkte, das tat Ignatius ungefähr zur selben Zeit im Osten des Imperiums.

Ab etwa 68 n. Chr. war Ignatius, mit Beinamen Theophoros („der Gott im Herzen trägt“), Bischof der Gemeinde in Antiochien. Die östliche Kirchentradition behauptet, dass er ein Schüler des Johannes gewesen sei und nach Petrus und Euodios als dritter Bischof die Gemeinde leitete. Er wurde auf Befehl des römischen Kaisers Trajan gefangen genommen und erlitt etwa 107 n. Chr. im Tierkampf in Rom den Märtyrertod. In seinen sieben Briefen, den "Ignatien" warnte er eindringlich vor Irrlehren und ermahnte die angeschriebenen Gemeinden zu apostolischer Einheit unter dem einen Bischof,. Mit der besonderen Betonung der bischöflichen Autorität als einem „monarchischen Episkopat“ hatte er die hierarchische Struktur der jungen Kirche gefestigt. Als erster erhob er das Bischofsamt vollends als besonderes Aufseheramt aus dem Presbyterkollegium heraus. Er forderte für den "Hauptältesten", den er Bischof nannte, alle Autorität in Lehr- u. Ordnungsfragen und die Unterwerfung der Diakone und Laien unter seine und unter die kirchliche Autorität. Er lehrte: "Wer den Bischof ehrt, wird von Gott geehrt; wer ohne den Bischof etwas tut, dient dem Teufel“. Er schuf auch die so genannte „Urbild-Abbild- Theorie“ in der der Bischof zum Mittler zwischen Gott und der Gemeinde erhoben wird. Er schrieb: "Es ist klar, dass man den Bischof wie den Herrn selbst ansehen muss." Durch seinen starken Einfluss entwickelte sich auch die Abendmahlsliturgie zur Eucharistiefeier und erhielt seinen besonderen Stellenwert. Nur der Bischof durfte sie zelebrieren – er bezeichnete sie als ein "Antiserum gegen die Sünde".

Zusammen mit Clemens von Rom prägte Ignatius in seiner Zeit auch die „Apostolische Sukzession“, als direkte Nachfolgeregelung für die Bischöfe der institutionellen Kirche.Das ist die ununterbrochene Weitergabe des Bischofsamtes angeblich ausgehend von den Aposteln über viele Bischöfe vergangener Tage bis hin zu den heutigen Bischöfen, mittels der Bischofsweihe.
Mit den Bischöfen als eine „Klasse“, die über den Ältesten, Diakonen und der gesamten Gemeinde stand, schufen sie eine neue Priesterkaste mit zentralistischer Verantwortung, wie das Priesteramt im Alten Testament. Das Abendmahl bekam durch Ignatius als Eucharistiefeier eine magisch-mystische Bedeutung und brachte den Opferdienst nach alttestamentlichen Vorstellungen wieder zurück. Die Lehren des Ignatius von Antiochien und von Clemens von Rom trugen entscheidend zur Herausbildung des Gegensatzes zwischen Laientum und Klerus bei und schufen entscheidende Grundlagen für die zukünftige Gemeinde als eine kirchliche Institution mit Hierarchien und Kirchenrecht, wie wir sie bis heute kennen.

In der Gemeinde des neuen Bundes gibt es keine Priesterkaste, es gilt das allgemeine Priestertum und es gibt auch keinen Opferdienst mehr, denn Jesus ist einmal als Opfer für uns gegeben worden, was nicht wiederholt werden muss (1.Petr.2). Jeder Christ soll eine priesterliche Verantwortung übernehmen und einen heiligen Gottesdienst tun (Römer 1,1-2). Er braucht keinen Vermittler mehr, der Opfer bringt und mit Gott in Kontakt tritt, Jesus hat das bereits für alle getan. Er tritt für uns beim Vater ein.
Der Anspruch der Bischöfe auf den Platz der Vermittlung zwischen Gott und dem Kirchenvolk hatte Folgen. Da jene sich Gott näher glaubten, nahmen sie sich das Recht, Herrschaft über die „Laien“ (griech. laos = Volk) auszuüben, dadurch wurde die Herrschaft Jesu verdrängt. In dieser Zeit wurde auch zum ersten Mal die Besoldung des Bischofs eingeführt.

Artikel entnommen aus dem Buch "Einfach(e) Gemeinde leben" von Richard Schutty
(die kursiven Textteile sind Zitate und Worte direkt entnommen aus den Briefen von Iganatius von Antiochien)

Ric

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Mittwoch, 29. September 2010
Zeiten der Wiederherstellung - einfache Gemeinde?
Unter Vertretern von Hausgemeinden/ Einfachen Gemeinden und auch bei sonstigen, anderen OOCC`s (= out of church christians = Christen außerhalb von Gemeinden) gibt es oft eine sehr negative Bewertung der Denominationen (Konfessionen).
Auch ich selbst habe mich hinreißen lassen, ein negatives Urteil über alle Konfessionen auszugießen. Kürzlich bin ich bei der Lektüre eines Buches darüber ins Nachdenken gekommen. Ich muss wohl doch meine Sicht korrigieren, zugunsten eines ausgewogeneren Bildes.
Hab ich doch nicht selbst vor nicht langer Zeit positiv hervorgehoben, dass jede Konfession eine bestimmte Wahrheit betont, die für alle wertvoll ist. Als Problem hatte ich skizziert, dass die Konfessionen bei dieser entdeckten Wahrheit stehen geblieben waren und sie konserviert hatten, damit haben sie eine Tradition – nämlich ihre Konfession geformt und sich gegen frische Neurungen gewehrt. Okay, nicht alle, einige sind weitergegangen und haben ihr Bild durch die neue Erkenntnis ergänzt.

