Samstag, 28. Dezember 2013
Hebäisches vs. Griechisches Denken
risced, 15:14h
Wie wir heute christliche Kirche und Gemeinde erleben ist das Ergebnis einer Entwicklung, die vor fast zweitausend Jahren begann. Immer hat das Denken der Zeit auch die Praxis des Gemeinde-lebens und vor allem das Denken der Christen beeinflusst . Die christliche Urgemeinde wurde in das damalige Judentum hineingeboren und war in den ersten Jahrzehnten noch von diesem beeinflusst. Wie wir im Neuen Testament lesen können, sorgte der Heilige Geist dafür, daß die Gemeinde nach und nach den engen und gesetzlichen Rahmen des Judentums verlassen konnte. Auf der einen Seite war das notwendig und gut, auf der anderen Seite kamen damit aber auch neue und gefährliche Einflüsse aus dem Heidentum dazu. Es begann ein unerbitterlicher Kampf um die Ausrichtung der jungen Gemeinde, der schon im dritten Jahrhundert vom damaligen Zeitgeist gewonnen wurde. Die künftige Richtung der frühen Kirche wurde nun maßgeblich von der griechischen Philosophie und von der römischen Staatstheorie bestimmt.
Wenn wir heute die Erweckung und Reformation der Gemeinde suchen, dann müssen wir zu diesen Wurzeln zurückgehen, um den „verlorenen Faden wieder aufzuehmen“. Den ursprünglichen Anfang zu verstehen, kann es uns helfen, die verlorene Orientierung neu zu finden. In gleicher Weise scheint es wichtig zu sein, die ursprüngliche Beziehung zwischen Gott und dem hebräischen Volk Gottes zu verstehen. Als Christen hat für uns nicht nur das Neue Testament eine Bedeutung, sondern auch das Alte, in dem Gott mit seinem Volk, den Hebräern, handelt. Wenn wir uns mit dem „Hebräischen“ beschäftigen, dann muss es unser Ziel sein, eine Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament herzustellen. Dazu ist es hilfreich, sich ein paar Grundlagen anzueignen.
1. Das hebräische Wort „Tora“ bezeichnet die ersten 5 Bücher der Bibel. Tora bedeutet Gebot, Weisung ‚ Belehrung, es passt in den Bezugsrahmen der Erziehung. Gott wollte sein hebräisches Volk erziehen und belehren. Die 10 Gebote hatten einen erzieherischen Charakter - sie waren eine Vorbereitung auf die Vater- Kind- Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Dies ist nicht vergleichbar mit der Gesetzgebung eines heutigen Staates.
Die Tora ist auch eingebettet in den Beziehungs- und Rechtsrahmen einer Ehe. Sein Volk ist wie seine Braut. Viele Bibelstellen weisen darauf hin. Es ging also letztlich um die Entwicklung und Entfaltung der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk, wie zwischen dem Bräutigam und der Braut. In vielen Büchern des Alten Testamensts wird diese Art der Beziehung angesprochen, besonders in dem Buch Hosea.
Es gibt einen Unterschied zwischen Tora und Gesetz. Das Gesetz ist das „Ziel“ der Tora, denn es heißt dort im Hebräischen nicht „du sollst“ bzw. du „mußt“, sondern „du wirst“. Die Worte des Gesetzes weisen also auf die Zukunft hin, was geschehen wird, wenn der Mensch auf Dauer in der Beziehung zu Gott bleibt. Wir Christen wissen, daß Jesus Christus das Gesetz und die Gebote erfüllt hat. Gott ordnete für sein Volk die Feier des Wochenfest (Schawuoth) an, das am 50. Tag nach dem Passahfest stattfinden sollte. Bei diesem Fest erinnert sich das Volk Gottes an den Tag der Gesetzgebung. Die christliche Entsprechung ist das Pfingstfest, das auch 50 Tage nach Ostern stattfindet. Wir denken dabei an das Kommen des Heiligen Geistes, mit dem die Jünger damals erfüllt wurden. Die Aussage ist klar: Gott gießt seinen Geist in die Herzen all derer, die das Opfer seines Sohnes annehmen, damit das Gesetz in ihnen erfüllt werden kann. Was im Alten Testament auf steinerne Tafeln geschrieben wurde, kann jetzt in fleischerne Herzen geschrieben werden.
