Donnerstag, 4. Oktober 2007
Predigen, lehren, unterreden
Seit einiger Zeit gibt es eine Diskussion im Bereich der einfachen Gemeinden, bei der es um die rechte Art der Unterweisung, bzw. der Predigt geht. Angeregt dadurch habe ich die Bibel zu dieser Thematik mal etwas genauer untersucht und dabei festegestellt, dass es da verschiedene Formen der Rede gibt, die in unterschiedlichen Situationen ihre Anwendung fanden.

1. Das Predigen oder Verkündigen allgemein

Die Frage ist, was verbirgt sich hinter dem Ausdruck „Predigen“ und ist das heute in unseren Hausgemeinden noch aktuell?
In Römer 10,15 heißt es: „Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: "Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die das Gute verkündigen!“ Diese bekannte Bibelstelle wird in der Regel auf die Verkündigung (Predigt) der frohen Botschaft für die Ungläubigen bezogen. Tatsächlich beinhaltet sie noch mehr, als die Verkündigung des Evangeliums. Es ist die Botschaft des Reiches Gottes, diese zu predigen Jesus seine Jünger beauftragt hat. Diese Botschaft, beinhaltet die Errettung aus Glauben, aber auch die Heilung und Wiederherstellung.
Das griechische Wort „kerusso“, das hier für predigen benutzt wird, bedeutet (amtliches) befehlen anordnen, verkündigen, etwas laut verkündigen oder ausrufen, öffentlich bekanntmachen – eine Botschaft ausrufen, predigen, des Reiches Gottes verkündigen.
Die Botschaft, die verkündigt wird ist das „kerugma“, das heißt soviel wie Erlass, Gebot, Befehl, Anordnung, Verkündigung, Bekanntmachung einer guten Botschaft (sowohl von d. Tätigkeit als auch vom Inhalt)
Der Prediger ist der „kerux“ , übersetzt mit Herold, Verkündiger, Bekanntmacher, Ausrufer, ein Prediger der Gerechtigkeit und des Evangeliums, im weitesten Sinne ein Lobsänger, jemand, der eine amtliche Botschaft laut und vernehmbar ausruft und sie dadurch bekanntmacht, mit d. Ziel, dass sie auch befolgt wird; ein offizieller Abgesandter des Königs oder des Parlaments welcher mit staatlicher Vollmacht ausgerüstet war; allgemein auch jede Art von Bote genannt.

Paulus nennt sich in 1.Tim.2,7 und in 2.Tim.1.11 einen Herold, bzw. Verkündiger oder Prediger. Wenn er in Römer 10,17 sagt: "’HERR, wer glaubt unserm Predigen?’ So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes“. Dann meint er damit eine Predigt zur Weckung des Glaubens, die an alle gerichtet ist, sowohl an die Christen als auch und an die Nichtchristen.
Denn das was hier unter Predigt und Predigen steht, ist das griechische Wort akoe, es bedeutet wörtlich Gehör, Ohr, Gehörsinn, die Fähigkeit zu Hören, Hören, oder das Gehörte, die Kunde oder Botschaft, der Ruf, die Mitteilung, Geschichte, Erzählung, Predigt, Bericht, usw.

2. Predigen oder Verkündigen als Evangelisieren

Die spezielle Predigt, um Menschen zur Errettung durch den Glauben an Jesus Christus zu bringen hat noch eine besondere Betonung und kann davon abgehoben werden.
In Apg. 5,42 heißt es “… und hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hin und her in Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesu Christo“.
Predigen wird hier griechisch eu-aggelizo genannt und bedeutet „wohlberichten, Verkündigen eines militärischen Sieges oder einer Hochzeit, oder allgemein eine gute Nachricht bzw. eine freudige Botschaft überbringen, hier speziell das Evangelium verkündigen.

3. Das Lehren

Was im Neuen Testament sehr häufig genannt wird ist das Lehren. Im Textzusammenhang finden wir dort immer das griechische Wort di-dasko, es bedeutet jmdn. belehren, unterweisen, unterrichten, Kenntnisse oder Tätigkeiten vermitteln; jmdm. etw. lehren bzw. erklären. Allgemein bekannt ist dieses Wort in der Pädagogik als Didaktik, „die Wissenschaft vom Lehren“
Der didaskalos ist der Lehrer, Lehrmeister (auch von handwerklichen Tätigkeiten; Chorleiter); allgemein der Ratgeber. Die didache ist die Lehre, die Anweisung (von militärischen Instruktionen in einem kaiserlichen Befehlsschreiben), die Unterweisung, Belehrung, Unterricht oder vermittelte Lehre, die Lehre der Jünger.
In Apg.2,42 lesen wir: „Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Paulus bezeichnet sich in 2.Tim.1.11 als Lehrer der Heiden

4. Die „Unterredung“

Eine ganz andere Form der Unterweisung, in mehreren Bibelstellen zu lesen, ist die Unterredung.
,Am ersten Tage der Woche aber, da die Jünger zusammenkamen,, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus." (Apg. 20,7 /17,17, Luther Üb.)
Diese Stelle ist etwas irreführend übersetzt, die revidierte Elberfelder Ü. spricht hier von „unterreden“,
Das griechische Wort hier dia-legomai wird übersetzt mit „sich unterreden, ein Gespräch führen, sich mit jmdm. unterhalten; auseinandersetzen über...; besprechen, diskutieren; argumentieren, ein Streitgespräch führen, miteinander etwas durchsprechen, eine Ansprache halten, auch allgemein als reden, predigen, sprechen (mit Zwischenfragen) übersetzt..

Hier ist offensichtlich keine klassische Predigt, kein Lehrvortrag und auch nicht die evangelistische Verkündigung gemeint, sondern es ist mehr ein offenes Gespräch unter Beteiligung vieler. Eine erfahrene Person unter ihnen gibt Anstöße und Erklärungen und antwortet auf Zwischenfragen.
In Apg. 17,17 sind es nichtgläubige Griechen, die Paulus in ein Gespräch verwickeln, die ihm viele Fragen stellen und mehr von der Botschaft des Evangeliums hören wollen. In Apg.20,7 sind es wahrscheinlich die Mitglieder einer Hausgemeinde in Troas, die sich mit Paulus unterhalten und vieles aus seinem Erfahrungsschatz hören wollen. In beiden Fällen ist da nicht ein Redner, der längere Zeit alleine spricht und viele andere, die Zuhören, sondern es sind Gespräche und Diskussionen mit dem Charakter der Unterweisung.

Alle 4 Arten der Rede (Unterweisung) haben ihre Berechtigung auch in den einfachen Gemeinden. Unterschiedlichen Situationen machen unterschiedliche Vorgehensweisen notwendig.

ric

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