Man muss das mal ganz genau und richtig darstellen, das versuche ich jetzt:

1. Die Gemeinde des ersten Jahrhunderts war zweifellos in der Entwicklung – doch innerhalb eines Jahrhunderts hatte sie die geistlichen Wahrheiten herausgebildet und zeigte ein vollständiges Bild der Gemeinde Jesu:
„die Gerechtigkeit aus Glauben, die Taufe auf den persönlichen Glauben hin, die Erfüllung im Heiligen Geist, die Gaben im Heiligen Geist, die Wunder und Zeichen, die besondere Vollmacht, das Reich Gottes voranzutreiben und den Sieg über den Feind, die dienende Leiterschaft, der volle 5- fältige Dienst in Aktion, zugerüstete Heilige, die hinausgehen, das Reich Gottes verkündigen und Gemeinden bilden, Hausgemeinden und Stadtgemeinden mit Ältesten, eine sich selbst reproduzierende Gemeindebewegung über mindestens vier Generationen…

2. Nicht lange nach dem Tod des letzten Apostels veränderte sich die Situation. Paulus hatte mehrfach davor gewarnt (siehe Apg 20,29: „Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen“.) Mehr und mehr kam der weltliche und dämonische Einfluss in die Gemeinde. Einen großen Anteil an der negativen Veränderung hatten die griechische Philosophie und die römische Kultur. Im 4. Jahrhundert nachdem die letzte Verfolgungswelle abebbte und das Christentum zur neuen römischen Staatsreligion ausgerufen wurde begann der völlige Abstieg der Gemeinde, bis sie im finsteren Mittelalter fast ganz versunken schien. Doch Gottes Verheißung aus Jes. 42,3 lautet: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Und Jesus ermutigte Petrus mit den Worten: „und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen„ (Mt.16,18)

3. Also geschah nach mehr als 1000 Jahren ein Neuanfang im Leben der Gemeinde, die erste echte Wiederherstellungsbewegung, durch die Reformation im 15. Jahr- hundert ausgelöst. Es folgten darauf hin noch mehr solcher Bewegungen, z.B. die Heiligungsbewegung im 17./18. Jahrhundert und später im 19./20 Jahrhundert die Pfingstbewegung, schließlich kam die Charismatische Bewegung ab ca. 1960, um die wichtigsten zu nennen. Innerhalb dieser einzelnen großen Bewegungen gab es auch viele kleine Strömungen, viele von ihnen endeten in Konfessionen, so z.B. die Methodisten, Gemeinde Gottes, die Heilsarmee, Baptisten, Brüdergemeinden, Pfingstgemeinden und viele andere Nebenzweige die aus diesen entstanden.

4. Man kann sagen, dass durch alle Wiederherstellungsbewegungen, aus denen neue Konfessionen entstanden, grundlegende Wahrheiten der Gemeinde im Laufe der letzten 500 Jahre erneuert wurden. Das kann uns zu einer positiven Bilanz führen, wenn wir die sektiererischen Züge der irregeleiteten Nebenströmungen nicht überbewerten. Schließlich sollten wir nicht vergessen, dass viele Christen heute in allen wiederhergestellten Wahrheiten leben und damit geistlich enorm gewachsen sind. So gesehen kann ich mein christliches Leben als eine Reise durch die Konfessionen betrachten, bei der ich mir jede der wiederhergestellten Wahrheiten „einverleibt“ habe. Leider gibt es aber viele Christen, die nicht weitergegangen sind und in der wiederhergestellten Wahrheit ihrer Konfession verharren.

5. Jemand drückte es einmal etwa so aus:
Manche Christen sind nie über die erste Zeit ihres Christseins hinausgewachsen. Man könnte sagen, sie haben auf dem Weg von Ägypten ins verheißene Land christliche Gruppen gebildet, und Lager an unterschiedlichen Stationen aufgebaut. Einige leben seit vielen Generationen im Lager der Katholischen Kirche und haben bis heute noch nicht die Wiederherstellungs- Wahrheit der Reformation erlebt. Im zweiten Lager befinden sich schon über Jahrhunderte die historischen Protestanten, sie haben die Wahrheiten der evangelikalen Heiligungsbewegung nicht ergriffen. Viele aus der Heiligungsbewegung wiederum leben noch heute an einem Platz, wo sie die vor einhundert Jahren in der Pfingstbewegung wiederhergestellten Wahrheiten noch nicht erfasst haben. Wenn wir weitergehen, können wir feststellen, dass es sogar einige (oder viele?) Charismatiker gibt, die an einer weiteren Station leben, wo sie bis heute noch nicht in den Wahrheiten und geistlichen Erlebnissen der prophetischen und apostolischen Bewegung von heute leben. Ohne Zweifel werden auch viele, die jetzt am Prophetischen und Apostolischen beteiligt sind, nicht weitergehen, um an der nächsten Bewegung teilnehmen zu können.