2. Das heutige Judentum hat seine Wurzeln im Babylonischen Exil im vorchristlichen 6. Jahrhundert. Jerusalem und der Salomonische Tempel waren zerstört, die Juden wurden von Nebukadnezar gefangen nach Babylon geführt . In den Jahren der Gefangenschaft enstand der Talmud das Rabbinertum und die Synagoge, was heute noch der Kern des Jüdischen Gottglaubens ist. Auch nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft unter Nehemia, Esra und Serubabel, wurden diese Traditionen beibehalten und noch weiter ausgebildet. Heute gibt es keinen Tempel und keinen Opferaltar mehr, doch das babylonische Judentum hat überlebt und wurde weiter gepflegt. Die Juden glauben allerdings, daß man ohne Tempel und ohne Opfer in den wesentichen Dingen nicht nach der Tora leben kann. Wir Christen wissen nun, daß in Jesus der Tempel durch seinen Leib die neutestamentliche Erfüllung gefunden hat und Er wurde selbst als das wahre und letzte Opfer für uns geschlachtet. Es braucht also keine Tempel aus Stein mehr und auch kein Opfer von Tieren, um Gott wegen unserer Sünden gnädig zu stimmen. Jesus hat als reines Opferlamm ein für alle Mal unsere Sünde getragen.
3. Das hebräische Denken hat viel weniger mit der jüdischen Kultur und dem jüdischen Gottglauben zu tun als allgemein angenommen wird. Man könnte sagen, daß das wahre Hebräische eigentlich nur von Abraham bis David gereicht hat und sich auf alle 12 Stämme Israels bezog. Das Juden-tum, das wir heute kennen entwickelte sich erst später in der Gefangenschaft des Stammes Juda in Babylon. Eine Vermischung mit dem babylonischen Denken dieser Zeit ist ebenso vorstellbar. Der Turmbau zu Babel gibt uns da einige Hinweise, wie das typisch babylonische Denken dieser Zeit war. Hier einige Punkte, die wir auch heute noch bedenken müssen:
- Die Menschen wollten sammeln und festhalten, sie hatten Angst for Zerstreung.
- Der hierarchische Machtapparat des babylonischen Reiches bringt Kontrolle statt Freiheit.
- Beim Bau des Turmes zu Babel wurden Ziegelsteine verwendet, diese sind ein Symbol für das menschliche Bauen in Starrheit und Uniformität.
Nicht nur das jüdisch- babylonische Denken von damals wurde dadurch geprägt, sondern auch heute haben viele christliche Gemeinden dieses Gedankensystem als Grundlage übernommen. Mit diesem Denken hielt auch das jüdische Königtum und Priestertum, vergleichbar mit dem heidnischen, Einzug in unsere Gemeinden und prägte die Struktur durch mehr als 1500 Jahre. Der Hebräische Urgedanke war anders – Gott allein wollte als König seines Volkes anerkannt sein.
4. Die Urgemeinde wurde in ihren Anfängen als eine Art Ableger oder Sekte aus dem Judentum angesehen und stand auch dementsprechend immer noch unter dem starken Einfluss des jüdischen Denkens. Die neuen jüdischen Christen mussten lernen wieder auf ihren hebräischen Ursprung zurückzublicken, wie wir es gut im Hebräerbrief , Römerbrief und im Epheserbrief lesen können. In den ersten Jahrzehnten hielten die Judenchristen auch die jüdischen Traditionen und gingen in die Synagoge, wie es Jesus selbst auch tat. Manche aus der Jerusalemer Gemeinde verstanden sich sogar als Wächter über das jüdische Erbe und unternahmen Versuche den Heidenchristen die jüdischen Traditionen aufzuzwingen. Schließlich wurde beim ersten Konzil in Antiochien (55 n. Chr.) eine neue Ausgangssitution geschaffen, indem man den Heiden nicht mehr abverlangte, die jüdischen Traditionen zu halten.
Die Auseinandersetzung der frühen Gemeinde mit dem griechischen Denken began schon früh. Der Apostel Paulus war unterweisen im Griechischen und doch war er ein echter Pharisäer mit der bekannten jüdischen Tradition. Gott hatte ihn als Apostel für die Heiden berufen, was damals in Hauptsache die römische Welt war, die vom griechischen Denken stark beeinflusst war. Fast alle Autoren der Bücher des Neuen Testaments waren jüdischen Ursprungs, trotzdem schrieben sie ihre biblischen Schriften in der griechischen Sprache, da es die Umgangssprache des Reiches war.
