Donnerstag, 22. November 2007
Der Unterchied zwischen "oikos" und "ethnos"
1. Was ist „Oikos“ ?

Das griechische Wort oikos bedeutet zunächst Haus, Gebäude, Haushalt, Familie, Gemeinschaft die in einem Haus wohnt, alle zu einem Haus Gehörenden, also auch Verwandte, Sklaven und Bedienstete, Existenzgemeinschaft, Abstammung, Geschlecht, Sippe, Stamm.

Im Alltag finden wir es wieder bei unseren bekannten Worten Ökonomie, Wirtschaft, Wirtschaftlichkeit, Haushalt - das ist abgeleitet vom griechischen „oikonomos“, dem Haushalter, Wirtschafter, Verwalter. Wir finden es auch wieder in dem Wort Ökumene, wo es die bewohnte, bebaute, zugeteilte zu bewahrende Erde meint, den zivilisierten Bereich der Menschen

Eine sozialpsychologische Annäherung an das Wort bringt uns zum „psychosozialen System“, dem engsten Bezugs- oder Beziehungsrahmen eines Menschen, in der Familie und in der Verwandtschaft, unter den Arbeitskollegen, den Mitschülern, oder Kommolitonen, in der Nachbarschaft, in der Freizeitgruppe, oder in der Kirchengemeinde.
Oikos bezeichnet primär das familiäre und verwandtschaftliche Gefüge zu dem ein Mensch von Geburt an gehört. Sekundär bezeichnet es das soziale Gefüge, in dem eine Person einen festen Platz eingenommen hat. Damit ist die Gruppe von Menschen gemeint, mit denen wir in regelmäßiger Interaktion stehen und gemeinsame Werte, Normen, Ziele und Erlebnisse austauschen. Es ist die Schicksalsgemeinschaft, in die ein Mensch hineingestellt wurde und zu der er sich zugehörig weiß.
Der Oikos ist in seiner Vielzahl der Grundbaustein aus dem eine Gesellschaft besteht. Er bildet die Basiseinheit, in der Gemeinschaft gelebt wird, die kleinste Gruppe mit gemeinsamen Werten und Normen. In ihr kann sich am stärksten das Wirgefühl entwickeln, das jeder Mensch braucht. Der Oikos ist die so genannte „Primärgruppe“ des Menschen, ein enges Beziehungsgeflecht, in dem er mit anderen Menschen Qualitätszeit verbringen kann. Dort findet er Anerkennung, Schutz, Wachstum und Versorgung. Im allgemeinen Sinne besteht eine Gesellschaft, ein Volk, aus einer Vielzahl von oikos.

Im Christlichen Sprachgebrauch meint oikos das „Haus Gottes“, die Gemeinde, das Volk Gottes, die Gläubigen, die bei Gott wohnen und zusammen in Gemeinschaft leben. Im Neuen Testament sind besonders folgende Texte wichtig:

- „macht nicht das Haus (oikos) meines Vaters zu einem Kaufhaus“ Joh. 2,16
- „was für ein Haus (oikos) wollt ihr mir bauen“ Apg. 7, 47; 49
- „... am meisten aber gegenüber den Hausgenossen (oikeios) des Glaubens.“ Gal. 6,10
- „Gottes Hausgenossen“ (oikeios) Eph.2,19
- „im Hause Gottes“ (oikos) 1.Tim. 3,15
- „Christus, als Sohn über sein Haus (oikos), sein Haus sind wir“ Hebr. 3,6
- „als Priester über das Haus Gottes“ (oikos) Hebr.10,21

Insgesamt wird das griechische Wort oikos /oikonomia über 100-mal im Neuen Testament benutzt. In einigen der aufgeführten Bibelstellen und vielen anderen, wird es im Zusammenhang mit der Versammlung der Christen (ekklesia), bzw. mit dem Leib Jesu verwendet. Im konkreten, christlichen Sinn ist der oikos das Haus, die Familie, die Gruppe, die Gemeinschaft, die dem Herrn zugehörig ist. In Eph.2,19 sagt Paulus:
„So seid ihr nun nicht mehr Fremde und nicht Nichtbürger (par-oikos) sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen (oikeios). So zählen wir auch im Sinne der Abstammung durch die Wiedergeburt zu Gottes geistlichen „Haus“ (oikos), unser Stammvater ist Abraham und in der Folge der (Glaubens-) Generationen gehören wir zu seinem Geschlecht und am Ende zu seiner Familie im Kleinen und an der Basis. Wir gehören damit auch zum Hause Gottes, dem oikos, sind Teil von Gottes Haushalt der oikonomia und werden deshalb oikeios genannt. Wir zählen zu seinem großen Volk, aber auch zu seinem kleinsten sozialen Gefüge, zu seiner Familie, zu seiner Körperschaft, zu einem Köper, zum Leib Jesu.

2. Was ist "ethnos"?

"Ethnie (die ethnische Gruppe) oder Ethnos (griechisch - ethnos, „Volk“) ist ein Begriff aus der Ethnologie. Völkerkundler (Ethnologen) fassen mit diesem Begriff Menschen mit gleichen sprachlichen und kulturellen Eigenschaften bzw. Merkmalen zusammen.... Das Adjektiv ethnisch wird verwendet, um eine Volks- oder Volksgruppenzugehörigkeit von dem einer bloßen Staatsbürgerschaft zu unterscheiden, die verschieden sein kann.
Meist ist die Selbstidentifikation mit der eigenen ethnischen Gruppe so stark, dass sie dem handelnden Individuum als völlig selbstverständlich, gar natürlich erscheint. Es ist dieses kollektive Gefühl des Einander-zugehörig-Seins bzw. Anders-Seins, das für die Konstitution einer ethnischen Gruppe ausschlaggebend ist. Das Konzept der kulturellen Differenzierung zwischen dem "Wir" und den "Anderen" nennt man Ethnizität. Ethnische Gruppen haben weniger etwas mit unveränderlicher Faktizität zu tun, als vielmehr mit der Innen- und Außensicht von Kollektiven. Es gibt auf der Welt eine Vielzahl ethnischer „Wir-Gruppen“, die einer Vielzahl von anderen ethnischen Gruppen gegenüberstehen. Allerdings sind diese Gruppen und ihr Verhältnis zu den „Anderen“ nicht unveränderlich- sie sind sozial konstruiert. Dies unterscheidet das Ethnizitätskonzept wesentlich vom überholten Konzept menschlicher Rassen, das von einer physischen, biologischen Differenzierung der Menschheit ausgeht. Ethnische Gruppen können beispielsweise miteinander verschmelzen oder sich durch einen Konflikt abspalten."(aus Wikipedia)

3. Der Auftrag Jesu

Jesus sandte in Lukas 9 seine 12 Jünger und in Lukas 10 die 70 Jünger in jedes Haus (oikos), um dorthin das Reich Gottes zu bringen, damit Gemeinde entsteht. In dem großen Missionsbefehl von Matthäus 28.18-20 sendet Jesus seine Jünger auch zu allen Völkern (ethnos), um sie zu Jünger zu machen.
Sein Auftrag ist so zu verstehen, dass es in allen ethnischen Gruppen dieser Welt Jünger geben soll, die "Gemeinde im oikos" lebt.

ric

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