Welches diese neue Bewegung ist, oder sein kann, möchte ich an dieser Stelle offenlassen. Aber dass die Wahrheiten der Gemeinde Schritt für Schritt wiederherge- stellt müssen, ich meine, darüber gibt es keinen Zweifel. Ich denke dabei an das was Petrus in Apg.3, 19-21 sagte:
„So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“

Ric

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Dienstag, 25. März 2008
Die "Gemeindeämter" in und am Ende der apostolischen Zeit
aus der pfingstlichen Zeitschrift Gärtner 6ff./ aus dem Jahre 1908
Wenn wir über dieses Thema an dieser Stelle einiges sagen sollen, wollen wir vorausschicken, dass wir die Bezeichnung „Amt“ nicht gerne gebrauchen, dass wir aber eine andere, ganz zutreffende Bezeichnung für das, was gemeint ist, auch nicht recht haben. Im griechischen Urtexte des Neuen Testamentes steht der Ausdruck „Diakonia“ das heißt „Dienst“; wenn wir aber Dienst sagen, so kommt es nicht ganz zum Ausdruck, dass der, der die „Diakonia“ hat, damit einen dauernden Beruf und eine besondere Stellung in der Gemeinde einnimmt. Man hat deshalb wohl beide Bezeichnungen verbunden und von „Dienstämtern“ gesprochen und vielleicht ist es in der Tat die zutreffendste Bezeichnung.

Gab es denn nun in der ersten Gemeinde besondere Dienstämter? Ja, ohne Zweifel. Dieselben waren mit der Geistesausgießung gegeben und durch sie begründet. Mit dem Heiligen Geiste waren nämlich auch die Geistesgaben gegeben, und zwar vom Herrn, der sie in seinem Dienst zum Aufbau seines Leibes, der Gemeinde, benutzen wollte. Darüber reden am deutlichsten die Kapitel 12-14 des 1. Korintherbriefes und die Stelle Eph. 4,7-16, welche mitten aus den lebendigen Anfängen der apostolischen Tätigkeit Pauli stammen. Wir erfahren da nicht nur, dass es Dienstämter in der Gemeinde damals überhaupt schon gab, sondern wir hören auch, welche es gab. In der Stelle 1.Kor. 12,28 zählt sie Paulus sozusagen an den Fingern her: „Gott setzte die einen in der Gemeinde erstens zu Aposteln, zweitens zu Propheten, drittens zu Lehrern ....“ In Eph. 4,11 sind es einige Benennungen mehr, die er angibt; wir lesen nämlich da: „Er selbst setzte die Einen zu Aposteln, die andern zu Propheten, die andern zu Evangelisten, die anderen zu Hirten und Lehrern ....“ Diese Stelle, die offenbar später geschrieben ist als die erstere, gibt eine weitere Entfaltung der in 1.Kor. 12,28 genannten 3 Grundämter: „Apostel, Propheten, Lehrer.“ Wir kommen gleich darauf näher zu sprechen und wollen zunächst betonen, dass die genannten drei Dienstämter vom Herrn selbst verordnet waren („er selbst setzte“) und zwar nicht zu Nutzen einer einzelnen, örtlich beschränkten Gemeinde, sondern für die Gesamtgemeinde. Diese geistgesalbten Männer, die Apostel, Propheten und Lehrer, verbanden die Gemeinden aller Orte sozusagen als lebendige Bindeglieder. Das geht aus der Bedeutung hervor, die das Wort „Gemeinde“ in der Stelle 1.Kor. 12,28 hat; es kann dort offenbar nur die Gesamtgemeinde gemeint sein.

Unter den Aposteln, deren Dienstamt überall als das erste der vom Herrn geordneten genannt wird, versteht die Schrift Neuen Testaments überall in erster Linie die „Zwölfe“ und den Paulus, aber auf sie beschränkt ist der Name keineswegs. In Apg. 14,4 heißt auch Barnabas Apostel, und in Röm. 16,7 belegt Paulus seine Verwandten, Andronikus und Junias, mit diesem Namen; auch Epaphroditus wird mit diesem Namen genannt (Phi. 2,23) und die „Brüder“, die von den Gemeinden abgesandt waren (2.Kor. 8,23). Diese Ausdehnung des Wortes Apostel auf andere begnadete Männer neben den „Zwölfen“ wird durch die Tatsache erklärt, die uns auch in der nachapostolischen Zeit noch deutlich entgegentritt, dass es Männer gab, die, wie ein Paulus, hinauszogen, um das Evangelium zu verkündigen und Gemeinden zu gründen. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir die in der Stelle Eph. 4,11 erwähnten „Evangelisten“ oder Evangeliumsverkündiger darunter verstehen; sie sind also eine besondere, vom Herrn der ganzen Gemeinde gegebene Gruppe von „Aposteln“ neben den Zwölfen gewesen.