5. Schon im 2. Jahrhundert war der Einfluss des griechischen Denkens auf die Gemeinden im Römischen Reich so groß, daß es zu erheblichen Problemen kam. In manchen Briefen des Neuen Testaments und in den Sendschreiben lesen wir darüber. Paulus sagte, „die Griechen suchen Weisheit …“ (1.Kor. 1,22). Nach Jesus hatte der Philosoph Platon den groessten Einfluss auf die Entwicklung der damaligen Welt. Es gab schon vor jeder Zivilisation in den Sternen und in der ganzen Schöpfung Hinweise auf den Plan Gottes mit den Menschen und über die Dreieinigkeit. Deshalb lassen sich auch in anderen Religionen viele Hinweise dazu finden. So hatte Platon während eines philosophischen Kurses eine Art Urerlebnis, bei dem er drei Tage „geistlich tot war und wiederauferstand“. Als er in seine Heimatstadt zurückkam, war er nicht mehr der selbe. Eine geistige Kraft ging von ihm aus und seine Worte waren stark und gelehrsam. In dieser Zeit gründete er seine Philosopenschule „Akademia“auf einem Feld, das er von dem Griechen Akademos geschenkt bekommen hatte.
Die griechische Philosophie kreierte insgesamt eine „alternative Denkstruktur“ zu dem bisherigen Götterglauben. Als der christliche Glaube auf der Weltbühne erschien hatte das philosophische Denken einen neuen Höhepunkt erreicht, in dem nicht mehr Gott, sondern der Mensch im Mittelpunkt stand. Im Gegensatz zu den Philosophen vorher, die sich einfach den Göttern als höchste Autorität unterordneten, wollte man jetzt durch das Denken mehr über Gott und die Götter erfahren. Die griechische Philosophie war noch im 6. Jhdt. mehr Theologie, welche die Gottheit erklären und begreiflich machen wollte. Im Zuge der neuen Einsichten durch Sokrates, Platon und anderer erhob sie sich dann über die Gottheiten und wurde zur reinen Philosphie und zur Metaphysik.
Ein Grundlegendes Element dieser Philosophie ist der Skeptizismus und die kritische Betrachtung. Im 2. und 3. Jhdt. entstanden die christlichen Hochchulen in Alexandria und in Antiochia, die nach dem Vorbild der Philophenschulen ihrer Zeit entwickelt wurden. Viele der sogenannten Kirchen-väter arbeiteten dort mit den Werkzeugen und den Modellen der damaligen Philosphie. Das betraf die Wortauslegung, die Rhetorik und die anderen Disziplinen, die in der Theologie bekannt sind. Die Bibelkritik und Bibelauslegung der Theologie, wie wir sie heute noch kennen, hat dort ihre Wurzeln .
Der Bruch mit dem Judentum schritt stetig fort und erreichte seinen Höhepunkt mit dem Konzil in Nicäa (325), wo Kaiser Konstantin zusammen mit einigen Bischöfen in Mehrheit den Beschluss fasste, den jüdisch- hebräischen Einfluss auf die Gemeinde auszumerzen. Das zeigte sich unter anderem in der Einführung des Sonntags als offiziellen Tag für die Gottesdienste der Christen und dem Verbot der Passahfeier. Auch wurde der christliche Feiertag für Tod und Auferstehung Jesu auf einen anderen Zeitpunkt gelegt.
6. Griechische Begrifflichkeiten im Vergleich zu Hebräischen Inhalten
Die griechische Athene wurde auch manifest im Geist (Prinz) über Griechenland. Sie symbolisiert einen starken Herrschaftsanspruch über die damalige römisch- hellenistische Welt. Das Denken der Philosophen war dadurch beeinflusst. Das gedankliche Begreifen wurde zum Versuch des Besitzergreifens der Welt.
Das griechische Itholo wird übersetzt mit Goetze, Spiegelbild. Es zeigt, wie Erkenntnis zu einem Faktor wird, der nicht der eigentlichen Wahrheit entspricht. Itholo ist nicht der Gegenstand selbst, sondern nur das Spiegelbild als solches, also nicht real. Die Erkenntnisse der Philosophie waren oder sind somit keine Realität, sondern nur Spiegelungen und Vortäuschungen.
