Sonntag, 7. Oktober 2007
Teil 1: Gottesdienst, was ist das eigentlich?
Schon wieder stolpere ich über ein Wort aus unserem christlichen Sprachschatz, das hier und da benutzt wird, ohne sich zu vergegenwärtigen, was damit eigentlich gemeint ist. Nachgesehen in Wikipedia finde ich folgendes:
„Ein Gottesdienst ist eine religiös motivierte Zusammenkunft von Menschen mit dem Zweck, mit ihrem Gott in Verbindung zu treten, mit ihm Gemeinschaft zu haben oder Opfer zu bringen bzw. eine auferlegte religiöse Pflicht zu erfüllen. Er kann in einer eigens vorgesehenen Räumlichkeit (Gotteshaus, Kirche, Synagoge, Moschee, Pagode, Tempel, Königreichssaal etc.) stattfinden, wie auch im häuslichen Bereich oder in der Natur. Im Deutschen ist der Begriff ursprünglich die Wiedergabe des lateinischen Begriffes Kultus.
Oft folgt ein Gottesdienst einem ritualisierten, durch Traditionen überlieferten Ablauf, der beispielsweise durch Agenden und durch das Zeremoniale (im Buddhismus und Christentum) vorgegeben ist. Es werden aber auch spontane und wenig strukturierte Zusammenkünfte mit der entsprechenden Zielsetzung als Gottesdienst bezeichnet.“


Das griechische Wort für Gottesdienst ist „latreia“ und bedeutet, Dienst, Gottesdienst mit Opfer, Dienst im Zelt, im Tempel oder im Heiligtum. Das dazugehörende Verb „latreuo“ bedeutet dienen im religiösen Sinne, Gott verehren in Bezug auf den Gottesdienst nach dem Gesetz des Mose, in dessen Mittelpunkt die Opferhandlung steht. Es bezieht sich also direkt auf die rituellen Handlungen und Zeremonien während einer religiösen Versammlung. Unser bekanntes Wort „Liturgie“ (leitourgeo) ist direkt davon abgeleitet.

Ich vermute nun, dass nicht nur das Wort „Gottesdienst“, sondern leider auch das, was wir inhaltlich damit verbinden, direkt aus dem religiösen Glaubensverständnis des Alten Testaments und der heidnischen Religionen entnommen ist. Sollten wir nicht an dieser Stelle unser Gottesdienstverständnis kritisch hinterfragen? Denn das was ich in unseren Gemeinden und Kirchen, ob volkskirchlich, evangelikal oder charismatisch gesehen und erlebt habe, erinnert mich doch sehr an dieses alttestamentliche, bzw. heidnische Verständnis. Ich glaube nicht, dass die Urgemeinde der apostolischen Zeit rituelle Gottesdienste zelebrierten, vielmehr waren ihre Versammlungen bestimmt durch den Heiligen Geist und durch die verschiedenen Gaben des kooperativen Leibes Jesu.

Im neuen Testament finde ich das Wort insgesamt 8 Mal in verschiedenem Zusammenhang. So gibt es z.B. einen vollkommenen und vor Gott wohlgefälligen Gottesdienst, aber auch einen falschen bzw. eigenmächtigen Gottesdienst, einen irdischen und einen himmlischen Gottesdienst. Bei genauerer Betrachtung erkenne ich, dass es wohl zwei Bedeutungen für Gottesdienst gibt:
1. Der Gottesdienst im Sinne einer Liturgie, bzw. in Form einer rituellen Abfolge von Handlungen, insbesondere Opferhandlungen. Zu finden im Judentum, in heidnischen Religionen und im Christentum.
2. Der Gottesdienst im Sinne eines Lebens für Gott, bzw. als der richtige Wandel eines Christen vor Gott.
In Römer 12,1 und in Jakobus 1,27 betont Paulus den eigentlichen Sinn und Inhalt eines „richtigen Gottesdienstes“: Wir sollen uns selbst ganz für Gott zur Verfügung stellen und uns von jeder Befleckung der Welt fernhalten, des Weiteren sollen wir Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen. Da ist keine Rede von einer Versammlung in einem Gemeinderaum bei der „religiöse Übungen, Dienste oder Pflichten“ unter Christen getan werden.

ric

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Gottesdienst <> Versammlung/Zusammenkommen
Hallo Richard,

Volle Zustimmung!

D.h.: Der Begriff Gottesdienst wird im NT nicht für die Versammlung oder das Zusammenkommen von Christen verwendet ... dieser Begriff ist also keineswegs auf bestimmte Zeiten oder Orte begrenzt. Im Gegenteil: "Euer ganzes Leben sei ein Gottesdienst!"

Erhalten wir von Jesus nicht auch eine Neudefinition in Johannes 4,21ff: "... glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet ..."

Nicht mehr Ort und Zeit sind wichtig, sondern ein Leben, das durchdrungen ist von der Beziehung zum Vater.

guido

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