Mittwoch, 10. Oktober 2007
Teil 4: Gottesdienst oder Christliche Versammlung?
risced, 00:43h
Als Paulus während seiner dritten Missionsreise auf dem Heimweg nach Jerusalem war, kam er nach Troas, einer Stadt an der Küste in der heutigen Türkei, wo heute nur noch Ruinen stehen. Zusammen mit seinen Mitarbeitern Lukas, Sopater aus Beröa, Aristarchus und Sekundus aus Thessaloniki, Gajus von Derbe und Timotheus, Tychikus und Trophimus aus Asien besuchte er eine Gemeinde, die sich in einem Privathaus versammelte. In dem Text, der das beschreibt, ist erstmals die Rede von einer Zusammenkunft "am ersten Tag der Woche":
"Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte; und er zog das Wort hinaus bis Mitternacht. Es waren aber viele Lampen in dem Obersaal, wo wir versammelt waren." (Apg. 20,7-8).
Die Gute Nachricht spricht präziser vom „Abend vor dem Sonntag“, an dem sich die Gemeinde traf. Viele der ersten Christen waren Juden, sie und auch die griechischen Christen orientierten sich nach der jüdischen Woche, da beginnt der Sabbat am Freitagabend um sechs Uhr und endet am Samstagabend um sechs Uhr. An jenem Tag trafen sich die Christen in Troas also nachdem der Sabbat zu Ende war, also am Samstag nach 18 Uhr und waren bis in die frühen Morgenstunden des Sonntag zusammen. Aus geschichtlichen Überlieferungen weiß man, dass die Gemeinden später die Gewohnheit entwickelten, sich am Sonntagmorgen, vor Anbruch des Tages zu treffen, um das Abendmahl zu feiern, denn zu dieser Zeit konnten sie am wenigsten beobachtet werden.
Die Hausversammlung in Troas, fand im oberen Teil des Privathauses statt, in einem großen Raum, der auch Söller oder Obergemach genannt wird. Das war der höchste Teil des typisch orientalischen Hauses, im obersten Stockwerk, das in der Regel ein Flachdach hatte (siehe auch Apg. 1,13; 9,37.39; 20,8)
Sie verweilten schon sieben Tage bei der Gemeinde in Troas und jetzt, am letzten Abend vor ihrer Abreise, versammelten sie sich alle noch einmal, man weiß nicht wie viele Leute es waren, vielleicht 20, oder 30, auf jeden Fall fanden sie alle Platz in dem Haus. Das Treffen dauerte sehr lange, denn es gab viel zu erzählen und Paulus hatte vieles mitzuteilen. Entgegen der Meinung, dass dies ein Abendmahlsgottesdienst war, bei dem Paulus eine Mammutpredigt hielt, bei der manche Zuhörer einschliefen, muss bei näherer Texteinsicht festgestellt werden, dass es vielmehr eine offene „Unterredung“ (griechisch dia-legomai) war an der sich viele Hausgenossen beteiligten. Es könnte sogar eine Diskussion oder eine Debatte gewesen sein, bei der Paulus seine Standpunkte deutlich erklären und Fragen beantworten musste, mit eingefügten Lehrabschnitten. Es war wohl sehr spannend und ergreifend, sonst hätten sie nicht so lange ausgeharrt. Ein plötzlicher Zwischenfall, der Fenstersturz des Eutychus und die anschließende Auferweckung war ein Teil der Versammlung, danach folgte ein gemeinsames Abendmahl, zum Gedächtnis an den Herrn Jesus und zur Stärkung der Gemeinschaft. Und dann kam noch ein letzter Lehrteil, bevor Paulus abreiste. Das Einzige, was an dieser Versammlung geplant war, war der Tag und das gemeinsame Abendmahl, denn es heißt im Text: „ Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen…“. Alles andere folgte, wie Gott es zuließ, bzw. wie der Geist es führte – es war kein "Gottesdienst" in unserem Verständnis, sondern eine echte Versammlung von Christen um ihren Herrn Jesus.
