Freitag, 19. Mai 2006
Der fünffältige Dienst: Aufgabe oder Amt?
Der Artikel von Frank Viola ist interessant und lohnenswert zu überdenken. Kann man denn seine Gedanken so stehen lassen? Sicherlich provoziert er mit seinen Thesen, was zumindest zu einem ergiebigen Austausch anregen kann.

Interessant ist es schon mal, dass die Lehre über den fünffältigen Dienst gerade mal 180 Jahre alt ist - wird doch immer gesagt, es wäre eine originale Lehre der Bibel. Sicherlich muss man berücksichtigen, dass diese Auslegung von Eph. 4:11-13 immer auch aus einem hierarchischen Leitungsverständnis erfolgte. Es wurden also Titel für Menschen gesucht, die ganz Oben in der Pyramide, direkt unter Christus selber anzusiedeln wären. Zu Auslegungsschwierigkeiten kommt man schon wenn man Eph. 2:20 hinzuzieht:
Epheser 2:20 Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist.
Hier haben wir „nur” Apostel und Propheten, nicht aber die anderen Dienste aufgezählt. was bedeutet das aber? Das diese zwei Ämter in der Riege des fünffältigen Dienstes noch mal höher gestellt sind? Oder gibt es in der Deutung des fünffältigen Dienstes nicht doch Gedankenfehler?

Ich stimme Frank Viola hier zu, wenn er schreibt:
„Die Auferstehungsgaben aus Epheser 4 sind „begabte Menschen“, die dem Leib Christi als normaler Auswuchs gegeben wurden – sie sind das Produkt eines authentischen Gemeindelebens. Das ist auch der Fall mit allen anderen Gaben, die im Neuen Testament erwähnt werden.”
Es ist sehr bedenkenswert, dass diese Gaben an den Leib Christi Ergebnis eines normalen Reifewachstums der Gemeinde ist. Dies birgt in sich die Frage, ob denn diese Dienste unbedingt von einzelnen, besonders begabten Christen ausgeübt werden müssten, oder ob sie nicht vielmehr auch in einer gesunden Gemeinde schlicht geschehen, ohne dass dadurch bestimmte Menschen besonders hervorgehoben würden. Wir lesen im NT durchaus von Aposteln und Propheten - wobei die Propheten recht selten namentlich angeführt sind und auch die Namen vieler Apostel uns verborgen bleiben. Namen von Hirten und Lehrern, sowie ausgesprochenen Evangelisten bleiben uns, bis auf einzelne Ausnahmen auch verborgen. So finden wir in Apg. 21:8 Philippus als Evangelisten und seltsamerweise wird auch Timotheus von Paulus in 2.Tim. 4:5 aufgefordert das Werk eines Evangelisten auszuüben, wo man doch gerade in ihm eher den klassischen Hirten und Lehrer vermuten sollte - wird er von Paulus doch auch zu diesen Diensten ermuntert.
Wo aber sind die zahlreichen Evangelisten, Hirten und Lehrer die der junge Leib Christi damals so dringend bedurfte? Sicherlich waren sie vorhanden, aber es war den Schreibern des NT selten wert, diese auch namentlich zu erwähnen. Es ging um den Dienst, der getan werden musste und auch getan wurde, nicht um die Menschen!
Das Paulus und Barnabas in Antiochien zu den Propheten und Lehrern gezählt wurden (Apg. 13:1) ergab sich schlicht aus dem Dienst, den sie taten, ohne dass sie dazu speziell in ein Amt eingesetzt werden mussten. Als sie dann in Jerusalem ausgesandt wurden, wurden aus ihnen nun Apostel - eben genau das was der griechische Begriff „apostolos” - Apostel auch meint: Ausgesandte. (Aus den Strongs: apostolos - allg.: ein Abgesandter, der Bote, der Delegat, jemand der mit einem Befehl und einer bestimmten Aufgabe ausgesandt wird: Christus selbst sowie Boten Gottes oder Abgesandte der christlichen Gemeinden.)
Heute hätten wir sie wohl Missionare genannt. Ein Apostel ist also Jemand, der von Jemanden zu einem bestimmten Zweck ausgesandt wurde. Apostel zu sein trägt in sich also noch kein Gütesiegel. Der Aussendende oder die aussendende Gemeinschaft gibt erst in ihrer Auswahl des Auszusendenden eine gewisse Qualitätsvorgabe. Und der Ausgesandte steht stellvertretend für den oder die Aussender, wirkt also in der ihm gegebenen Vollmacht..