Jedenfalls war es die Aufgabe der Apostel wie der Evangelisten (Eph. 4,11) das Evangelium an bisher davon unberührte Orte zu bringen, während die Propheten und Lehrer (in Eph. 4,11 kommen die Hirten hinzu) den Beruf hatten, schon gegründete Gemeinden weiter zu erbauen und zu fördern. Den Propheten war nach 1.Kor. 14 vom Geist gegeben, die Gemeinde zu bauen durch Enthüllung der Gottestiefen wie der Tiefen des menschlichen Herzens, durch geistliches Richten und Aufrichten. Darum lesen wir 1.Kor. 14,3: „Der Prophet redet Menschen zur Erbauung und zur Tröstung und zum Zuspruch“; und V. 5: „Der Prophet erbaut die Gemeinde.“ Die Lehrer hinwieder waren den Propheten verwandt, jedenfalls dienten auch sie nicht, wie die Apostel und Evangelisten der Gemeindegründung, sondern der Gemeindeerbauung; ihnen war für diesen Zweck das „Wort der Weisheit und Lehre“ als Gnadengabe verliehen; es waren Leute, für die das Wort. 1.Kor. 12,8.9 gilt: „Den Einen ist gegeben ein Wort der Weisheit durch den Geist, einem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist....“

Alle 3 genannten Dienste und Ämter, Apostel, Propheten und Lehrer, gehörten, wie gesagt, der Gesamtgemeinde an und nicht einer Ortsgemeinde. Daraus folgt, dass die Inhaber solcher Dienstämter, solange es ihre Kraft zuließ, wanderten von einer Gemeinde zur andern, von einem Ort zum andern. So sehen wir im Neuen Testament nicht nur den Paulus, sondern auch den Petrus, wie aus den zerstreuten Notizen über ihn hervorgeht, und den Johannes, den wir schließlich im hohen Alter zu Ephesus finden, und gewiss wanderten auch die andern Apostel, von denen wir wenig oder nichts wissen. Ein Beispiel für einen wandernden Lehrer könnte z.B. Apollos sein, den wir zuerst in Ephesus sehen, und der dann wohl nach Korinth ging, endlich bei Titus auf der Insel Kreta war (Tit. 3,13) und von diesem gemäß Pauli Auftrag mit allem nötigen zur Weiterreise sorgfältig versehen wurde, später war Apollos vielleicht in Italien. In Tit. 3,13 lernen wir auch den Gesetzeslehrer Zenas kennen, der jedenfalls ein ehemaliger Rabbi und jetziger christlicher Wanderlehrer war.

Wo sind denn nun diese wandernden Apostel, Propheten und Lehrer später geblieben? Es kann auf die Frage zweierlei geantwortet werden:

sie waren auch nach der apostolischen Zeit, in den Jahren 100-200 noch vorhanden

sie sind später allerdings gänzlich verschwunden; die Apostel verschwanden, als die bischöfliche Verfassung in den Gemeinden sich ausbildete, die Propheten verschwanden durch den Missbrauch, den die montanistische Bewegung mit dem geistgesalbten Prophetentum getrieben hatte, und die Lehrer verschwanden, als sich die theologischen Lehrschulen, die Katechetenschulen oder wie man sie nennen will, zu entwickeln begannen.

Dass aber die Geistesgaben für die genannten Dienstämter und die Möglichkeit, sie zu verwerten, allmählich aufhörte, ist ohne Frage sehr bedauerlich und ein Zeichen dafür, dass der Herr sich von der Gemeinde mehr und mehr zurückzog.

In der nachapostolischen Zeit aber gab es, wie schon gesagt, solche wandernden Apostel, Propheten und Lehrer noch. Das bezeugt besonders eine im Jahre 1883 wiederaufgefundene Schrift, die so genannte „Lehre der 12 Apostel“, die wahrscheinlich in den Jahren 100-150 n. Chr. geschrieben wurde. (http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texteapo/didache.html) In dieser Schrift ist in den Kapiteln 10 ,11, 12, 13 von den wandernden Aposteln, Propheten und Lehrern die Rede, und es wird genaue Anweisung gegeben, wie die Gemeinden sich ihnen gegenüber zu verhalten hätten. Das ist ein Beweis dafür, dass es damals, also etwa um das Jahr 150, noch solche Männer gab. Auch einen bekannten Schriftsteller, Justin, zubenannt „der Märtyrer“, der Schriften hinterlassen hat, könnte man unter die wandernden Lehrer rechnen; bevor er den Märtyrertod erlitt (etwa 150 n. Chr.) war er durch die ganze Welt gezogen und hatte überall die Gemeinden besucht, lehrend und lernend. Später verschwinden aber, wie gesagt, diese Reiselehrer ganz.

Bevor wir uns jetzt zu den Dienstämtern in der Einzelgemeinde wenden, wollen wir dem Wunsche Ausdruck geben, dass der Herr selber doch auch der Gemeinde unserer Tage die Apostel (=Evangelisten =Missionare), die Propheten, die Lehrer wiedergeben möge, die der ganzen Gemeinde dienen, dass auch in unseren Tagen der Leib Christi, die Gemeinde, gebaut werde. Es ist keine Frage, dass auch die heutige Gemeinde ihrer bedarf und dass auch heute der Herr Gaben geben kann, die er im Dienst seiner Gesamtgemeinde verwendet wissen will. Es ist aber nötig, dass die Gemeinde sich umsehe nach solchen Männern, die der Herr für diesen großen Beruf ausgerüstet hat. Es wäre hierfür vielleicht segenbringend, wenn wir den Werdegang des Saul von Tarsus von seiner Bekehrung bis zu seiner Berufung und Anerkennung als Apostel sorgfältig beachteten. Das kann aber hier nicht näher ausgeführt, sondern nur hinweisend berührt werden. Es ist sehr lehrreich, wie Saul von Tarsus in der Stille lebt, dann von Barnabas nach Antiochien geholt wird, wie er dort ruhig in der Gemeinde wirkt, bis der Geist eine deutliche Anweisung gibt, wie er aber auch dann noch nicht der Führer ist, sondern erst auf der Reise durch Zypern gegenüber der bösen Macht in Bar-Jehu durch den Tatbeweis offenbar wird, dass Saulus, der nun Paulus heißt, den Beruf vom Herrn vor den andern hat, so dass jetzt sein Name an die erste Stelle tritt. (1)

