Freitag, 17. August 2007
Zwei Arten von Leiterschaft, nicht nur in der Hausgemeinde
1. Die statische Leiterschaft

Leiter dieser Ausprägung haben eine mehr mechanistische Sicht der Organisation. Sie bevorzugen gleichartige und überschaubare Strukturen, die erklärbar und voraussagbar sind. Sie üben eine funktionalistische Art der Leitung aus, bei der das „reibungslose Funktionieren“ der Organisation angestrebt wird. Nicht berechenbare Faktoren und Zusammenhänge empfinden sie als störend und wollen sie lieber ausblenden oder sie in ein Schema hineinbekommen.
Leiter, die so ausgerichtet sind, neigen dazu, möglichst alle Abläufe in der Organisation zu kontrollieren und optimal zu managen. Mit bestimmten Techniken wollen sie das Erreichen von Zielen sicherstellen und die Leistung optimieren. Dabei können sie sehr erfolgreich sein und das Wachstum der Organisation sicherstellen. Pläne, Regeln und Normen sind ihnen dabei wichtig, weil sie das ganze System erhalten. An bewährten und vorgegebenen Strukturen können sie formalistisch und streng festhalten. In der Regel wollen Sie eine starke Einheit durch die gemeinsame Ausrichtung auf eine Vision und auf ein Normensystem erreichen. Sie wollen den Status Quo der Organisation auf jeden Fall halten und fördern damit Istitutionalismus und Strukturabhängigkeit.
Statische Leiter sind meistens programmorientiert und leistungsorientiert, bzw. gemeindewachstumsorientiert. Sie sagen „kommt zu uns, wir haben die Antwort“ und sie investieren viel in die Attraktivität ihrer Organisation. Als Aufseher haben sie den Anspruch die Bedingungen für Stabilität, Sicherheit und Ruhe zu schaffen. Dabei sorgen sie sich darum, dass jeder Bereich der Organisation ausgefüllt und abgesichert ist. Die Leiter werden als der Kopf gesehen, die ganze Organisation mit ihren Mitgliedern als der Körper. Koordination und Leitung geht von den Leitern aus und soll alle Teile der Organisaiton erreichen.


2. Die flexible Leiterschaft

Leiter dieser Art sind ideal für Organisationen, die den Charakter eines lebenden Organismus entwickelt haben (vergleichbar mit hochkomplexen lebenden Systemen wie das Ökosystem der Natur oder das heutige Internet Web 2.0). Sie suchen das Unbekannte und Fremde. Unterschiede und Spannungen fordern ihre Kreativität und Experimentierfreudigkeit heraus. Sie mögen freiwillige und informelle Treffen. Vor Veränderung und Chaos haben sie keine Angst, wenn die Dinge ihrer Meinung nach zu reibungslos laufen, dann versuchen sie zu provozieren. Für statische Organisationen werden sie dadurch meistens unbequem und anstrengend. Orientierung und Leitung geschieht für sie durch den ganzen Organismus – der Leiter passt sich der Entwickling des Organismus und den Bedingungen an und steuert hier und da, wo es notwendig erscheint. Flexible Leiter suchen die Einheit in der Vielfalt durch Ergänzung und Neukombination. Unterschiedliches vermischen sie miteinander, um es neu zu organisieren. Damit setzen sie synergetische Effekte frei und bilden neue Formen. Isolierte Bereiche und Einzelteile wollen sie miteinander vernetzen, um neue Verbindungen und Konstellationen zu kreieren. Dadurch schaffen sie immer wieder Unruhe und Instabilität und bringen die Organisation an den Rand des Chaos. In der Regel wird aber dadurch der Boden und die Umgebung für Erneuerung vorbereitet, damit sich das organische System weiterentwickeln kann. Wenn flexible Leiter nicht den nötigen Freirum zum Wirken bekommen, brechen sie aus. Sie sind dynamisch und fließend, flexibel und unberechenbar. Nach einer bestimmten Zeit wollen sie einen neuen Zustand und neue Umstände schaffen. Ihre visionäre Ausrichtung macht sie zu Pionieren, Eroberer und Gründer. Ihre Devise ist „geh zu ihnen, sie brauchen dich“ – deshalb scheuen sie auch keine Mühe und sind immer in Bewegung. Weil sie Neues gebären wollen und können, geben sie die Initialzündung für viele neue Arbeiten und kreative Entwicklungsprozesse und sind auch bereit in das Wachstum zu investieren.

Fazit:

Nun ist es wichtig, dass wir nicht den einen Leitertyp gegen den anderen ausspielen, sondern anerkennen, dass beide ihre Berechtigung haben und ihr Einsatz gleicherweise notwendig ist. Man weiß von wachsenden Organisationen, die für Innovation bekannt sind und bewiesen haben, dass sie in der Lage sind auf die sich ständig verändernden „Umweltbedingungen“ adäquat zu regieren, dass sie über beide Formen der Leiterschaft verfügen. Die statische Leiterschaft ist notwendig, wenn die Organisaiton durch eine Pionierphase hindurch eine Zeit der Stärkung und Stabilisierung notwendig hat und die Qualität verbessert und gesichert werden muss. Andererseits ist da die flexible Leiterschaft gefragt, wo es um Pionierarbeit und Neugründung geht und besonders dann, wenn die Organisation nicht zu einem institutionalisierten System verkommen soll, sondern durch wiederkehrende Innovationsprozesse regeneriert und vitalisiert werden muss, damit sie ein echtes organisches System bleibt oder wird. Denn tote Organisationen – besonderes im Bereich der Kirchen –gibt es genug. ric

... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.