Das hebräische Ahava bezeichnet die reale und umsorgende Liebe Gottes, die für den Menschen im Hier und Jetzt erlebbar und existenziell ist. In der griechischen Übersetzung der Bibel wurde dieser Begriff höchstwahrscheinlich zu dem Wort Agape, der Liebe Gottes.
Das hebräische Shalom ist der umfassende Segen Gottes und mehr. Er ist ein ganzheitliches Geschenk unseres Vaters, die volle Fürsorge Fürsorge Gottes für das menschliche Leben. Dieser Begriff ist nicht abstrakt, sondern ganz real und praktisch erfahrbar.
7. Hebräisches Denken versus Griechisches Denken
Griechisches Denken:
- konzeptorientiert und abstrakt
- aufeinander aufbauend und schrittweise (Zusammenhangslogik)
- Klassen und Ordnungen
- Suche nach Erkenntnis (was kann ich erfahren)
- wie können wir besser verstehen
- Hinterfragen und Beweise suchen, kritisch sein
- Skeptizismus (ich glaube nicht)
- Gott muss an mich glauben
- Gedanken über Gott anstellen (Theologie)
- erst erkennen und dann handeln
- was kann ich aus mir heraus tun und erklären
- alles erst hinterfragen
- die Idee, die Theorie in Gedanken erfassen
- kritisch sein und nach Beweisen suchen
- Glaube hat mit dem Intellekt zu tun
- Aufteilung des Lebens in heilig, geistig einerseites und säkular, materiell anderseits
- Namen zeigen die Position und die Rolle
- das Leben braucht ein Glaubenssystem
- das Individuum steht im Mittelpunkt
Hebräisches Denken:
- lebensnah und praktisch
- Nebeneinander gleichberechtigt existent
(Blocklogik – sowohl als auch)
- assoziativ und bildhaft
- Offenbarungsdenken (was Gott spricht)
- wir muessen nicht alles verstehen
- wir sollen Gott vertrauen und seinem Wort
- bleiben in Gott, ein offener Kanal sein
- die Liebe glaubt alles,erstmal vertraue ich
- Gott selbst kennenlernen, wie er ist
- erst handeln und dann verstehen
- was tut Gott für mich
- einfach glauben und vertrauen
- eine Beziehung zu Gott in Treue pflegen
- erfahren und festhalten
- Glaube hat mit der Person Gottes zu tun
- alles ist heilig, und soll fuer Gott zur Verfuegung gestellt sein
- Namen zeigen die Funktion und das Wesen
- das leben ist ein Weg mit Gott
- Ueberwindung des Individualismus
Ric
Wenn wir heute die Erweckung und Reformation der Gemeinde suchen, dann müssen wir zu diesen Wurzeln zurückgehen, um den „verlorenen Faden wieder aufzuehmen“. Den ursprünglichen Anfang zu verstehen, kann es uns helfen, die verlorene Orientierung neu zu finden. In gleicher Weise scheint es wichtig zu sein, die ursprüngliche Beziehung zwischen Gott und dem hebräischen Volk Gottes zu verstehen. Als Christen hat für uns nicht nur das Neue Testament eine Bedeutung, sondern auch das Alte, in dem Gott mit seinem Volk, den Hebräern, handelt. Wenn wir uns mit dem „Hebräischen“ beschäftigen, dann muss es unser Ziel sein, eine Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament herzustellen. Dazu ist es hilfreich, sich ein paar Grundlagen anzueignen.
1. Das hebräische Wort „Tora“ bezeichnet die ersten 5 Bücher der Bibel. Tora bedeutet Gebot, Weisung ‚ Belehrung, es passt in den Bezugsrahmen der Erziehung. Gott wollte sein hebräisches Volk erziehen und belehren. Die 10 Gebote hatten einen erzieherischen Charakter - sie waren eine Vorbereitung auf die Vater- Kind- Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Dies ist nicht vergleichbar mit der Gesetzgebung eines heutigen Staates.
