Mittwoch, 24. Januar 2007
Nichts Neues unter der Sonne
Vor kurzem las ich einen Artikel zu dem Thema"Holdung Church" auf der neuen Internetseite http://www.gemeindeinnovation.net/index.php?option=com_content&task=view&id=19&Itemid=30

Ein paar Gedanken, die mir dazu kamen, möchte ich hier weitergeben und zur Diskussion angregen

"Wenn ich von der christlichen, neutestamentlichen Gemeinde spreche, dann kann es meiner Meinung nach nicht sein, dass diese Gemeinde in verschiedenen Modellen in Erscheinung treten kann, wie zum Beispiel "Hauskirche, Mega Church, Emerging Church". So wie ich die Bibel verstehe, gibt es nur ein Modell der Gemeinde und das zeigt uns die Apostelgeschichte.

Tatsächlich sehe ich aber unterschiedliche Erscheinungsformen dieser einen Gemeinde und in der Bibel sehe ich drei Erscheinungsformen:
1. Die Gemeinde im Haus (oikos), bzw. an einem bestimmten Platz (i. d. Straße, bei einer bestimmten Personengruppe, z.B. Sklaven)
2. die Gemeinde der Stadt
3. die universale Gemeinde, der übergeordnete Leib Jesu in der Welt

Wenn ich die Situation der Urgemeinde versuche nachzuvollziehen, dann meine ich zu erkennen, dass es verschiedene Gemeindaktivitäten der einen Gemeinde in Jerusalem gab. Zu dieser Gemeinde mögen vielleicht 10000 Christen oder mehr gehört haben. Man sprach hier aber niemals von zwei oder mehr Gemeinden in der Stadt - nein, es war eine Gemeinde und sie hatten keine große Halle, in der sich alle gleichzeitig trafen. Das Leben dieser einen Gemeinde äußerte sich jedoch in verschiedener Weise und in verschiedenen Formen und Strukturen.

Jeder neue Christ, der "zur Gemeinde hinzugetan wurde", wurde nicht einer bestimmten Gemeindeorganisation (mit Benennung) hinzugetan, sondern dem überordneten Leib Jesu in der Stadt Jerusalem. Wo sich die Neubekehrten dann trafen, welcher Gruppe oder Familie sie sich zugehörig fühlten, war eine andere Frage. Es hieß "Sie trafen sich täglich im Tempel und in den Häusern". Bestimmt auch im Freien - tatsächlich trafen sie sich auch in öffentlichen Häusern, z.B. im Obersaal, dort versammelten sich vor Pfingsten immerhin 120 Personen, oder im Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus, das war ein großes römisches Haus, wie es wohlhabende Bürger hatten. Dort hatten sicherlich auch mehr als 20 Personen Platz.
Die Bibel zeigt uns ein vielfältiges Bild der Gemeinde in Jerusalem. "Hin und Her in den Häusern" brachen sie das Brot - das dürfte zugegangen sein, wie bei Feierlichkeiten einer durchschnittlichen jüdischen Familie, bei der oft drei Generationen und auch Haussklaven zusammen waren. Bestimmt bekamen sie auch hin und wieder Besuch von den Aposteln oder von anderen Christen. Wie wir wissen, trafen sie sich auch im Tempel, in der Säulenhalle des Salomon in der mehr als tausend Leute Platz fanden. Es gab also kein einheitliches Erscheinungsbild der Gemeinde und keine "Gemeindeorganisation", wie wir sie kennen.

Das möchte ich auf heute übertragen und ich vergleiche deshalb nicht Hauskirchen mit anderen "Gemeindeformen" - allesamt sind sie Erscheinungen der einen Gemeinde und gehören zusammen.
Große "Congregations, Celebrations oder Seeker- Gottesdienste" ordne ich dann nicht in die Kategorie Gemeinde ein, es sind für mich leiglichVeranstaltungen oder Programme von Christen, z.B. aus der Stadtgemeinde, die sich zu einer bestimmten Gemeindeorganisition (Verein) zugehörig wissen, in diesem Sinne sind es die unterschiedlichen Erscheinungsformen der übergeordneten Stadtgemeinde. Und es wäre sinnvoll, dass sich alle Christen, die zur Gemeinde zählen, auch an solchen Veranstaltungen beteiligen.
Gemeinde als Leib Jesus muß aber auch sichtbar werden in einer verbindlichen und konkreten Teilhabe als Glied am Leib Jesu und das funktioniert zuerst an der Basis einer kleinen Gruppe der Gemeinde. Welche Gemeinde meinen wir nun?

Meine Gemeinde, in der ich verbindliche Gemeinschaft und Gliedfunktion am Leib Jesu ausübe, ist die Gemeinde in meinem Wohnzimmer. Der größere Verband, bzw. das nächste Netzwerk, zu dem ich mich zugehörig fühle ist unser Hauskirchen- Netzwerk. Ebenso nehme ich aber auch regelmäßig teil an Veranstaltungen konfessionell orientierter Gemeindeorganisationen unserer Stadt. Zu ihnen fühle ich mich auch zugehörig, natürlich ist das Zusammengehörigkeitsgefühl zu der kleinen Gemeinde in meinem Wohnzimmer am Stärksten. Es würde mir aber nicht einfallen diese unterschiedlichen Erscheinungen miteinander zu vergleichen weil sie eigentlich alle zusammengehören.

