Samstag, 18. Juni 2011
Die Gemeinde im Haus und die Gemeinde am Ort
Oft hatte ich in letzter Zeit interessante Diskussionen über Gemeinde. Dabei habe ich festgestellt, wir sind an das Bild der institutionellen Gemeinde gewöhnt und denken, es ist normal und nichts Verwerfliches an ihr. Damit meine ich all die konfessionsgebundenen Gemeinden, wie Baptisten, Mennoniten, Methodisten, Pfingstler, Brüdergemeinde, Evangelische und katholische Kirchengemeinden und Christen aus vielen anderen Organisationen mit anderen Benennungen. Weltweit gibt es davon 20-30000 verschiedene. Immer haben sie einen eigenen Namen und ein eigenes Bekenntnis neben der wichtigen Zentralbotschaft des Evangeliums. Ich meine keine Sekten damit.

Von diesen konfessionellen Gemeinden tummeln sich in unseren Großstädten oft bis zu hundert und mehr unterschiedlicher Art und täglich kommen mehr dazu. Jeder lebt da den christlichen Glauben nach seiner Art, abweichend zu den anderen, hier und da gibt es mehr oder weniger erfolgreiche Versuche auch zusammenzuarbeiten, aber es bleibt im Wesentlichen bei der Abgrenzung und bei dem Anspruch eigene Gemeinde zu sein und manchmal sogar einzig richtige Gemeinde zu sein. Hier müssen wir ganz klar feststellen, dass dieses Verhalten keine biblische Grundlage hat und sogar der Vernunft widerspricht, es sind menschliche Traditionen, die sich über die Jahrhunderte entwickelt haben und eigentlich nicht im Sinne Gottes sind. Es zeigt im Grunde die Zerrissenheit des Leibes Jesu und die Anfälligkeit der Menschen zur Spaltung.

Was sagt die Bibel dazu, das sollte auch in dieser Frage Autorität für uns sein?

1. Es gibt Gemeinde auf zwei wesentlichen Ebenen:

a) die Gemeinde im Haus (in der kleinen überschaubaren Gemeinschaft) z.B. „Aquila und Priscilla ….. und die Gemeinde in ihrem Hause“. (Röm.16,3- 5)

b) die Gemeinde in der Stadt, dazu gehören alle wahren Nachfolger Jesu, die in der Stadt leben.

2. Es gibt nur eine Gemeinde in der Stadt, am Ort. Die Gemeindebriefe des Paulus sind entweder an die Gemeinde der Stadt, oder an die Gemeinden einer Region mit vielen Städten/ Orten gerichtet. Hier ein Beispiel:
„Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist“.

3. In der Mehrzahl werden die Gemeinden nur dann genannt, wenn auch die Städte in der Mehrzahl sind, z.B.: „Paulus, Apostel, …. den Gemeinden von Galatien.“

In diesem Sinne befindet sich, aus meiner Sicht, jede einzelne konfessionelle Gemeinde auf der ersten Ebene, der Gemeinde im Haus. Zusammen, mit den Nachfolgern Jesu aus allen anderen konfessionellen Gemeinen und Hauskirchen bilden sie die Gemeinde der Stadt. Wo und wie kann das sichtbar werden?
Welche Konsequenzen müssten aus diesem bild folgen?

Ric

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Hallo Richard,

ja, das sind wichtige Gedanken, und auch wichtige Fragen, die Du am Schluss stellst. Ich habe gerade eine Artikelserie über die Einheit der Christen angefangen. In der nächsten Folge, so Gott will, denke ich auch auf einige der Punkte einzugehen, die Du hier aufwirfst.