Paulus und Barnabas wurden zweifach ausgewählt um ausgesandt zu werden: zunächst vom Heiligen Geist und daraufhin von den Jerusalemer Aposteln. So wirkten sie im Namen und der Vollmacht Gottes und der Apostel in Jerusalem.

Zitat:
Insgesamt benennt das Neue Testament 20 Gaben (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer, Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Glaube, Weissagung, Heilung, Unterscheidung der Geister, Wunderwirkung, Sprachen, Auslegung der Sprachen, Hilfeleistung, Administrieren, Dienen, Ermutigen, Geben und Barmherzigkeit.)

F. Viola zählt 20 Gaben im NT auf und zählt die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer zu den Charismen. Ist das so korrekt?
Zunächst stellt man in der Aufzählung fest, dass alle anderen Gaben persönliche Gaben sind. Gaben, die einer Person gegeben wurden. Wenn man aber die fünf Gaben aus Eph. 4:11 betrachtet sind dies eher Aufgaben die im Leib Christi ausgeübt werden sollen. Es bleibt nicht ersichtlich warum F. Viola hier dann nicht auch z.B. Älteste und Diakone mitaufgezählt hat. Andere Autoren zählen wiederum mehr wie 20 Gaben im NT auf, was auch nicht von der Hand zu weisen ist.

Ich denke auch, dass Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer von Gott der Gemeinde gegeben wurden. So wie es Eph. 4:12 + 13 sagt:
Epheser 4:12 zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.

Das macht sie aber nicht den Charismen / den Gnadengaben gleich. Hier sind nicht Befähigungen aufgezählt, hier sind meiner Meinung nach Dienste aufgezählt.
Ich stimme aber hier F. Viola wiederum zu, dass eine gesunde Gemeinschaft in Christus auch die begabten Personen hervorbringen wird, die diese Dienste tun werden. Oft genug habe ich auch miterleben können, wie Gott Gemeinden an einem Ort solche Menschen hinzufügte, damit auch hier Gemeinde gesund gedeihen kann. Letztlich haben dies auch die Apostel und auch Paulus mit z.B. Timotheus getan.

Wenn also F. Viola feststellt, dass die von ihm beobachteten Apostel „sehr selbstzentrierte Personen, fixiert auf ihre eigene Wichtigkeit” gewesen seien, weil sie von bestimmten Institutionen ausgesandt wurden, mag man fragen ob das bei den Aposteln zur Zeit des NT wirklich so anders war? Längst nicht alle Gläubigen der damaligen Zeit waren von Allem überzeugt, was aus Jerusalem kam. Auch Paulus mag man eine gewisse Selbstverliebtheit vorgeworfen haben und zuletzt haben sich die meisten der von ihm gegründeten Gemeinden abgewandt. Stellen wir deshalb schon Paulus als Apostel in Frage?

Nicht verwunderlich ist hingegen, dass Apostel so Gemeinde bauen, wie sie es in ihrer Gemeinschaft gelernt und als Richtig befunden haben.


Gemeindepraktiken, gewurzelt in heidnischen Traditionen

F. Viola verweist auf sein Buch, in dem er aufzeigt, dass die meisten unserer Gemeindepraktiken keine Grundlage im NT haben und heidnische Wurzeln hätten. Daraus schließt er, dass die heutigen Apostel Gemeindestrukturen bauen, die verhindern dass die Leiterschaft Jesu Christi geschehe.
Ich habe das Buch nicht gelesen, frage mich aber, woher er denn die Sicherheit nimmt, dass alle Möglichkeiten des Gemeindebaus abschließend im Wort Gottes aufgelistet seien? Ist denn Gott so sehr an Formen gebunden, dass sein Geist nicht auch über Strukturen hinweg in demütigen Christen wirken könne?
Wenn er sich so stark abgrenzt, stellt er sich hier dann nicht auch unter das Urteil des von ihm selbst zuvor zitierten Bibelverses: „Wer sich absondert, sucht sein Begehren, gegen alle Umsicht platzt er los“ Sprüche 18,1 ?
Mit welcher Sicherheit weiß er denn, dass er so deutlich bessere Erkenntnis hat, wie die anderen Christen, die ebenfalls demütigen Herzens Gott um Rat und Weisheit ersuchen?
Ich werde recht skeptisch, wenn Jemand so pauschal alles Andere als seine eigene Erkenntnis aburteilt. Wobei ich nicht behaupten will, dass dies mir nicht passieren könnte.


