Mittwoch, 3. Mai 2006
Teil 2: Die Gefahr der falschen Umgebung
von Frank Viola

Was geschieht, wenn begabte Glieder des Leibes Christi von einer menschlichen Organisation ausgebildet werden, die mehr auf unbiblischen Traditionen aufbaut, anstatt dass sie aus dem organischen Wachstum des Leibes Christi hervorkommen?
Die Antwort heißt? Mischmasch … mit einem großen M! Füge als Fußnote noch dazu: Unterfunktion.
Was passiert, wenn du einen Eisbären aus seiner natürlichen Umgebung nimmst? Wenn sie überleben (und einige tun das), werden sie nicht mehr so funktionieren, wie Gott sie erschaffen hatte. Sie verlieren die Fähigkeit sich fortzupflanzen. Was passiert, wenn eine Löwe im Käfig aufwächst und von Geburt an gezähmt wird. Er verliert seinen Raubtierin- stinkt. Sie verlieren etwas von ihren natürlichen Funktionen, die Gott in sie eingepflanzt hatte.

In den letzten zehn Jahren habe ich viele Männer getroffen, die sich selbst als Apostel und Propheten ausgerufen hatten. Einige ... nicht alle ... waren wirklich begabt. Einige von ihnen hatten die Gabe zu lehren. Andere hatten echte Gaben der Heilung. Wieder andere arbeiteten in einem starken Wort der Erkenntnis. Einige von ihnen (solche, die ich niemals persönlich traf) waren mir auf meinem geistlichen Weg hilfreich, ich respektiere sie sehr.
Aber die meisten von ihnen hatten keine wirkliche Tiefe in Jesus Christus und hatten nur wenig Verständnis und Verinnerlichung des Kreuzes Christi. Und keinen traf ich bisher, der Gottes leidenschaftlichen Traum und seine Herrschaftsabsichten verstehen konnte – Seine ewigen Absichten – die zentralen Anliegen all seines Arbeitens und Handelns innerhalb und außerhalb von Raum und Zeit.
Und die meisten von ihnen, wenn ich wirklich ehrlich sein darf, waren sehr selbst- zentrierte Personen, fixiert auf ihre eigene Wichtigkeit.
Warum denn das? Wegen der Institution die sie hervorgebracht haben. Oder in manchen Fällen, weil sie sich selbst, ohne andere Christen hervorgebracht haben. (Das Letztere ist eine noch mehr unnormale Umgebung zum Aufwachsen.)“ Wer sich absondert, sucht sein Begehren, gegen alle Umsicht platzt er los“ Sprüche 18,1.)
Um es in einem Satz zu sagen, dieser Mann ist nicht in einer geeigneten Umgebung aufgewachsen. Nur wenige, wenn überhaupt einer, sind im echten Leben des Leibes Jesu aufgewachsen, wo sie einfach Brüder unter anderen Brüdern waren. Wenige, wenn überhaupt einer, hat jemals Zeit in einer solchen Gemeinde verbracht, dessen Charakter das Gemeindeleben des ersten Jahrhunderts gleicht, wo ihre Schwächen und blinde Flecken auf gleicher Ebene mit anderen aufgedeckt wurden. Stattdessen waren die meisten von ihnen Teil einer institutionellen Kirche und starteten einen unabhängigen Dienst ohne geeignetes Training und ohne Sendung. Watchman Nee bemerkte einmal: „Die heutige Tragödie der christlichen Arbeit ist, dass so viele der christlichen Arbeiter einfach hinausgegangen sind, ohne dass sie gesandt wurden.“ Das Neue Testament zeigt uns niemals eine solche Situation.
Was das betrifft, habe ich bisher keinen dieser selbst ernannten Apostel gesehen, der solche Gemeinden gepflanzt hat, die sich entsprechend des neutestamentlichen Musters versammeln. (Sollte dieser Mensch doch existieren, dann möchte ich ihn unbedingt treffen. Ich sage das offen und ehrlich.)
Um mein Anliegen in einer Frage auszudrücken: Wo sind die Gemeinden, die von den „Neuen Aposteln“ gepflanzt wurden, die sich ohne Klerus um das Haupt Jesu Christi versammeln, deren Mitglieder sich in der Tiefe kennen und die Tiefen des Christus erfahren haben, wo Entscheidungen von der Versammlung selbst getroffen werden und wo jeder als Glied am Leib funktioniert ohne die Kontrolle, Direktive, dem Drängen und der Dominanz von Menschen?
Genau das sind die Kennzeichen eines echten apostolischen Dienstes (1. Kor. 9,2; 2.Kor. 3,1-4).
Noch mehr enttäuschend ist, dass sich jeder dieser Apostel der neuen apostolischen Bewegung verbissen an Gemeindepraktiken festklammert, deren Wurzel in heidnischen Traditionen liegen. Indem sie diese verteidigen, verhindern sie damit die Leiterschaft Jesu Christi und die volle Funktion Seines Leibes, wie es auch in den letzten 1800 Jahren geschah.
(Wenn du diesen Satz nicht nachvollziehen kannst, dann empfehle ich dir mein Buch Pagan Christianity: The Origins of Our Modern Church Practices = „Heidnisches Christen-tum, der Ursprung unserer modernen Gemeindelebens“. Das Buch zeigt auf, dass die meisten unserer Gemeindepraktiken keine Grundlage im Neuen Testament haben. Sie haben sich aus heidnischen Traditionen entwickelt und sind geistlich kontraproduktiv.)