Wenn es um die Umsetzung der Vision von einer "Holding Church" geht, dann kommen wir zum neuralgischen Punk des Gemeindeverständnisses. Denn es gibt in der "Christlichen Landschaft "zweierlei Arten von Netzwerke, und damit auch zweierlei Arten von Leiterschaft:
Hierarchische und flache. Sie funktionieren grundsätzlich anders. Eine zentrale Leiterschaft eines Netzwerkes wird automatisch eine Hierarchie bilden und dann sind wir wieder bei dem alten Problem, der Gemeindeorganisaiton und der Bildung einer Kirche, bzw. Denomination oder Konfession. Zwar kann ein Leiter in einer Hierarchie auch nach Jesu Vorbild den Charakter eines Dieners haben, doch wird dieser Leiter in einem inneren Wiederspruch leben, weil die Hierarchie nicht dem Modell Jesu von Gemeinde entspricht.

Die gewünschte Verlinkung der verschiedenen Gemeindestrukturen ist auch kein neuer Weg, sich Gemeinde vorzustellen, sondern funktionierte genau so in der Urgemeinde, mit dem Unterschied, dass sie organisch gewachsen war. Wir brauchen das Rad also nicht neu zu erfinden, das wäre wieder Organisation statt Organiscmus. Wir sollten uns vielmehr an das Vorbild der Gemeinde im 1. Jahrhundert halten.
Bleibt allerdings, dass wir uns immer noch mit dem kranken Organismus der Gemeinde heute auseinandersetzen müssen.

ric

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Hallo Richard,

für mich wirkt dieser Ansatz aus Frust geboren. Frust darüber, dass die "Welle" Hauskirchen nicht so boomten, wie so mancher es sich vorgestellt hat und das (Zitat:) "Hauskirchen und kleine Gruppen werden oft beargwöhnt oder im Bewusstsein der Öffentlichkeit sogar in die Sektenecke geschoben". Schlicht: man hat nicht die Anerkennung gefunden, die man sich so sehr wünschte.
Da die "Welle" nicht so funktionierte, sucht man jetzt Kompromisse - schiebt eine neue Welle an. Versucht einen Kompromiss, der schon in sich nicht funktionieren kann, weil diese gegenseitige Akzeptanz ja schon so nicht funktioniert. Wozu eine "Holding", die dann doch unter den Namen und Verein und zentraler Leitung einer Gemeinde - schon wieder in Abgrenzung zu anderen Gemeinden - gebildet wird? Wie wäre es denn statt neue Gemeindeformen zu bilden, eine funktionierende Akzeptanz und Zusammenarbeit unter den bestehenden Gemeinden einer Stadt anzustreben und nicht so einfach von "Welle" zu "Welle" zu surfen?

Ich halte nichts von dem beständigen suchen nach neuen Gemeindeformen. Ich halte etwas davon Gemeinde zu leben.
Charly

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Die Köpfe sind gefangen
Hallo Ric,

Deinen Beitrag habe ich mehr als einmal gelesen. Wenn WIR uns nun das Gemeindeverständnis der Bibel betrachten und dies mit HEUTE vergleichen, dann sind wir sehr weit davon entfernt.

Die Gemeinde- und Kirchenformen der Gegenwart sind doch sehr in den Köpfen der Leute eingebrannt. Dazu kommt dass z.B Geschwister aus der Landeskirche (Bevölkerung, Traditionschristen) ein anderes Gemeindeverständnis haben als die Freikirchler. Sind wir dann bei den Freikirchen und Gemeinden gibt es unterschiedlichste Strukturen. Delegierte, Ratsbrüder, Vorstände und und und. Das Problem sind nach meiner Meinung die Strukturen.

Zurück zur Einfachheit braucht ein eingreifen Gottes in die Herzen. Einfach Hausgemeinde sein wo der HERR täglich Menschen hinzu fügt.

Selbst aus dem Taufverständnis wird durch die Strukturen ein Prozedere gemacht. Ich rede hier nicht von der Babytaufe, sondern von den Seminaren die VOR der Taufe in der Regel stattfinden. Da ist dann schon einmal ein halbes Jahr vergangen bis der Täufling das Wasser sieht.

Wenn ich da an den Kämmerer denke in der Apostelgeschichte, das ging "RUCK ZUCK". Oder Saulus nachdem er sich wieder gefasst hatte und den "DURCHBLICK" hatte. Also sehen konnte.

Fazit:
Ich bleibe dabei. Hier brauchen wir die Gottes Gnade und eine Veränderung der Herzen der Heiligen um zum Biblischen Gemeindeverständnis Landesweit zu kommen.

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Christian,
da stimme ich dir voll zu - es geht darum, dass wir wieder zu einem echt biblischen Gemeindeverständnis kommen und erkennen, wie sehr wir davon abgewichen sind.
Verschiedene Gemeinde- Modelle sind nicht biblisch und nicht vom Heiligen Geist inspiriert, sondern von menschlichen Geist und vom Zeitgeist.
In der Bibel gibt es nur ein Modell. Und wir brauchen gute Lehrer die fundierte Lehre darüber verbreiten und gute, berufene Apostel und Propheten, die in der Lage sind nach den biblischen Vorlagen und nach geistlicher Inspiration zu bauen. Ich denke es gibt auch Personen in unserem Lande, die das auch prüfen können.
Wir brauchen kein neues Gemeindemodell der "postmodernen Gesellschaft", wir brauchen das biblische und geistlich inpirierte Modell.

Ric

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Charly,
das Problem ist, man will der Gemeinde immer wieder einen neuen Namen geben, in der Hoffnung, dass dadurch neues Leben kommt. Was dann als neue Entdeckung angepriesen wird, sind die Anfangsdinge, die der Heilige Geist der Christenheit schon im 1 Jahrhundert gelehrt hat.
Auf die Form kommt es nicht an, auf den Inhalt und den Zweck dessen, was Gemeinde ist.

Ric

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