Montag, 19. März 2007
Was in Rom im 1. Jhdt. so los war (Teil 3)
Nur drei Jahrzehnte nach dem Tode des Paulus, um ca. 100 n.Chr. begann eine ernsthafte Auseinandersetzung um die Struktur der Gemeinde in Rom. Zwei gegensätzliche Vorstellungen entstanden, die sich später konträr gegenüber stehen sollten. Zwei wichtige Personen der römischen Hausgemeinden werden damit in Verbindung gebracht.

Die eine war Clemens, der später von der Katholischen Kirche als 3. Papst deklariert wurde. Er war ein jüdischer, freigelassener Sklave, aus der Dienerschaft des späteren Märtyrers Titus Flavius Clemens, eines Vetters des Kaisers Domitian. Durch ihn bekehrten sich führende Angehörige des römischen Adels und des Kaiserhauses zum Christentum. Als gebildeter und einflussreicher Leiter, der selbst einer größeren Hausgemeinde vorstand, erlangte er großes Ansehen unter den Gemeinden der Stadt. Er nahm eine mehr kooperative Haltung zur Regierung in Rom ein und wollte dass die Gemeinde mit dessen Autoritäten in Frieden lebt.
Um etwa 100 n.Chr. schrieb er den 1. Clemensbrief an die Gemeinde in Korinth, in dem er aus seinen Erfahrungen mit der römischen Gemeinde schöpfte, um in deren Gemeindesituation hineinzusprechen. Es war ihm dabei sehr wichtig, den Frieden innerhalb der Gemeinde zu wahren, um die zerbrechliche Ruhe mit der Regierung nicht unnötig zu gefährden. Seine Anweisungen an die entfernte Gemeinde reflektieren die Situation in Rom und Clemens Vorstellung über die innere Struktur der Gemeinde. Um Uneinigkeiten und Streit unter den Gemeindeältesten zu verhindern betonte er die Wichtigkeit eines Gemeindeleiters (episkopos = Bischof), der über den Ältesten steht. In seinen Ausführungen verband er das neutestamentliche Prinzip des Haushaltsvorstandes mit den absolutistischen Autoritätsvorstellungen innerhalb der römischen Gesellschaft und betonte auch die Standesunterschiede. Es sollte der Gemeinde helfen Ordnung und Sicherheit nach innen zu wahren, um nach Außen nicht aufzufallen. Durch seinen großen Einfluss legte er mit seiner „Kirchenlehre“ den Grund für die aufwachsende Kirchenhierarchie, die später zur Institution der Katholischen Kirche führte.

Die andere Person war Hermas, ein prophetisch begabter Christ, dessen Schrift, Der Hirt des Hermas Jahrzehnte später unter den Christen in Rom ein Gegengewicht darstellte. Im Gegensatz zu Clemens war Hermas eher unscheinbar, aus niedriger sozialer Schicht stammend und hatte keine Verbindung zum kaiserlichen Hause. Auch er fand Gleichgesinnte im größeren Verband der römischen Hausgemeinden die seine prophetischen Botschaften und Korrekturen bereit aufnahmen und sich nach seinen Vorstellungen richteten. Hermas stellte die Beziehungen untereinander und das geistliche Wachstum der Gemeinde in den Vordergrund. Er rief alle, die Leiter und die „normalen Gemeindeglieder“ zur Buße auf. Ihm ging es nicht um die Wahrung von Stabilität und Gemeindeordnung, um nach Außen Frieden zu zeigen, sondern die geistliche Erkenntnis, die Umkehr und Hingabe an Gott waren sein Anliegen. Er sprach sich gegen den bedingungslosen Gehorsam gegenüber Autoritäten aus und stellte die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen in den Vordergrund. Zwar betonte er auch die besondere Verantwortung der Leiter und stellte die Wichtigkeit des Haushaltsvorstandes heraus, doch wandte er sich gegen die gängigen Herrschaftsvorstellungen der römischen Gesellschaft und gegen hierarchische Strukturen. Im Unterschied zu Clemens betonte er die charismatische Autorität, die nicht aus Tradition, sondern aus der Offenbarung kommt. Alle Gemeindeglieder, egal welchen geistlichen oder weltlichen Stand sie hatten sah er auf der selben brüderlichen Ebene. Er betonte die Souveränität des Wirkens des Heiligen Geistes in der Gemeinde. Die Reichen forderte er auf, nicht stolz zu sein, sondern sich um die Armen zu kümmern. Und alle ermahnte er zu einem Leben in Heiligkeit.

(Quellen: Geschichtsschreibung von Tertullian; James S. Jeffers. (“Conflict at Rome: Social Order and Hierarchy in Early Christianity”)

Ric

... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.