Donnerstag, 19. Oktober 2006
Wir sind alle Priester
Wir sind alle Priester
„Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Dienern: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (Phil.1,1)

Die Briefe des Paulus waren immer an die ganze Gemeinde gerichtet, außer die drei persönlichen Briefe an Timotheus und an Philemon. Niemals lesen wir einen Brief, der nur an die Gruppe der Ältesten, oder an die Diakone gerichtet war. Damit gab Paulus dem ganzen Leib Jesu die Achtung, die notwendig ist. Jesus hinterließ uns ein allgemeines Priestertum, in dem alle Glieder der Gemeinde eine geistliche Verantwortung haben, wenn es um das Wachstum und um den Dienst in der Gemeinde geht.


Das Haupt, die Regierung der Gemeinde ist Jesus Christus selbst. In ihm und von Ihm aus wird der ganze Leib mit allen Gliedern, Gelenken und Bändern zusammengehalten und wächst das geistliche Wachstum (Kol.2,19). In diesem Sinne sind alle anderen Glieder des Leibes in der gleichen Situation. Sie haben zwar unterschiedliche Funktionen und sollen in diesen harmonieren und zusammenwirken (1.Kor.12) , aber keines dieser Glieder, bzw. keine Gruppe hat die Aufgabe den ganzen Leib alleine zu leiten und zu koordinieren – das bleibt einzig und allein dem Haupt, dem Kopf und damit dem Gehirn, der obersten Schaltzentrale, vorbehalten. Das Haupt bestimmt auch die Identität des ganzen Leibes, sie darf nicht von einzelnen, noch so wichtigen Gliedern oder Organen kommen, sondern vom Kopf des Körpers. Deshalb verhalten sich alle anderen Teile des Körpers in gleicher Weise und auf gleicher Ebene: sie sind auf das Haupt ausgerichtet, bzw. empfangen alle wichtigen Impulse von ihm. Wenn es z. B. um die Ernährung und Erhaltung des ganzen Leibes geht, dann sind alle Glieder gefordert und erhalten die nötigen Impulse vom Gehirn. Der Mund, die Zähne, der Magen, der Darm, die Blutgefäße u.a. sind daran beteiligt, die Nährstoffe dem ganzen Körper zu geben. Aber auch die Extremitäten beteiligen sich an dieser wichtigen Aufgabe. Sie besorgen das Essen, bereiten es zu, und führen es den Verdauungsorganen zu. Der ganze Leib ist darauf angelegt, aus der Schaltzentrale des Gehirnes die richtigen Impulse zu bekommen, damit dem ganzen Leib gedient wird. Wenn das Haupt, bzw. das Gehirn nicht mehr funktioniert, dann ist der ganz Leib nicht mehr fähig zu leben. Und wenn das Haupt nicht Jesus Christus allein ist, dann ist die Gemeinde kein Leib Jesu mehr. Im Haupt, der Schaltzentrale des Leibes sitzen nicht die Glieder selbst, sondern die Verbindungen zu ihnen sind dort geschaltet. Leiter, Älteste, Pastoren oder Hirten können unmöglich die Tätigkeit der Schaltzentrale übernehmen, weil sie selbst nicht Haupt sind, sondern Glieder wie alle anderen auch. Sie müssen sich also, entsprechend ihrer Funktion, in die Menge der anderen Glieder einreihen und mit ihnen zusammen für den ganzen Leib arbeiten. Natürlich haben sie eine besondere Funktion zu erfüllen, die an anderer Stelle definiert werden muss, aber sie werden niemals autorisiert sein, die göttlichen Impulse und Befehle aus sich selbst und allein zu bekommen und weiterzugeben. Wenn der Leib am Haupt Jesus Christus angeschlossen ist, dann wird er göttlich regiert und geleitet. Er bekommt seine Impulse, Inspirationen und Weisungen direkt von Gott, durch den Heiligen Geist. Wenn sich alle Glieder des Leibes auf das Haupt ausrichten, sind alle in der Lage die Weisungen und die Leitung durch Gott zu empfangen. Sie haben dann das Zeugnis des Heiligen Geistes in sich und können unterscheiden, was von Gott kommt. Und es heißt, dass der Heilige Geist austeilt, wie er will (1.Kor.12,11). Wenn sich aber menschliche Leiter innerhalb der Gemeinde als vermittelnde Distanz zwischen das Haupt und den anderen Gliedern des Leibes stellen, berauben sie die ganze Gemeinde um ihre Bestimmung zum allgemeinen Priestertum. Sie etablieren damit ein Zwei- Klassensystem von Laien und Klerus. Ein Priester ist ein Priester, weil er ohne Vermittler in direktem Austausch mit Gott steht. Übernimmt eine Person, oder eine bestimmte Gruppe der Gemeinde allein diese allgemeine Aufgabe, dann trennt sie die anderen Glieder vom Haupt, von dem allein die perfekte Information kommt und verdammt sie zum Verzehr zweitklassiger menschlicher Interpretation der ursprünglichen göttlichen Information. Alle anderen Glieder werden dann zu passiven Konsumenten. Sie sind dann nicht mehr selbst am Prozess des Erfahrens und Sammelns der Impulse und Nährstoffe beteiligt und erleben nicht mehr aus erster Quelle die Nähe und das Reden Gottes. Das hat sich in der Geschichte der Gemeinde immer und immer wiederholt und unsägliches Leid und geistliches Sterben verursacht.

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