Die Apostel, Propheten und Lehrer wussten sich vom Herrn für den Dienst der gesamten Gemeinde berufen; es bedurften aber auch die einzelnen Gemeinden, die Ortsgemeinden, sehr bald solcher, die ihnen besonders dienten. Vor allem machte sich sehr früh das Bedürfnis nach einer gewissen und bestimmten Leitung geltend. Deshalb nahmen zuerst die judenchristlichen Diasporagemeinden die Einrichtung der Ältestenkollegien an; das jüdische Volksganze wie die einzelnen Ortsgemeinden der Juden im jüdischen Land und in der Diaspora wurden ja bekanntlich von Ältesten geleitet. Der Jakobusbrief, der an judenchristliche Gemeinden, die noch innerhalb des jüdischen Volksganzen stehend gedacht sind, gerichtet ist, redet in jener bekannten Stelle Jak. 5,14 von den Ältesten, und an den Stellen Apg. 11,3;15,2;21,18 hören wir, dass die große judenchristliche Ur- und Muttergemeinde zu Jerusalem Älteste besaß, obwohl uns nicht erzählt wird, wann diese Gemeinde die Ältesten erwählt hat; es muss wohl nach den ersten Verfolgungszeiten und dem Weggang der Apostel von Jerusalem geschehen sein; die Ältesten traten an die Stelle der scheidenden Apostel. Die angeführten Stellen beweisen uns jedenfalls, dass in den judenchristlichen Gemeinden die Ältesten zuerst eine ständige Einrichtung wurden.

Es ist aber für uns nun sehr wichtig, wenn wir feststellen, dass auch Paulus in den Gemeinden Kleinasiens schon auf seiner ersten Reise Älteste einsetzte; dies lesen wir deutlich in Apg. 14,23: „Sie ordneten hin und her Älteste in den Gemeinden.“ In Apg. 20,17 hören wir von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus und es ist lehrreich, dass Paulus sie in seiner Abschiedsrede als vom Heiligen Geist gesetzte „Bischöfe“ (Aufseher) anredet; „Älteste“ und „Bischöfe“ sind also von Anfang an zwei Namen für dieselbe Sache. Wir sehen also, dass Paulus die jüdische und judenchristliche Ältesteneinrichtung auch in den von ihm gegründeten Gemeinden eingeführt hat. Er folgte da freilich keineswegs einem mechanischen Schema. In den griechischen Gemeinden z.B., die Paulus auf der zweiten und dritten Reise gründete, hören wir von Anfang an nichts von Ältesten. Aus den Stellen 1.Kor. 16,15; Röm. 16,1ff. u.a. lässt sich vielmehr schließen, dass in Griechenland die Neubekehrten sich zunächst um die Erstbekehrten oder um anderweitig hervorragende Glieder (z.B. Aquila, Priszilla) sammelten; diese Glieder stellten sich der Gemeinde freiwillig zu Dienste und nahmen in der Gemeinde eine ähnliche Stellung ein, wie die sogenannten „Patrone“ und „Patroninnen“ in den vielen damaligen religiösen Genossenschaften der heidnischen Griechen; wie Paulus also bei den Juden die jüdische Form des Gemeindedienstes annahm, so hat er bei den Griechen zunächst eine Form des Gemeindedienstes zugelassen, die in dem griechischen Volksleben gang und gäbe war. Allerdings betrachtete er diese Form nur als ein Anfangsstadium. Wohl gab es anfänglich in Griechenland feste Dienstämter nicht, aber sie entwickelten sich allmählich. In 1.Kor. 12,28 nennt Paulus unter den geistlichen Gaben auch die Gaben der Hilfeleistung und die Regierungsgaben. In diesen Gaben zu dienen und zu leiten lag dann auch der Keim zur Ausbildung der entsprechenden ständigen Ämter in den Gemeinden. So sehen wir z.B., dass die Gemeinde zu Philippi 10 Jahre nach ihrer Gründung „Aufseher“ und „Diener“ (Bischöfe und Diakonen) hat (Phi. 1,1); sie hatte sie von Anfang an nicht, vielmehr entwickelten sich dieselben dort im Laufe der Zeit. So wird es in Griechenland, wo Paulus von Anfang an die Ältesten nicht so einsetzte, wie er es in den mehr judenchristlichen Gemeinden Kleinasiens tat, wohl mehrfach gewesen sein; Paulus ließ der freien Entwicklung der Dienstämter in der Gemeinde Zeit und Raum. Erst als er gefangen dem Tode entgegensah, ordnete er die Gemeindeverhältnisse in dieser Hinsicht überall (auch in Griechenland) fester. Er beauftragte seine Stellvertreter, Titus und Timotheus, jetzt in jeder Gemeinde Älteste einzusetzen, die mit der Aufsicht und Verwaltung der Gemeinde zu betrauen sein; besonders bezog sich sein diesbezüglicher Auftrag auf die Stadtgemeinden, wie aus Tit. 1,5 hervorgeht: „deswegen ließ ich dich in Kreta, damit du das noch Fehlende durchführst und in jeder Stadt Älteste einsetztest ...“ Dass auch Timotheus einen ähnlichen Auftrag hatte, dass er jedenfalls der Ältestenfrage wie allen Dienstämtern in der Gemeinde seine besondere Sorgfalt zuwenden sollte, geht daraus hervor, dass ihm Paulus in 1.Tim. 3,1-13 genaue Anweisungen über die Dienstämter in der Gemeinde gibt, sowohl was die Ältesten als auch was die Diakonen betrifft. Übrigens zeigt ein sorgfältiges Vergleichen der Stellen über die Ältesten, dass die Namen „Älteste“ und „Bischöfe“ sich decken. Wie die Ältesten von Ephesus von Paulus als Bischöfe angeredet werden (Apg. 20,17.28), so wechselt auch in Tit. 1,5 und 7 die Bezeichnung „Ältester“ und „Bischof“. Jedenfalls hat Paulus diese Bezeichnungen nach Belieben gebraucht als Namen für dieselbe Sache.