WAS WAREN DENN DIE AUFERSTEHUNGSGABEN IM ERSTEN JAHRHUNDERT ?
Als die Auferstehungsgaben als authentischer Ausdruck im Gemeindeleben erschienen, war ihre Hauptaufgabe die Ernährung und Ermutigung der glaubenden Gemeinschaft, die Hinführung zur geistlichen Reife und zur Einheit und das die Funktion des einzelnen Gliedes am Leib hergestellt wurde. Der Erfolg dieser begabten Menschen lag in deren Fähigkeit, die Heiligen für das Werk des Dienstes zu ermächtigen und zu mobilisieren. In dieser Art gaben die Epheser 4 Auferstehungsgaben die nötige Zurüstung, damit der Leib Gottes ewigen Zweck erfüllen kann (Griechisch: katartismos = fähig machen, reparieren, ausbessern)
Diese Zurüstung kommt nicht durch das Abhalten wöchentlicher Predigten mit einer passiven Zuhörerschaft. Es geschieht auch nicht durch Einzelne, dessen Gaben während des Gottesdienstes vorherrschend sind.
Die Auferstehungsgaben sind keine Ämter, die mit besonderer Autorität ausgestattet sind. Sie sind auch keine formalen Positionen. Der griechische Text gibt ihnen keinen bestimmten Artikel, weder in Epheser 4 noch in andern Schriftstellen. Und sie wurden niemals als Titel benutzt und bezogen sich auf keine Ämter. Vielmehr sind es Personen mit besonderer Befähigung, geschaffen, um die Dienste ihrer Geschwister zu entwickeln.
(Bemerkung: Das Wort „Amt“ in Apg. 1,20; Röm. 11,13; 12,4 und in 1 Tim.3,1.10.13 ist eine Fehlbezeichnung). Es wurde von einigen Übersetzern hinzugefügt. Im Römertext bedeutet das Wort „Dienst“ und „Funktion“. Sie sind keine soziologische Nischen, die jemand ausfüllt.)

Apostel
Apostel sind überlokale, reisende Wanderprediger. Sie sind Menschen, ausgesandt vom Herrn und einer besonderen Gemeinde, um Gemeinden zu pflanzen. Eine Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, die sich um die Leiterschaft Jesu versammelt und deren Glieder gleicherweise an Treffen, Dienstfunktionen und Entscheidungsfindungsprozessen teilnimmt.
Apostel setzen die Gemeinde frei, indem sie diese gebären. Sie helfen ihr auch, auf eigenen Füßen zu gehen. Vertrauenswürdige Apostel wuchsen in einer Gemeinde vom Stil des ersten Jahrhunderts heran - nicht gleich als Leiter - bevor sie ausgesandt wurden, um Gemeinden der gleichen Art zu gründen.