Um eine solche Versammlung zu haben, brauchen wir keinen bestimmten Tag, keine spezielle Anzahl von Personen, keinen Pastor, keine Kanzel, kein spezielles Gebäude, keine Liturgie, kein Programm, keine Lobpreisband, kein Budget, und auch keinen Verein. Was wir aber brauchen, und deshalb kommen wir zusammen, das ist Jesus. Er in uns und in unserer Mitte und wir zusammen mit ihm. Da ist auch der Heilige Geist, der alles schon vorbereitet hat, noch bevor wir an das Treffen gedacht haben. Das ist einfach, da ist kein Stress, allenfalls der einer normalen Großfamilie. Jedes Zusammentreffen ist anders, der Ablauf variiert, zwar kommen bestimmte Dinge immer wieder vor, wie das Wort, die Lehre, Prophetien, Sprachenreden, Gebete, auch das Essen, die Lieder, Spiele, Spaziergänge und anderes, aber manchmal fehlt auch das eine oder das andere. Wir leben das Leben des Leibes Jesu, als ein Teil des Leibes, weil wir uns zugehörig wissen zu vielen anderen, die auch in den Leib hineingetauft sind. Wir sind auf dem Wege, dem Weg, Jesus zu folgen, wo er uns hinführt, sozusagen ein wanderndes Volk oder eine Gruppe in Bewegung. Jeder hat etwas von Gott bekommen, was er zur Gemeinschaft und zu den Versammlungen beitragen kann. Die geistlichen, natürlichen und materiellen Gaben kommen zusammen, damit jeder Einzelne auferbaut und gestärkt wird, das ist eine wahre Versammlung der Gläubigen, bei der ein Gottesdienst aneinander geschieht.
Das Neue Testament spricht insgesamt 8 Mal von Gottesdienst, auf verschiedene Situationen bezogen. So gibt es z.B. einen vollkommenen und vor Gott wohlgefälligen Gottesdienst, aber auch einen falschen bzw. eigenmächtigen Gottesdienst, einen irdischen und einen himmlischen Gottesdienst. Und es gibt den Gottesdienst des alten Bundes und einen Gottesdienst des Neuen Bundes. Bei genauer Betrachtung erkenne ich dann, dass es wohl zwei grundlegende Bedeutungen für den Gottesdienst gibt:
1. Der Gottesdienst im Sinne einer Liturgie, bzw. in Form einer rituellen Abfolge von Handlungen, insbesondere Opferhandlungen. Zu finden im Judentum, in heidnischen Religionen und im Christentum.
2. Der Gottesdienst im Sinne eines hingegeben Lebens für Gott in der Nachfolge Jesu, bzw. der richtige Wandel eines Christen vor Gott.
In Römer 12,1 und in Jakobus 1,27 betont Paulus den eigentlichen Sinn und Inhalt eines „richtigen Gottesdienstes“: Wir sollen uns selbst ganz für Gott zur Verfügung stellen und uns von jeder Befleckung der Welt fernhalten, des Weiteren sollen wir Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis besuchen.
Da ist keine Rede von einem Gottesdienst in einer Kirche bzw. einem Gemeinderaum bei der „religiöse Übungen und Zeremonien abgehalten werden oder bei dem es nur um Dienste, Pflichten oder Programme geht, die getan werden müssen.
ric
"Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte; und er zog das Wort hinaus bis Mitternacht. Es waren aber viele Lampen in dem Obersaal, wo wir versammelt waren." (Apg. 20,7-8).
Die Gute Nachricht spricht präziser vom „Abend vor dem Sonntag“, an dem sich die Gemeinde traf. Viele der ersten Christen waren Juden, sie und auch die griechischen Christen orientierten sich nach der jüdischen Woche, da beginnt der Sabbat am Freitagabend um sechs Uhr und endet am Samstagabend um sechs Uhr. An jenem Tag trafen sich die Christen in Troas also nachdem der Sabbat zu Ende war, also am Samstag nach 18 Uhr und waren bis in die frühen Morgenstunden des Sonntag zusammen. Aus geschichtlichen Überlieferungen weiß man, dass die Gemeinden später die Gewohnheit entwickelten, sich am Sonntagmorgen, vor Anbruch des Tages zu treffen, um das Abendmahl zu feiern, denn zu dieser Zeit konnten sie am wenigsten beobachtet werden.