Die eigentliche Wirkungsweise der fünf Dienste

Hier stimme ich F. Viola zu, dass alle diese Dienste Vervielfältigungsdienste sind. Also keine Dienste um ihres selber Willens, oder um besondere Menschen zu zelebrieren, sondern Dienste, die angelegt sind sich mehr oder weniger zu multiplizieren. Überhaupt sind Leitungsdienste in der NT-Gemeinde darauf angelegt, die Gläubigen selber zu befähigen und nicht alle möglichen Aufgaben an einzelne Personen zu bündeln. Die Fähigkeit zur Delegation muss eines der grundlegenden Befähigungen von Leitern im Leib Christi sein. Es muss solchen Leitern gefallen die Gläubigen in ihren Begabungen wachsen zu sehen und es muss ihnen eine Lust sein, andere Christen in diesem Wachstum zu begleiten. Diese Lust wird darin sichtbar, indem solche Leiter Andere ins Licht der Öffentlichkeit stellen und nicht sich selber darstellen. Ein guter Leiter tut nicht alles selber, er leitet Andere darin an, diese Aufgaben zu tun. Wenn er selber Aufgaben ausübt, tut er dies in vorbildhafter Weise, so dass Andere darin ein Beispiel finden. Dies scheint für mich eins der hauptsächlichen Aufgaben der fünf Dienste zu sein. Es gilt dadurch zu leiten, indem man Überzeugt und nicht indem man Herrscht. Dem entspricht auch F. Violas leidenschaftlicher Appell gegen hierarchische Leiterschaftsmodelle.

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Die Doktrin vom Fünffältigen Dienst
Das ist es ja eben, Charly, in der Bibel gibt es diesen Terminus "Fünffältiger Dienst" nicht. Der wurde in den letzten 200 Jahren kreiert - so habe ich Frank Viola verstanden. Das muss man klarstellen. Auch die Lehre darüber (Doktrin) steht so nicht in der Bibel, sondern ist die besondere Auslegung der letzten zweihundert Jahre.
Was jedoch tatsächlich in der Bibel steht ist, dass diese Gaben von Jesus selbst gegeben wurden (Eph.4,8). Es heißt, er hat den Menschen Gaben gegeben - dort steht nicht das Wort "charisma", was sonst in der Bibel für Gabe benutzt wird sondern "doma", also eine andere Art von Gaben. Das klärt sich in Vers 11 auf ..."Und er hat die einen "als" Apostel gegeben und andere als ...". Kurzgesagt, diese Gaben sind Personen (ganz und gar), die Jesus seiner Gemeinde gegeben hat. Da Jesus diese Gaben mit seiner Auferstehung brachte (so Vers 10, "hinauf- u. hinabgestiegen") nennt sie Frank und viele andere auch "Auferstehungsgaben". Sie sind zur Zurüstung der Heiligen zum Dienst gegeben (V. 12), deswegen kann man sie auch "Dienstgaben" nennen. Sie sind nicht zur Leitung der Gemeinde gegeben.
An dieser Stelle und auch da, wo er von "20" Gaben spricht, arbeitet er nicht genau - das ist meine Kritik. Andere Dinge nimmt er in seinem Artikel sehr genau, diese aber nicht. Auf der house2house Seite habe ich das schon in einem Kommentar kritisiert.
Wir sprechen doch von 21 Gaben, 7 natürliche ("charismata", Röm.12,6-8) von 9 Gaben des Heiligen Geistes ("charimata pneumatikos", 1.Kor.12,7-11) und von 5 Dienstgaben ("doma", Eph.4,11)

Wenn es um "die Frage der Wichtigkeit ("Position")geht, muss man vollständigkeitshalber noch 1.Kor.12.28 dazunehmen. Dort spricht Paulus von: ... "erstens Apostel, zweitens Proheten, drittens Lehrer..." Was soll das? Also doch eine Rangfolge- oder? Ich glaube nicht. Zum einen spricht Paulus hier von der übergeordneten Gemeinde, nicht von der lokalen oder von der Hausgemeinde, das geht aus dem Zusammenhang hervor. Die lokalen/ Hausgemeinden werden von Ältesten beaufsichtigt, davon spricht Frank Viola auch in seinem Buch "Rethinking the Vineskin".
Zum anderen spricht er hier von einer Reihenfolge und nicht von Rangfolge oder Position. "Eins nach dem anderen". (griech. "protos" = erster in Bezug auf die Reihenfolge, zuvor im zeitlichem Sinn). Zuerst wird das Fundament des Hauses gelegt, dann kommen die Wände usw. Es geht in diesem Absachnitt nicht um Leiterschaft und Autorität, sondern um den (Ablauf)Plan Gottes für seine Gemeinde. Bei der Gemeindegründung sind es zuerst die Apostel und dann die Propheten, die sich um das Fundament des geistlichen Hauses kümmern. Wenn sie fertig sind, dann folgen die Leher und auch die Hirten und Diakone (siehe V.28, Leitung u. Hilfeleistung) beim Aufbau der schützenden Wände und des Daches. (Sie hüten die Schafe).

