Samstag, 26. August 2006
"Wer in Christus gestorben ist, kann nicht mehr beleidigt werden"
"Wer in Christus gestorben ist, kann nicht mehr beleidigt werden"
oder: "Wenn Christus in mir lebt und ich beleidigt werde, so wird auch Christus beleidigt und ich kann diese Beleidigung an Christus abgeben und Ihm vertrauen, dass Er das Richtige damit macht und Ihm allen Ärger darüber einfach abgeben."

Schöne Sätze, die ich eben gehört habe, oder? So ersteinmal oberflächlich gelesen wirken die doch toll, oder nicht?

Aber sind sie auch wahr? Halten diese Sätze auch der Realität stand?
Ich meine: Nein, sie halten der Realität nicht stand. Und ich denke darüber nach, ob das Menschenbild dahinter nicht eher etwas pervers ist?
Also für mich leuchtet hier ein Menschenbild durch, indem der Mensch als Christ Puppengleich an den Fäden Gottes hängt. Christen sind hier Menschen ohne eigenes Selbstwertgefühl, lohnendes Ziel aller Unverschähmtheiten, offensichtlich in ihren Emotionen vollkommen erstarrt.
Erlöst zu sein bedeutet anscheinend aller Menschenwürde verlustig gegangen zu sein.

Nun glaube ich ja, dass wir in unserer Bekehrung alle Rechte an uns selber an Gott abgeben, Ihm uns völlig hingeben und eben "in Christus sterben". Aber hier bleibt es ja nicht stehen, denn wir "stehen mit Christus auch wieder von den Toten auf!" Daher meine ich, dass wir gerade in Gott vermittelt bekommen, dass wir sehrwohl wertvolle Menschen sind - wertvoll genug, dass der eine allmächtige Gott sich selber dem Tod ausgesetzt hat, damit wir leben. Für mich bedeutet das, dass wir sehrwohl ein gesundes Selbstwertempfinden haben sollen und uns durchaus von Beleidigungen zB getroffen fühlen dürfen.

Diese Sätze oben fiehlen im Zusammenhang mit dem Thema "Vergebung".
Für mich ist so zu denken aber keine Vergebung.
Vergebung fängt mMn damit an, dass wir den Schmerz, den Frust, unsere Emotionen auch haben, sie erleben und sogar (zumindest vor Gott) ausdrücken dürfen. Erst indem wir in Gott ein Gegenüber finden, der uns nicht nur nicht verwirft, sondern auch versteht und uns weiterhin zugewand bleibt, finden wir Raum diesen erlebten Schmerz etc. loszulassen und letztlich zu vergeben.

Also: ich bin zwar in Chrstus gestorben, aber auch mit Ihm wieder auferstanden. Ich lebe und empfinde sehrwohl. Mich kann man beleidgen und ich zucke, wenn Jemand es tut - denn ich bin keine "Leiche in Chrstus". Schmerz und Frust erlebe ich sehrwohl. In Gott aber habe ich ein Gegenüber, der mir die Freiheit schenkt nicht im Schmerz und Frust stehen zu bleiben oder gar zu versinken, ja sogar vergeben zu können.

Charly

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Mein Menschenbild, bzw. meine Sicht als Christ lässt sich mit deinen Schlussfolgerungen leicht zusammenbringen.
Auch wenn wir wiedergeboren sind, in Christus sind, mehr oder weniger im Geist wandeln, bleiben wir immer noch natürliche Menschen, die sich noch mit ihrem irdischen Leben auseinandersetzen müssen. Dazu gehört unser Natur, dazu gehört unsere Fähigkeit Schmerz, Ablehnung, Beleidigung u.a. zu empfinden. Wer meint das nur an Jesus abgeben zu können, ohne die Gefühele des Schmerzes etc. zu empfinden, lebt ein abgehobenes, übergeistliches und irreales Leben. Um das zu leben muß man schon eine zweite Persönlichkeit entwickeln. Ich meine also, dass wir sehr wohl immer noch beleidigt werden könnnen und all die negativen Dine mitfühlen und dann sogar menschlich geagieren.
Dennoch glaube ich nicht, dass es der auferstandene Christus ist, der das so empfindet, sondern es ist der menschliche, leidende und sterbende Christus, der sich auch mit unserer menschlichen Natur auch voll identifiziert.

Ric

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Es ist Liebe
Hi,

musste mich erst einmal registrieren um überhaupt was sagen zu dürfen.

Ich finde den Anfangssatz gar nicht so oberflächlich, denn er hat durchaus Tiefsinnigkeit und Wahrheit. Es ist wichtig - das wir Verletzungen weiter reichen um nicht verbittert zu werden.

Sicher schmerzt es wenn wir verletzt werden, durch Worte oder Taten. Doch nun habe ich die Möglichkeit das im Herzen zu behalten oder den HERRN zu geben und den anderen zu segnen. Aus der Möglichkeit wird aber auch eine Pflicht es den HERRN zu geben.

JA! Es geht um Vergebung - so wie auch WIR vergeben. Es geht um Liebe für den Nächsten der mich verletzt.

Ich würde lügen wenn ich mir einen Moment KEINE Gedanken über Worte machen würde, oder Taten von Menschen, die mich verletzen. Doch ich kann diesen Menschen mit der Liebe Jesu sehen und sagen: "Du hast mich geschlagen - hier ist die andere Seite meines Gesichts und der HERR wird Recht schaffen."

Abgehoben ist das nicht. Es ist Liebe!

...kochy...

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Naja.......
Hi, herzlich willkommen bei uns!

Naja, du relativierst den Einganssatz aber selber auch. So absolut läßt du ihn ja auch nicht stehen.

Um Verletzungen weiterzureichen, müssen wir diese zunächst als solche wahrnehmen und empfinden, oder? Somit sind wir verletzbar und nicht "Leichen in Christus".

Der Sprecher, der diese Sätze sagte, bezog sich tatsächlich auf ein Erlebnis in der Patologie, wo er zusah wie eine Leiche geöffnet wurde und diese dabei nicht zuckte.

Charly

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wenn ich nicht leiden muss und das leid "an christus weitergebe", dann ist das in meinen augen ein verquickung stoischen denkens und feuerbachscher projektion. z.b. das paulinische "en christo" verstehe ich im sinne einer innerlichkeit, eingedenk, in nachfolge, demütig gegenüber der macht gottes, aber verantwortlich und aktiv in der welt. leiden gehört dann dazu und trifft mich ganz anthropologisch.

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