Die Hausversammlung in Troas, fand im oberen Teil des Privathauses statt, in einem großen Raum, der auch Söller oder Obergemach genannt wird. Das war der höchste Teil des typisch orientalischen Hauses, im obersten Stockwerk, das in der Regel ein Flachdach hatte (siehe auch Apg. 1,13; 9,37.39; 20,8)
Sie verweilten schon sieben Tage bei der Gemeinde in Troas und jetzt, am letzten Abend vor ihrer Abreise, versammelten sie sich alle noch einmal, man weiß nicht wie viele Leute es waren, vielleicht 20, oder 30, auf jeden Fall fanden sie alle Platz in dem Haus. Das Treffen dauerte sehr lange, denn es gab viel zu erzählen und Paulus hatte vieles mitzuteilen. Entgegen der Meinung, dass dies ein Abendmahlsgottesdienst war, bei dem Paulus eine Mammutpredigt hielt, bei der manche Zuhörer einschliefen, muss bei näherer Texteinsicht festgestellt werden, dass es vielmehr eine offene „Unterredung“ (griechisch dia-legomai) war an der sich viele Hausgenossen beteiligten. Es könnte sogar eine Diskussion oder eine Debatte gewesen sein, bei der Paulus seine Standpunkte deutlich erklären und Fragen beantworten musste, mit eingefügten Lehrabschnitten. Es war wohl sehr spannend und ergreifend, sonst hätten sie nicht so lange ausgeharrt. Ein plötzlicher Zwischenfall, der Fenstersturz des Eutychus und die anschließende Auferweckung war ein Teil der Versammlung, danach folgte ein gemeinsames Abendmahl, zum Gedächtnis an den Herrn Jesus und zur Stärkung der Gemeinschaft. Und dann kam noch ein letzter Lehrteil, bevor Paulus abreiste. Das Einzige, was an dieser Versammlung geplant war, war der Tag und das gemeinsame Abendmahl, denn es heißt im Text: „ Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen…“. Alles andere folgte, wie Gott es zuließ, bzw. wie der Geist es führte – es war kein "Gottesdienst" in unserem Verständnis, sondern eine echte Versammlung von Christen um ihren Herrn Jesus.
Um eine solche Versammlung zu haben, brauchen wir keinen bestimmten Tag, keine spezielle Anzahl von Personen, keinen Pastor, keine Kanzel, kein spezielles Gebäude, keine Liturgie, kein Programm, keine Lobpreisband, kein Budget, und auch keinen Verein. Was wir aber brauchen, und deshalb kommen wir zusammen, das ist Jesus. Er in uns und in unserer Mitte und wir zusammen mit ihm. Da ist auch der Heilige Geist, der alles schon vorbereitet hat, noch bevor wir an das Treffen gedacht haben. Das ist einfach, da ist kein Stress, allenfalls der einer normalen Großfamilie. Jedes Zusammentreffen ist anders, der Ablauf variiert, zwar kommen bestimmte Dinge immer wieder vor, wie das Wort, die Lehre, Prophetien, Sprachenreden, Gebete, auch das Essen, die Lieder, Spiele, Spaziergänge und anderes, aber manchmal fehlt auch das eine oder das andere. Wir leben das Leben des Leibes Jesu, als ein Teil des Leibes, weil wir uns zugehörig wissen zu vielen anderen, die auch in den Leib hineingetauft sind. Wir sind auf dem Wege, dem Weg, Jesus zu folgen, wo er uns hinführt, sozusagen ein wanderndes Volk oder eine Gruppe in Bewegung. Jeder hat etwas von Gott bekommen, was er zur Gemeinschaft und zu den Versammlungen beitragen kann. Die geistlichen, natürlichen und materiellen Gaben kommen zusammen, damit jeder Einzelne auferbaut und gestärkt wird, das ist eine wahre Versammlung der Gläubigen, bei der ein Gottesdienst aneinander geschieht.
Das Neue Testament spricht insgesamt 8 Mal von Gottesdienst, auf verschiedene Situationen bezogen. So gibt es z.B. einen vollkommenen und vor Gott wohlgefälligen Gottesdienst, aber auch einen falschen bzw. eigenmächtigen Gottesdienst, einen irdischen und einen himmlischen Gottesdienst. Und es gibt den Gottesdienst des alten Bundes und einen Gottesdienst des Neuen Bundes. Bei genauer Betrachtung erkenne ich dann, dass es wohl zwei grundlegende Bedeutungen für den Gottesdienst gibt:
1. Der Gottesdienst im Sinne einer Liturgie, bzw. in Form einer rituellen Abfolge von Handlungen, insbesondere Opferhandlungen. Zu finden im Judentum, in heidnischen Religionen und im Christentum.
2. Der Gottesdienst im Sinne eines hingegeben Lebens für Gott in der Nachfolge Jesu, bzw. der richtige Wandel eines Christen vor Gott.
In Römer 12,1 und in Jakobus 1,27 betont Paulus den eigentlichen Sinn und Inhalt eines „richtigen Gottesdienstes“: Wir sollen uns selbst ganz für Gott zur Verfügung stellen und uns von jeder Befleckung der Welt fernhalten, des Weiteren sollen wir Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis besuchen.
Da ist keine Rede von einem Gottesdienst in einer Kirche bzw. einem Gemeinderaum bei der „religiöse Übungen und Zeremonien abgehalten werden oder bei dem es nur um Dienste, Pflichten oder Programme geht, die getan werden müssen.
ric
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