Die Tora ist auch eingebettet in den Beziehungs- und Rechtsrahmen einer Ehe. Sein Volk ist wie seine Braut. Viele Bibelstellen weisen darauf hin. Es ging also letztlich um die Entwicklung und Entfaltung der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk, wie zwischen dem Bräutigam und der Braut. In vielen Büchern des Alten Testamensts wird diese Art der Beziehung angesprochen, besonders in dem Buch Hosea.
Es gibt einen Unterschied zwischen Tora und Gesetz. Das Gesetz ist das „Ziel“ der Tora, denn es heißt dort im Hebräischen nicht „du sollst“ bzw. du „mußt“, sondern „du wirst“. Die Worte des Gesetzes weisen also auf die Zukunft hin, was geschehen wird, wenn der Mensch auf Dauer in der Beziehung zu Gott bleibt. Wir Christen wissen, daß Jesus Christus das Gesetz und die Gebote erfüllt hat. Gott ordnete für sein Volk die Feier des Wochenfest (Schawuoth) an, das am 50. Tag nach dem Passahfest stattfinden sollte. Bei diesem Fest erinnert sich das Volk Gottes an den Tag der Gesetzgebung. Die christliche Entsprechung ist das Pfingstfest, das auch 50 Tage nach Ostern stattfindet. Wir denken dabei an das Kommen des Heiligen Geistes, mit dem die Jünger damals erfüllt wurden. Die Aussage ist klar: Gott gießt seinen Geist in die Herzen all derer, die das Opfer seines Sohnes annehmen, damit das Gesetz in ihnen erfüllt werden kann. Was im Alten Testament auf steinerne Tafeln geschrieben wurde, kann jetzt in fleischerne Herzen geschrieben werden.
2. Das heutige Judentum hat seine Wurzeln im Babylonischen Exil im vorchristlichen 6. Jahrhundert. Jerusalem und der Salomonische Tempel waren zerstört, die Juden wurden von Nebukadnezar gefangen nach Babylon geführt . In den Jahren der Gefangenschaft enstand der Talmud das Rabbinertum und die Synagoge, was heute noch der Kern des Jüdischen Gottglaubens ist. Auch nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft unter Nehemia, Esra und Serubabel, wurden diese Traditionen beibehalten und noch weiter ausgebildet. Heute gibt es keinen Tempel und keinen Opferaltar mehr, doch das babylonische Judentum hat überlebt und wurde weiter gepflegt. Die Juden glauben allerdings, daß man ohne Tempel und ohne Opfer in den wesentichen Dingen nicht nach der Tora leben kann. Wir Christen wissen nun, daß in Jesus der Tempel durch seinen Leib die neutestamentliche Erfüllung gefunden hat und Er wurde selbst als das wahre und letzte Opfer für uns geschlachtet. Es braucht also keine Tempel aus Stein mehr und auch kein Opfer von Tieren, um Gott wegen unserer Sünden gnädig zu stimmen. Jesus hat als reines Opferlamm ein für alle Mal unsere Sünde getragen.
3. Das hebräische Denken hat viel weniger mit der jüdischen Kultur und dem jüdischen Gottglauben zu tun als allgemein angenommen wird. Man könnte sagen, daß das wahre Hebräische eigentlich nur von Abraham bis David gereicht hat und sich auf alle 12 Stämme Israels bezog. Das Juden-tum, das wir heute kennen entwickelte sich erst später in der Gefangenschaft des Stammes Juda in Babylon. Eine Vermischung mit dem babylonischen Denken dieser Zeit ist ebenso vorstellbar. Der Turmbau zu Babel gibt uns da einige Hinweise, wie das typisch babylonische Denken dieser Zeit war. Hier einige Punkte, die wir auch heute noch bedenken müssen:
- Die Menschen wollten sammeln und festhalten, sie hatten Angst for Zerstreung.
- Der hierarchische Machtapparat des babylonischen Reiches bringt Kontrolle statt Freiheit.
- Beim Bau des Turmes zu Babel wurden Ziegelsteine verwendet, diese sind ein Symbol für das menschliche Bauen in Starrheit und Uniformität.
Nicht nur das jüdisch- babylonische Denken von damals wurde dadurch geprägt, sondern auch heute haben viele christliche Gemeinden dieses Gedankensystem als Grundlage übernommen. Mit diesem Denken hielt auch das jüdische Königtum und Priestertum, vergleichbar mit dem heidnischen, Einzug in unsere Gemeinden und prägte die Struktur durch mehr als 1500 Jahre. Der Hebräische Urgedanke war anders – Gott allein wollte als König seines Volkes anerkannt sein.