Nur scheint mir die tatsächliche Situation um einiges komplizierter zu sein, als einfach die denominationellen Gemeinden auf der Ebene von "Häusern" zu sehen. Zwei Hauptpunkte dazu:

- Der biblische Begriff "Haus" hat die Grundbedeutung von "Familie", und von den meisten im Neuen Testament erwähnten Hausgemeinden lesen wir auch, dass sie sich um den Kern einer Familie herum aufbauten. Die allermeisten denominationellen Gemeinden sind aber eher als "Vereine" statt als Grossfamilien aufgebaut: es kommen Menschen von allen Enden einer Stadt zusammen, die sonst im Alltagsleben keine Verbindung untereinander haben; und ihr Zusammenhalt ist eher organisatorisch-institutionell als beziehungsmässig. Ein echtes "Haus" im biblischen Sinn müsste in jeder Hinsicht "familiärer" sein: Echte, starke Familienbeziehungen (in die dann auch Alleinstehende eingebunden werden können) statt künstlich zusammengeführte Gruppen; räumliche Nähe zueinander; christliche Gemeinschaft nicht nur bei "Anlässen", sondern ebenso im Alltag.

- Die gegenwärtigen Gemeinden bestehen aus einem Gemisch von echten Christen und Namenschristen (wobei ich annehmen würde, die Namenschristen seien weithin in der Überzahl). Ein grosser Teil der "Gemeinde" ist daher überhaupt nicht Gemeinde Jesu. Leider ist es in der gegenwärtigen Situation fast unmöglich, zwischen den einen und den anderen zu unterscheiden, weil wir niemandem ins Herz schauen können; und auch weil in der gegenwärtigen Lehre und Praxis die Unterschiede verwischt werden, indem z.B. die Bekehrung an einem äusserlichen Ritual wie Taufe oder "Übergabegebet" festgemacht wird statt an der Umkehr des Herzens.
Für diese Situation könnte ich keine "praktischen Schritte" vorschlagen. Ich sehe einfach in der Kirchengeschichte, wie Gott ab und zu die Kirche(n) "gesiebt" hat - durch Erweckungen, durch Verfolgungen, oder beides -, sodass sich immer wieder einmal zumindest teilweise vor-erfüllt hat, was in Maleachi 3,18 vorausgesagt ist: "Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen; zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient." Vielleicht sollten wir auch heute wieder dafür beten und in diesem Sinn lehren.

"Wo und wie kann das (die Gemeinde einer Stadt) sichtbar werden?" - Ich glaube, das können wir nicht "machen". In der Urgemeinde wurde es sichtbar, weil Gott da war und wirkte: Durch die radikale Umkehr der ersten Gläubigen entstand einerseits eine grosse Liebe und Gemeinschaft untereinander, sodass sie täglich einmütig zusammenkamen (Apg.2,42-47), ohne dass jemand das so "angeordnet" hätte. Und andererseits eine solche Heiligkeit und Gottesfurcht (Apg.5,11 u.a.), dass Aussenstehende zwar anerkannten, dass Gott mit ihnen war, es aber nicht wagten, sich ihnen anzuschliessen (Apg.5,13). So verwirklichten sich die beiden genannten Punkte: Familiäre Gemeinschaft und Einheit (sowohl in den Häusern wie stadtweit); und eine klare Unterscheidung zwischen echten Christen und jenen, die es nicht waren. Ich glaube deshalb, ein wichtiger "Schlüssel" ist diese radikale Umkehr und Hingabe an Jesus, sodass Er wieder uneingeschränkt in uns Gläubigen wirken kann.

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Hallo Hans
Du hast recht, es ist natürlich problematisch die konfessionellen Gemeinden auf der Ebene der Hausgemeinde in der Stadt anzusiedeln. Sie sind ganz anders und nicht mit Familien zu vergleichen. Es ist auch nur eine formale Zuweisung, und eine Ordnung, die zu beanspruchen ist - darüberhinaus gibt es nämlich keine Berechtigung für andere Gemeinden in der Stadt. Streng genommen darf es in ihr nur diese zwei Ebenen geben. Also wo soll man sie dann ansiedeln, wenn man das tun will? Mehrere Gemeinden (konfessionelle) haben eigentlich keine Berechtigung in einer Stadt zu existieren.
Klar und außerdem, ist das, was oft als Gemeinde bezeichnet wird eine Sonntags- oder Bibelstunden - veranstatlung, in der solche sind, die zur (Stadt-) Gemeinde gehören und solche, die nicht dazu gehören.

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