Propheten
Das sind Menschen mit einer klaren Vision über Jesus Christus, die fähig sind dies deutlich zu kommunizieren. Propheten befähigen die Gemeinde, in dem sie ihr das Wort des Herrn präsentieren. Manchmal werden ihre Worte einfach Christus offenbaren, um Ermutigung, Inspiration und Beistand weiterzugeben. Ein anderes Mal werden ihre Wort eine verloren gegangene Vision hervorholen. Sie werden nach den Dingen suchen, die aus Gottes Sicht vergessen wurden und außer Sichtweite gerieten. Manchmal bestätigen die Propheten die Gaben und Berufungen der anderen Christen. Und manchmal bereiten sie die Gemeinde auf kommende Verfolgungen vor.

Evangelisten
Evangelisten helfen der Gemeinde in der richtigen Art und Weise die Gute Nachricht den Verlorenen zu predigen. Sie sind furchtlose Typen, wenn es darum geht, zu Ungläubigen zu sprechen. Und sie haben eine echte Leidenschaft für Unerrettete.

Hirten/Lehrer
Sie sind zwei Seiten der selben Gabe. In Epheser 4,11 werden die Apostel, Propheten und Evangelisten separat aufgezählt, während Hirten und Lehrer zusammengefügt erwähnt sind. Darüber hinaus steht vor jedem drei ersten Dienste das Wort „einige“, während es sich bei Hirten und Lehrer zusammengezogen auf beide bezieht. Daraus kann man ableiten, dass Hirten/Lehrer eine Gabe ist.
Als Hirten zeigen diese Christen eine tiefe und deutlich erkennbare Sorge für das Volk Gottes. Diese Fürsorge ist verbunden mit einem herzlichen Verlangen nach Heilung der Wunden hat. Als Lehrer haben sie eine Fähigkeit das Volk Gottes in geistlichen Dingen klar zu unterrichten.
Die Hauptaufgabe der Hirten/Lehrer ist es, der Gemeinde in Krisenzeiten weiterzuhelfen (hinduchführen). Durch die Auslegung der Schrift (Lehre) offenbaren sie Jesus Christus und erhellen und kultivieren damit das geistliche Leben der Gemeinde. Das Hindurchführen (sheperding) ist die vertrauliche Seite ihres Dienstes, während Lehren die öffentliche Seite ist. Entsprechend des Neuen Testaments, dienen Hirten auf den Gemeindetreffen auf der gleichen Ebene wie alle anderen Gemeindeglieder (1.Kor. 14,26; Hebr. 10,24-25). Sie fungieren auch nicht als Geschäftsführer, Kontrolle oder Direktive für die Gemeinde. Und sie sind niemals mit Titel wie „Geehrter“, „Bischof“ oder „Pastor“ ausgezeichnet.

Die Auferstehungsgaben sind nicht zu vergleichen mit den lokalen Leitern. Entsprechend des Neuen Testaments kommt die Leiterschaft eine lokalen Versammlung aus drei Quellen. Am Anfang kommt sie vom Gemeindegründer (bzw. dem apostolischen Dienst). Am Anfang gibt der Gemeindepflanzer eine starke Leitung, aber er rüstet die Gemeinde zu und arbeitet sich damit selbst aus seiner Aufgabe als Leiter heraus. Dann geht die Leiterschaft auf alle Gläubige der Gemeinde über, die dann gemeinsam Entscheidungen treffen und sich gegen-seitig dienen.
Nach einer bestimmten Zeit werden einige, die geistlich mehr gewachsen sind als andere, sichtbar und beginnen stärker zu dienen. Ihr Dienst hat sich zur Aufsicht entwickelt, welcher mehr einer passiven Rolle entspricht. Das Neue Testament spricht hier von „ältere“ oder „Älteste“.
Apostel, Propheten, Evangelisten, und Hirten/Lehrer können Älteste sein, oder auch nicht. Aber alle Ältesten habe die Gabe zu Leiten. Einige werden in der Öffentlichkeit lehren.
Keine dieser Gaben dominiert die Gemeindetreffen, in deren Versammlungen durch die freie Funktion eines jeden Gliedes Christus sichtbar werden soll (1.Kor. 14,26).
Konsequenterweise ist es eine unbiblische Sache, wenn Apostel, Propheten, Evangelisten, und Hirten/Lehrer die Versammlungen beherrschen.


Teil 3 folgt

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