4. Die Urgemeinde wurde in ihren Anfängen als eine Art Ableger oder Sekte aus dem Judentum angesehen und stand auch dementsprechend immer noch unter dem starken Einfluss des jüdischen Denkens. Die neuen jüdischen Christen mussten lernen wieder auf ihren hebräischen Ursprung zurückzublicken, wie wir es gut im Hebräerbrief , Römerbrief und im Epheserbrief lesen können. In den ersten Jahrzehnten hielten die Judenchristen auch die jüdischen Traditionen und gingen in die Synagoge, wie es Jesus selbst auch tat. Manche aus der Jerusalemer Gemeinde verstanden sich sogar als Wächter über das jüdische Erbe und unternahmen Versuche den Heidenchristen die jüdischen Traditionen aufzuzwingen. Schließlich wurde beim ersten Konzil in Antiochien (55 n. Chr.) eine neue Ausgangssitution geschaffen, indem man den Heiden nicht mehr abverlangte, die jüdischen Traditionen zu halten.
Die Auseinandersetzung der frühen Gemeinde mit dem griechischen Denken began schon früh. Der Apostel Paulus war unterweisen im Griechischen und doch war er ein echter Pharisäer mit der bekannten jüdischen Tradition. Gott hatte ihn als Apostel für die Heiden berufen, was damals in Hauptsache die römische Welt war, die vom griechischen Denken stark beeinflusst war. Fast alle Autoren der Bücher des Neuen Testaments waren jüdischen Ursprungs, trotzdem schrieben sie ihre biblischen Schriften in der griechischen Sprache, da es die Umgangssprache des Reiches war.
5. Schon im 2. Jahrhundert war der Einfluss des griechischen Denkens auf die Gemeinden im Römischen Reich so groß, daß es zu erheblichen Problemen kam. In manchen Briefen des Neuen Testaments und in den Sendschreiben lesen wir darüber. Paulus sagte, „die Griechen suchen Weisheit …“ (1.Kor. 1,22). Nach Jesus hatte der Philosoph Platon den groessten Einfluss auf die Entwicklung der damaligen Welt. Es gab schon vor jeder Zivilisation in den Sternen und in der ganzen Schöpfung Hinweise auf den Plan Gottes mit den Menschen und über die Dreieinigkeit. Deshalb lassen sich auch in anderen Religionen viele Hinweise dazu finden. So hatte Platon während eines philosophischen Kurses eine Art Urerlebnis, bei dem er drei Tage „geistlich tot war und wiederauferstand“. Als er in seine Heimatstadt zurückkam, war er nicht mehr der selbe. Eine geistige Kraft ging von ihm aus und seine Worte waren stark und gelehrsam. In dieser Zeit gründete er seine Philosopenschule „Akademia“auf einem Feld, das er von dem Griechen Akademos geschenkt bekommen hatte.
Die griechische Philosophie kreierte insgesamt eine „alternative Denkstruktur“ zu dem bisherigen Götterglauben. Als der christliche Glaube auf der Weltbühne erschien hatte das philosophische Denken einen neuen Höhepunkt erreicht, in dem nicht mehr Gott, sondern der Mensch im Mittelpunkt stand. Im Gegensatz zu den Philosophen vorher, die sich einfach den Göttern als höchste Autorität unterordneten, wollte man jetzt durch das Denken mehr über Gott und die Götter erfahren. Die griechische Philosophie war noch im 6. Jhdt. mehr Theologie, welche die Gottheit erklären und begreiflich machen wollte. Im Zuge der neuen Einsichten durch Sokrates, Platon und anderer erhob sie sich dann über die Gottheiten und wurde zur reinen Philosphie und zur Metaphysik.
Ein Grundlegendes Element dieser Philosophie ist der Skeptizismus und die kritische Betrachtung. Im 2. und 3. Jhdt. entstanden die christlichen Hochchulen in Alexandria und in Antiochia, die nach dem Vorbild der Philophenschulen ihrer Zeit entwickelt wurden. Viele der sogenannten Kirchen-väter arbeiteten dort mit den Werkzeugen und den Modellen der damaligen Philosphie. Das betraf die Wortauslegung, die Rhetorik und die anderen Disziplinen, die in der Theologie bekannt sind. Die Bibelkritik und Bibelauslegung der Theologie, wie wir sie heute noch kennen, hat dort ihre Wurzeln .