Am Ausgange des Lebens Pauli sehen wir somit, dass in den größeren Gemeinden Älteste oder Bischöfe als leitende Aufseher standen und neben ihnen noch dienende Gehilfen oder Diakonen (vergleiche 1.Tim. 3,1-17; Phi. 1,1); ja, es werden sogar „Dienerinnen“ (Diakonissen) und Witwen erwähnt, die jedenfalls zu Dienstleistungen und auch zur Beaufsichtigung der weiblichen Gemeindeglieder berufen waren (1.Tim. 5,9).

Wie haben sich nun diese Dienstämter in den Einzelgemeinden nach dem Tode der Apostel weiter entwickelt? Antwort: Die Entwicklung war die, dass aus der Zahl der Ältesten sich allmählich einer heraushob, der sich nach und nach als „der Bischof“ von den „Ältesten“ unterschied. Dieser Bischof gewann alsdann allmählich im Ältestenkollegium den Vorsitz und ersten Rang und in der späteren Entwicklung wurde er der alleinige Machthaber in der Gemeinde überhaupt.

Diese Entwicklung vollzog sich am frühesten in den kleinasiatischen Gemeinden. Schon aus den Sendschreiben der Offenbarung (Kap. 2-3) sehen wir, dass in Kleinasien an der Spitze der Gemeinden ein „Engel“ stand. Dieses Wort bezeichnet gewisslich nicht einen überirdischen Engel, sondern einen menschlichen Ältesten oder Bischof; es hatte sich also in Kleinasien noch zu Lebzeiten des Johannes das Verhältnis so entwickelt, dass einer aus dem Ältestenkollegium an die Spitze desselben und damit eben auch an die Spitze der Gemeinde überhaupt trat. Diese Stellung desselben wird auch weder vom Herrn noch von Johannes getadelt. Wir können also in unserer Zeit auf Grund der Schrift bis zu diesem Punkte der Entwicklung mitgehen. Die nachapostolische Zeit aber ist noch weiter gegangen; sehr bald hat man die Stellung des jüdischen Priesters und Hohenpriesters auf jenen Bischof übertragen und so die Monarchie des Bischofs in der Gemeinde begründet. Clemens von Rom schrieb etwa im Jahre 95 einen Brief an die Gemeinde zu Korinth, worin er zum ersten Male jene verhängnisvolle Gleichstellung der Ältesten und Bischöfe mit den jüdischen Priestern aussprach. Ignatius aber, ein Bischof von Antiochien, der im Jahre 115 als Märtyrer starb, geht in seinen Briefen an verschiedene Gemeinden noch weiter: „Der Bischof steht an Gottes Statt,“ führt er aus, „untergebet euch ihm wie dem Herrn Jesus Christus; wo der Bischof ist, da ist die Gemeinde; ohne ihn gibt es keine Gemeinde (kein Sakrament); wer ohne den Bischof ist, dient dem Teufel, wer sich dem Bischof widersetzt, widersteht Gott.“ Solche Worte und Gedanken finden wir im Neuen Testament nicht, selbst da nicht, wo die Stellung der Ältesten und Bischöfe am weitesten ausgebildet ist. Gerade in Kleinasien, wo dies der Fall war, bekämpft der Apostel oder „Älteste“ Johannes in seinem 3. Briefe die Anmaßung des Diotrephes (3.Joh. 9), der der „erste sein wollte.“ Eine solche Entwicklung, wie sie also durch Clemens und Ignatius begründet wurde, lag nicht im Sinne der Apostel; das monarchische Bischofsamt, dem alle Machtbefugnisse zustehen, war nicht ihre Absicht. Gerade wie es eine bedauerliche Entwicklung der nachapostolischen Zeit ist, dass die wandernden Apostel, Evangelisten, Propheten und Lehrer allmählich bei Seite gedrückt wurden, so ist es bedauerlich, dass sich in den Gemeinden allmählich das monarchische Bischofsamt entwickelte, das nach und nach alle Befugnisse an sich riss.

