Freitag, 10. Januar 2014
Soll man den Zehnten geben?
In herkömmlichen instutionellen Gemeinden wird gelehrt, daß man als Christ den Zehnten geben muss, oder sollte, weil das so in der Bibel steht. Argumentiert wird mit Worten aus Mal. 3, 8-10: „Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus …“, mit Spr.3,9: „Ehre Gott mit deinem Gut und den Erstlingen all deines Einkommens“ oder mit 2. Chr. 31,5, wo es darum geht, dass die Israeliten die Erstlingsfrüchte der Ernte und darüber hinaus geben sollen.

Immer mehr Gläubige wenden sich von Gemeinden ab, weil sie unter anderem mit dieser Gesetzlichkeit nichts mehr zu tun haben wollen. Es ist notwendig ein klare Stellungnahme entsprechend des Wortes Gottes abzugeben.

1. Es gibt für uns kein Gesetz "Du sollst den Zehnten zahlen". Für uns gilt das Doppelgebot der Liebe. Das neue Testament lehrt nicht den Zehnten und es gibt uns auch kein Gesetz darüber. Wenn das so von Pastoren und anderen Christen an Ahnungslose als ein Gesetz bzw. als eine verbindliche Lehre weitergegeben wird, dann ist das schädliche Religösität und gesetzlicher Glaube, mit dem wir nichts zu tun haben sollten. Neben der Lehre über den Zehnten gibt es in institutionellen Gemeinden aber noch viele andere Lehren, die gesetzlich sind und nicht zu unserem Glauben gehören. Es geht bei der Diskussion um den Zehnten eigentlich mehr um den religösen Stil und der gesetztlichen Lehre, die bestimmte Christen und Gemeinden verbreiten als nur um den Zehnten.

2. Der Zehnte war ursprünglich kein Gesetz, sondern eine freiwillige Leistung aus Liebe zu Gott. Zum ersten Mal wird er bei Abraham erwähnt, als dieser freiwillig, aus Verehrung zu Gott, an den Hohepriester Melchisedek den Zehnten gibt. Jesus wird im Hebräerbrief ein Priester nach der Ordnung des Melchisedek genannt. Das ist ein interessanter Zusammenhang. Später in der Wüste mit dem Volk Gottes führt Mose neben sehr vielen andern Gesetzen auch den Zehnten als Gesetz ein. Damit war damals nicht nur einmalig 10 Prozent aller Erzeugnisse und Erträge gemeint, sondern zusätzlich 10 Prozent als Versorgung für die Leviten. Als Nachfolger Jesu sind wir jedoch nicht Kinder Mose, sondern Kinder Abrahams, Kinder des Glaubens, das ist unsere wahre Abstammung. Abraham sollte unser Vorbild sein, seinen Glauben sollten wir nachahmen. Auch bezüglich dessen, was wir geben brauchen wir ein Vorbild, eine Orientierung. Wenn Abraham glaubte, dann will ich auch glauben, wenn er auf Gott wartete, dann will ich auch auf Gott warten, wenn er dem Priester aus der Ordnung des Melchisedeks den Zehnten gab, dann will ich es auch tun und zwar an Jesus, der auch ein Priester nach der selben Ordnung ist. Und das nicht als Gesetz, nicht aus Zwang, sondern freiwillig und gerne, als Erweisung meiner Achtung, wie Abraham.

3. Es gibt noch viele andere gute Dinge, die das NT nicht lehrt und wir tun sie als Christen, weil sie gut sind. Unser christliches Leben besteht aus mehr als nur dem, was das NT lehrt. Regelmäßiges gemeinsames Singen mit Instrumenten (von manchen Lobpreis genannt) z.B., das lehrt das NT auch nicht und wir tun es trotzdem, weil es gute Auswirkungen hat. Wenn jemand das Geben des Zehnten zu einer zentralen Lehre macht und es wie ein Gesetz verkündigt, dann ist das falsch. Das hindert mich aber nicht das Zehntengeben als eine unterstützende Sache in mein Glaubensleben zu integrieren, nicht als Gesetz, sondern als Hilfe. Ich muss nicht den Zehnten geben, es gibt keine Gesetz diesbezüglich, aber ich darf ihn geben. Denn „Gott hat einen fröhlichen Geber lieb.“

4. Es stimmt, gemäß der Bibel gehört all unserer Wertbesitz Gott. "Mein ist das Gold und das Silber" lesen wir im Wort. Manche leiten aus dem Wort ab: „Also gehört auch alles mir, weil ich mit Gott bin.“ Problem ist, daß sie dann auch alles behalten. Da ist falsch - daraus ableiten müsste man vielmehr, "wieviel darf ich von dem, das Gott gehört behalten". Logischer Weise müssten wir, wenn wir das Wort ernst nehmen, unser ganzes Geld für Gott und das Reich Gottes zur Verfügung stellen. Ihm dann auch alles praktisch zu geben, schaffe ich nicht, ich muss meine Rechnungen für Wohnung, Auto, Strom etc. bezahlen. Ich habe noch nicht einen so großen Glauben, dass ich anfangs des Monats mein ganzes Geld weggeben kann, um dann zu erwarten, dass Gott auf wunderbare Weise alle meine Rechnungen bezahlt. Deshalb bemühe ich mich MINDESTENS den Zehnten an Gott zu geben.

5. Aus meiner jetzt 10- jährigen Erfahrung in Hausgemeinden und mit Leuten von einfachen Gemeinden weiß ich, daß viele von ihnen den Zehnten verwerfen, mit der Begründung, es sei ein alttestamentliches Gesetz, das Moses für das Volk Israel eingeführt hat und die Gemeinden dieses Gesetz übernommen haben. Das mag so stimmen und es gibt wirklich eine ganze Reihe Gemeinden, die den Zehnten für ein Muss halten und jeder der ihn nicht zahlt wird schräg angesehen und man meint er wäre kein guter Christ. Ich denke, daß dies ein Missbrauch ist, aus dem sich einige unserer Geschwister mit Recht befreien müssen. Doch leider wird nachfolgend, wie so oft in ähnlichen Dingen, durch pauschales Urteilen und ausfgrund eines verletzten Herzens das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Ich habe erlebt, wie viele dieser Leute am Ende nur noch wenig bis gar nichts mehr spenden. Das finde ich bedauerlich, denn es ist eine große Not und wir bekommen das Geld für Mission und sonstige Ausgaben nicht zusammen. Am Ende sind es dann nur Wenige, die das Reich Gottes mit ihren Gaben unterstützen.

6. Diese meine persönliche Einstellung gebe ich nicht so weiter, als ob es eine verbindliche Lehre ist. Ich sage es als eine Rechtfertigung, warum ich weiterhin den Zehnten gebe und überzeugt davon bin, dass es eine gute Hilfe für unser Glaubensleben sein kann. Ich habe mich vor einiger Zeit entschieden das Zehntengeben nicht mehr abzulehnen, sondern es für mich neu zu definieren. Das ist mir gelungen und seit dem gebe ich mindestens den Zehnten aus Freude und wenn es möglich ist, auch mehr, nicht wiel es ein Gesetz für mich ist, sondern ein Hilfe im Umgang mit Geld. Das gebe ich so in Gesprächen als Rat an andere weiter. Ich bewundere die Leute, die immer wieder frei geben können und sich an keine Richtlinien halten, aber im Endeffekt in dieser Haltung weitaus mehr als den 10. geben - ich bin da noch nicht - möchte aber dahin wachsen. Der gröste Teil der Christen die ich kenne geben viel weniger als den Zehnten und das regelmäßig.

Ric

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