Der Bruch mit dem Judentum schritt stetig fort und erreichte seinen Höhepunkt mit dem Konzil in Nicäa (325), wo Kaiser Konstantin zusammen mit einigen Bischöfen in Mehrheit den Beschluss fasste, den jüdisch- hebräischen Einfluss auf die Gemeinde auszumerzen. Das zeigte sich unter anderem in der Einführung des Sonntags als offiziellen Tag für die Gottesdienste der Christen und dem Verbot der Passahfeier. Auch wurde der christliche Feiertag für Tod und Auferstehung Jesu auf einen anderen Zeitpunkt gelegt.
6. Griechische Begrifflichkeiten im Vergleich zu Hebräischen Inhalten
Die griechische Athene wurde auch manifest im Geist (Prinz) über Griechenland. Sie symbolisiert einen starken Herrschaftsanspruch über die damalige römisch- hellenistische Welt. Das Denken der Philosophen war dadurch beeinflusst. Das gedankliche Begreifen wurde zum Versuch des Besitzergreifens der Welt.
Das griechische Itholo wird übersetzt mit Goetze, Spiegelbild. Es zeigt, wie Erkenntnis zu einem Faktor wird, der nicht der eigentlichen Wahrheit entspricht. Itholo ist nicht der Gegenstand selbst, sondern nur das Spiegelbild als solches, also nicht real. Die Erkenntnisse der Philosophie waren oder sind somit keine Realität, sondern nur Spiegelungen und Vortäuschungen.
Das hebräische Ahava bezeichnet die reale und umsorgende Liebe Gottes, die für den Menschen im Hier und Jetzt erlebbar und existenziell ist. In der griechischen Übersetzung der Bibel wurde dieser Begriff höchstwahrscheinlich zu dem Wort Agape, der Liebe Gottes.
Das hebräische Shalom ist der umfassende Segen Gottes und mehr. Er ist ein ganzheitliches Geschenk unseres Vaters, die volle Fürsorge Fürsorge Gottes für das menschliche Leben. Dieser Begriff ist nicht abstrakt, sondern ganz real und praktisch erfahrbar.
7. Hebräisches Denken versus Griechisches Denken
Griechisches Denken:
- konzeptorientiert und abstrakt
- aufeinander aufbauend und schrittweise (Zusammenhangslogik)
- Klassen und Ordnungen
- Suche nach Erkenntnis (was kann ich erfahren)
- wie können wir besser verstehen
- Hinterfragen und Beweise suchen, kritisch sein
- Skeptizismus (ich glaube nicht)
- Gott muss an mich glauben
- Gedanken über Gott anstellen (Theologie)
- erst erkennen und dann handeln
- was kann ich aus mir heraus tun und erklären
- alles erst hinterfragen
- die Idee, die Theorie in Gedanken erfassen
- kritisch sein und nach Beweisen suchen
- Glaube hat mit dem Intellekt zu tun
- Aufteilung des Lebens in heilig, geistig einerseites und säkular, materiell anderseits
- Namen zeigen die Position und die Rolle
- das Leben braucht ein Glaubenssystem
- das Individuum steht im Mittelpunkt
Hebräisches Denken:
- lebensnah und praktisch
- Nebeneinander gleichberechtigt existent
(Blocklogik – sowohl als auch)
- assoziativ und bildhaft
- Offenbarungsdenken (was Gott spricht)
- wir muessen nicht alles verstehen
- wir sollen Gott vertrauen und seinem Wort
- bleiben in Gott, ein offener Kanal sein
- die Liebe glaubt alles,erstmal vertraue ich
- Gott selbst kennenlernen, wie er ist
- erst handeln und dann verstehen
- was tut Gott für mich
- einfach glauben und vertrauen
- eine Beziehung zu Gott in Treue pflegen
- erfahren und festhalten
- Glaube hat mit der Person Gottes zu tun
- alles ist heilig, und soll fuer Gott zur Verfuegung gestellt sein
- Namen zeigen die Funktion und das Wesen
- das leben ist ein Weg mit Gott
- Ueberwindung des Individualismus
Ric
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