Wohl aber ist es der Schrift und dem Sinne der Apostel entsprechend, dass diejenigen, die die Geistesgabe der Leitung haben, als Älteste oder Bischöfe der Gemeinde vorstehen und ihr mit ihren Gaben dienen; ebenso ist es schriftgemäß, wenn jenen auch zur Hilfe „Diener“ oder „Diakonen“ zur Seite treten. Das Beispiel der kleinasiatischen Gemeinden zeigt uns sogar, dass es nicht als unbiblisch verworfen werden kann, wenn aus der Zahl der Ältesten eine Person besonders hervortritt und die Gemeinde sozusagen repräsentiert. Weiter aber dürfen wir nicht gehen, wenn wir nicht über die von der Schrift gezeichneten Linien hinausgehen wollen. Dass in der gesamten Angelegenheit betreffend der Dienstämter in den Gemeinden eine große Freiheit herrscht, das haben wir wohl aus den bisherigen Ausführungen erkannt. Zeit und Raum zur Entwicklung, die die apostolischen Gemeinden in dieser Sache unter den Augen der Apostel hatten, dürfen wir gewiss auch in unserer Zeit in Anspruch nehmen, wo es angebracht ist. Es ist kein „muss“, daß eine Gemeinde von vornherein Presbyter und Diakonen hat; es haben sogar mancherlei Gestaltungen aus dem bürgerlichen Leben anfänglich Raum in der Gestaltung der Einzelgemeinde; es darf auch der Gemeinde nicht verwehrt werden, Älteste, Bischöfe, Diakonen, Diakonissen sich zu erwählen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Zeitschrift Gärtner 6ff./1908

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Donnerstag, 29. März 2007
Das Diotrephes- Syndrom
Johannes, der Jünger Jesu lebte Mitte bis Ende des 1. Jahrhunderts in Ephesus und schrieb dort einen Brief, den wir als den 3. Johannesbrief kennen.
Er stammt etwa aus dem Jahre 90 n. Chr. und soll die Aufnahme des reisenden Dieners Demetrius sicherstellen. Johannes wandte sich dabei an Gajus, da dieser durch seine Liebe zur Wahrheit und zur Gastfreundschaft in der Gemeinde bekannt war. Damals war es üblich, dass Apostel, Propheten, Evangelisten und Lehrer umherzogen und die Gemeinden der römischen Welt besuchten, um ihnen mit dem Evangelium zu dienen. Demetrius war einer dieser „Wanderprediger“, der bald kommen wollte. Dazu gab ihm Johannes ein Empfehlungsschreiben für Gajus mit, das uns heute in Form dieses Briefes vorliegt.

Diotrephes und Gajus waren gleichberechtigte Älteste in der Gemeinde, doch traten sie in ihrer Einstellung und in ihrem Verhalten recht unterschiedlich auf. Gajus pflegte eine gute Beziehung zu dem Apostel Johannes und war offen für dessen Rat und Hilfe. Er gewährte gerne Gastfreundschaft und nahm die reisenden Dienste wohlwollend auf. Während Diotrephes den Einfluss des Apostels blockieren wollte und kein Interesse an den Diensten hatte. Vermutlich gab es noch einen anderen Brief, den Diotrephes verschwinden ließ, deshalb gibt er diesen Biref Demetrius als Empfehlungsschreiben mit und richtet es direkt an Gajus und an die Gemeinde.

In dem Schreiben wird deutlich, dass Diotrephes die Gemeinde dominieren und allein Autorität über sie ausüben wollte, so lesen wir „Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der erste sein will, nimmt uns nicht an“.
Schon in der Vergangenheit hatte dieser Älteste den reisenden Diensten den Eintritt in die Gemeinde verwehrt. Wahrscheinlich hatte er Angst, seine Autoritätsstellung nicht weiter ausbauen zu können, denn er wollte in Zukunft die Geschicke der Gemeinde alleine lenken. Die reisenden Dienste waren eine Herausforderung gegenüber der Stellung, die Diotrephes einnahm und auch behalten wollte. Deshalb konnte er sie nicht dulden.
Die meisten christlichen Versammlungen wurden in dieser Zeit immer noch von einer Gruppe von Ältesten geleitet. Der „monarchische Episkopat“, ein Leiter, der als Autorität über den Ältesten stand (Bischof - Priester - Pastor) hatte sich noch nicht durchgesetzt. Doch schon waren die ersten Vorboten zu erkennen. Durchsetzen konnte sich diese erste Leiterhierarchie in den Gemeinden erst ab ca. 100 n. Chr, nach dem die letzten Apostel des Herrn (Jesu Jünger) gestorben waren. Die umherreisenden Prediger hatten es dann immer schwerer, von den erstarkten Bischöfen der Gemeinden akzeptiert zu werden. (siehe Artikel hier „Antiochien, die erste heidenchristliche Gemeinde in Syrien“)