Richard

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zu den heidnischen Gemeindepraktiken
Ich denke, was Frank sagen wollte, ist dass die Gemeinden schon früh angefangen haben sich nach heidnsichen Strukuren und Praktiken auszurichten. Z.B.
1) Ignatius von Antiochen ca. 100 n.Chr. empfiehlt in den meisten seiner Birefe ("Ignazien") jeder Gemeinde nur einen Bischof (Hauptpastor) zu haben, aus verschiedenen Gründen.
Dieser Bischof sollte an Gottes statt für die Gemeinde sein. Wie ein Priester. Das kennen wir aus dem Judaismus, und auch aus allen Heidnischen Religionen. Ein Priester, als Stellvertreter Gottes für die Menschen, als Mittler zwischen den Menschen und Gott.
Ignatius hatte einen beträchtlichen Einfluss in damaliger Zeit, er war ein Schüler des Johannes ("ein apostolischer Vater").
2 Ebenso machte er aus dem Abendmal eine mystizistische handlung (echtes Fleisch, echtes Blut in der Verwandlung), als gegengift, gegen die Sünde. Das erinnert uns an heidnische, okkulte Praktiken.
Er unterhielt eine Hauptkirche in der Stadt Antiochien und nahm die vielen kleinen anderen Gemeinden unter seine Leutung.
2) ein weiterer Vertreter ist Clemens von Rom. etw 120 n.Chr. Presbyter. Er schreibt zwei Briefe an die Korinther, die sich noch immer mit dem gleichen Porblem (s. 1.Kor.2) herumschalgen. Er empfiehlt: Nur eine Bischof, dem sich die anderen unterordnen sollen, dann werden die Probleme gelöst.
3) Hippolyt, etwa 200 n.chr. begründet als erster ein neue Kirchenhierachie - alles wird geregelt, es gibt sogar ein Kirchenrecht.
4. Die Didache: In ihr finden sich die vielen Anordungen betreffs der Gemeinden in der nachapostolischen Zeit. In ihr sehen wir die Ansätze von Kontrolle und Bürokratie, wie sie langsam die Gemeinden durchdringen.
use. .... es führt zu weit ausführlich darauf einzugehen, wer mehr lesen möchte, dem empfehle ich meine Buch"Die frühe Kirche- Die erste Gemeinde" .
Es gibt auch genug andere Bücher in denen eine "Beweisführung" enthalten ist, dass und wie die Gemeinden mehr und mehr weltliche, heidnische Modelle übernommen haben, die bis heute noch praktiziert werden und unser Gemeinde verdorben haben.

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zu Möglichkeiten des Gemeindebaus in der Bibel
In der Bibel finden wir keine direkten Aussagen über die Gmeindeorganisation als solches. Warum? Weil es zweitrangig ist. Erstrangig ist der Charakter und die Grundhaltung in der die Verantwortlichen in der Gemeinde dienen. Und da haben wir das unumstößliche Wort Jesu: "Wer der Größte sein will, der sei der geringsten Diener". Er sagt, dass es bei uns nicht so sein woll wie in der Welt. In der Welt zählt Rang, Position und Name, in der Gemeinde soll es nicht so sein. Einer ist unser Haupt, unser Hirte, unser Meister unser Lehrer etc. nämlich Jesus. Was das bedeutet muß man jetzt natürlich herausarbeiten. Aber feststeht, dass es in den Gemeinde heute so wie in der Welt praktiziert wird.
Frank Viola hat keine neue Strukur, keine neue Leiterschaftsform, er kommt auf die ursprüngliche, von Jesus gewollte zurück. Und das bringt erklar rüber. Wers nicht glaubt, sollte sein Buch (ist übersetzt - auf der Blog Seite) lesen und sich überzeugen. Ich finde seinen Haltung gut, weil er uns heruasfordert und provoziert unser Verständis zu überprüfen und zu sehen, wo wir auch heidnische Praktiken übeneommen haben. Gott will, dass seine Gmeinde gerinigt wird. Und die "ätzenden" Artikel von Frank Viola tragen dazu bei, weil sie scharf und einschneidend sind. Deshalb begrüße ich diese Art. Das ist, was wir heute brauchen, sonst wachen wir nicht auf.

Gruß Richard

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