Der Apostel Johannes blieb dem Beispiel Jesu treu und versuchte die geistgeleitete Dienststruktur der Gemeinde zu bewahren. Das einzige Schutzmittel, welches er anwandte, war der Hinweis auf die Wahrheit, die in der Sendung der Arbeiter deutlich wird. Die Bevollmächtigung eines Diener Gottes beruhte einzig und allein in ihr. Es gab keine andere Bevollmächtigung, durch welche die Sendung solcher Prediger bestätigt worden wäre.
Leider wurde auch hier später die „Apostolische Sukzession“ eingeführt, um die Bevollmächtigung und Nachfolge durch Kirchengesetze zu regeln und durch Ordination von Priester zu Priester weiterzugeben. Das bedeutete das Aus der geistgewirkten Gemeindestruktur.
Die Frage, ob reisende Dienste aufgenommen oder nicht aufgenommen werden sollten, fand ihre Beantwortung einzig und allein in der Lehre, die sie brachten. Der Apostel wandte kein anderes Mittel an, um die Berechtigung ihrer Sendung zu prüfen. Die Wahrheit selbst sollte der einzige Prüfstein für solche sein, die sich als Diener des Herrn bekennen. Wenn die Apostel es unternommen hätten, Prediger des Wortes zu bevollmächtigen und offiziell auszusenden, oder wenn sie einen Ausschuss damit beauftragt hätten, solche zu ordinieren, hätten sie in das souveräne Handeln des Heiligen Geistes eingegriffen. (Siehe Apg. 13.1-2)

Aber genau das versuchte Diotrephes eigenmächtig zu blockieren. Die Wahrheit der Botschaft und die Liebe in Form der Gastfreundschaft waren ihm nicht wichtig. Es ging ihm in erster Linie um die eigene Autorität und um seinen Einfluss in der Versammlung. Um seine Stellung zu verteidigen, wies er sogar den Apostel an, und lehnte die Brüder ab, die in der Versammlung dienen wollten. Er hatte seine eigene Vorstellung, wie die Gemeinde „gebaut werden“ sollte und maßte sich an, ohne die Dienste aus Eph. 4,11 arbeiten zu können. Damit wurde er zu einem Symbol für die spätere institutionelle Kirchenhierarchie und für das langsame Aussterben der reisenden Dienste, die im Epheserbrief benannt werden.


Ric

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Mittwoch, 21. März 2007
Antiochien die erste heidenchristliche Gemeinde in Syrien (2)
In der Gemeinde in Antiochien gab es eine der bekanntesten Kirchenpersön- lichkeiten der Antike, Ignatius von Antiochien, der zu einem der wichtigsten Wegbereiter der instituionellen Kirche (Syrisch- Orthodoxe Kirche, Katholische Kirche, Anglikanische Kirche) wurde. Er war der starke Initiator der frühen dogmatischen Festlegung der Gemeinden des Ostens. Ab etwa 68 n. Chr. war Ignatius (Beiname Theophoros =„der Gott im Herzen trägt“) Bischof der Gemeinde. Man sagt, dass er ein Schüler des Johannes gewesen sei und nach Euodios, als 3. Bischof die Gemeinde von Antiochien leitete. Auf seiner Reise nach Rom, wo er etwa 107 n.Chr. im Tierkampf den Märtyrertod starb, warnte er abschließend in sieben Briefen, den "Ignatien" eindringlich vor Irrlehren und ermahnte die angeschriebenen Gemeinden zu apostolischer Einheit unter dem Bischof.

Mit der Betonung der bischöflichen Autorität als einem „monarchischen Episkopat“ hatte er die organisatorischen Fundamente der jungen Kirche gefestigt. Als erster erhob er das Bischofsamt vollends als besonderes Aufseheramt aus dem Presbyterkollegium heraus. Er forderte für den Bischof alle Autorität in Lehr- und Ordnungsfragen und die Unterwerfung der Diakone und Laien unter die kirchliche Autorität. Er lehrte: "Wer den Bischof ehrt, wird von Gott geehrt; wer ohne den Bischof etwas tut, dient dem Teufel“.
In seiner„Urbild-Abbild- Theorie“ machte er den Bischof zum Mittler zwischen Gott und der Gemeinde: "Es ist klar, dass man den Bischof wie den Herrn selbst ansehen muss."
Auch die Abendmahlsliturgie als Eucharistiefeier bekam damals einen besonderen Stellenwert, nur der Bischof durfte sie zelebrieren, als ein Antiserum gegen die Sünde.
Zusammen mit Clemens von Rom prägte er auch die so genannte „Apostolische Sukzession“. 95 n.Chr. betonte dieser in seinem Brief an die Gemeinden von Korinth, die Unabsetzbarkeit der Presbyter und Episkopen. Sie seien die von den Aposteln eingesetzten, rechtmäßigen Nachfolger im Amt, die ihrerseits wieder die Autorität besitzen, ihre eigenen Nachfolger einsetzen zu können. Diese Praxis der automatischen Nachfolgeregelung kannte man bis dahin nur im Alten Testament – jetzt war diese Tradition wieder da.

Durch die Bischöfe als eine „Klasse“, die über den Ältesten und Diakonen stand, entstand ein neues Priesteramt mit zentralisierter Verantwortung wie im Alten Testament. Auch die Form des Abendmahls als magisch-mystische Feier brachte den Opferdienst nach alttestamentlichen Vorstellungen wieder in Erinnerung. Es fehlte nur noch der Tempelcharakter des christlichen Versammlungsraumes.
Ignatius' Lehren trugen entscheidend zur Herausbildung des Gegensatzes zwischen Laientum und Klerus bei und schufen entscheidende Grundlagen für die zukünftige Gemeinde als eine kirchliche Institution mit Hierarchien und Kirchenrecht, wie wir sie noch heute kennen.
Fortsetzung folgt.

Ric

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