Montag, 3. Dezember 2012
Gemeindegründung
Vor einigen Jahren war ich Teilnehmer eines Seminars mit Neil Cole zu dem Thema „Organische Gemeinde“. Er prägte damals eine Aussage, die bis heute fest in meiner Erinnerung blieb. Er sagte:
„Wir müssen den Level für Gemeinde so tief ansetzen wie nur möglich und gleichzeitig den Level für Jüngerschaft so hoch es geht setzen.“

Wenn ich diese Aussage als Grundlage für das Thema Gemeindegründung nehme, hat das für mich tiefgreifende Konsequenzen. Als ich das zum ersten Mal richtig verstehen konnte, war es eine große Erleichterung. Eine schwere Last war von meinen Schultern genommen, denn das Thema war für mich immer wichtig und ich wollte mich der Herausforderung der Gemeindegründung stellen.

Es lohnt sich, daraus einige klare Statements für eine Strategie abzuleiten:

1. Immer wieder werden Überlegungen angestellt, wieviel Gläubige notwendig sind, um eine Gemeinde gründen zu können. Jesus sagt in Mt.18,20:
„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“
Es geht hier um die Gegenwart Gottes, das war schon in der alttestamentlichen Gemeinde eine entscheidende Frage. Deshalb sollte Mose die Stiftshütte bauen, mit der Bundeslade in ihrer Mitte. Als sie fertig war zog Gott dort ein, nun hatte das Volk Israel durch das Zelt der Begegnung die Gegenwart Gottes in ihrer Mitte. Dasselbe geschah später im Tempel. Entsprechend dem hat die neuttestamentliche Gemeinde die Gegenwart Gottes in ihrer Mitte, wenn zwei oder drei im Namen Jesus versammelt sind. Das ist nicht schwer zu machen, es genügt also mit zwei oder drei Jüngern zusammenzukommen, um Gemeinde zu sein und Gemeinde zu leben. Halleluja.

2. Für zwei oder drei, bzw. für eine kleine Gruppe, brauchen wir keinen extra Raum, kein spezielles Gebäude, um die Grundlage für Gemeinde zu schaffen. Ein privater Raum, den eine Person für die Treffen zur Verfügung stellt ist ausreichend. Die ersten Gemeinden in Jerusalem und später auch in Ephesus trafen sich privat, in den Häusern der Familien. Das setzte sich zumindest bis ins dritte Jahrhundert so fort. Diese Hürde brauchen wir also auch nicht nehmen, denn eigene Gemeinderäumlichkeiten sind immer mit Kosten verbunden.

3. Desweiteren ist keine bestimmte Person, wie ein Pastor oder ein Gemeindegründer notwendig, um Gemeinde zu sein. Nach der ersten Verfolgung in Jerusalem wurden die hellenistischen Gläubigen im ganzen Land zerstreut und überall, wo sie hinkamen verkündigten sie das Reich Gottes. Es enstanden viele neue Gemeinden durch ganz "normale Gemeindeleute". Zwar gründeten auch Petrus und Johannes als Apostel neue Gemeinden, doch das war nicht die einzige Strategie die der Heilige Geist benutzte. Auch heute will er dich und mich, die wir keine theologische Ausbildung haben in diesen Dienst berufen. Viele neue Gemeindegründungsbewegungen der Geschichte waren Laienbewegungen.

4. In der Gemeinde des Neuen Testaments gibt es keinen speziellen Gottesdienstritus, der eingehalten werden muss. Wir sind frei, unsere Treffen so zu gestalten, wie es der Situation angemessen ist. Wenn wir uns die Regel aus Apg.2,42 aneignen, dann ist es ausreichend. Da heißt es:
„Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
Es ist nicht schwer sich an diesen 4 Punkten auszurichten und es muss nicht alles an einem Tag geschehen. Wir können mehrmals in der Woche zusammenkommen, um dieses ausgewogene Gemeindeleben zu praktizieren. Hier sollte auch noch die Taufe erwähnt werden, die wir untereinander als einfache Gläubige vollziehen dürfen.

Andererseites wird die Gemeinde im Neuen Testament immer den versammelten Jüngern gleichgesetzt. Jüngerschaft ist ein Lebensstil und ein Lernprozess, in den ein Gläubiger einsteigen muss, um in der Heiligung zu wachsen, dann wird er zu einem gesunden Gemeindeglied. Nicht jeder Gläubige ist auch ein Jünger. Jesus selbst hat an den Jünger hohe Anforderungen formuliert, die ich hier in meinen Worten wiedergeben will:

1. Die Aufgabe des eigenen Lebens.
„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst …“
Die meisten Christen kennen die Bedeutung dieser Aussage nur in Bezug auf ihre Bekehrung. Sie haben ihr altes Leben ohne Gott hinter sich gelassen und leben jetzt mit Gott. Er ist jetzt in ihr Leben mit einbezogen, sie haben verstanden und akzeptiert, daß es einen Gott gibt, der über ihrem Leben steht.
Jesus meinte aber mehr damit, ihm ging es um das Recht auf Selbstbestimmung für das ganze weitere Leben. Er erwartet, daß wir diese Recht komplett an Ihn abtreten und uns hinfort von seinen Plänen und seinen Gedanken für unser Leben leiten lassen, wenn wir seine Jünger werden wollen.

2. Das eigene Kreuz tragen.
„… und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach!“
Jesu Kreuz war es, für uns zu sterben. Da er auch wahrer Mensch war, wollte er das eigentlich nicht. Im Garten Gethsemane bestand er seinen größten Kampf, indem er sich entschied, den Gang zum Kreuz aus Gehorsam zu seinem Vater zu tun.
Nach diesem Vorbild wird auch ein echter Jünger sich dafür entscheiden, Gott zu gehorchen. Er wird den Willen Gottes für alle seine Lebensbereiche erfahren wollen und ihn auch durch den Heiligen Geist erfahren. Jeden Tag wird er die Wahl treffen, nicht seinem eigenen Willen und Wünschen zu folgen, sondern sich dem Willen Gottes unterzuordnen.

Eine wahre Gemeinde besteht aus solchen wahren Jüngern, egal wieviel sich versammeln, wo sie sich versammeln und wie ihre Treffen ablaufen. Sie ordnen sich Gott und einander unter in Liebe und lassen sich vom heiligen Geist leiten.

Paulus fand 12 suchende Jünger vor Ephesus, die noch nicht Gemeinde waren. Er brachte ihnen die entscheidende apostolische Lehre über Gemeinde. Sie liesen sich auf den Namen Jesus taufen und empfingen den Heiligen Geist, eine neue Gemeinde war entstanden.

Ich wünsche mir für das kommende Jahr viele solcher Jünger, die dem Aufruf Jesu ganzheitlich folgen und bereit sind, sich als Gemeinde zu versammeln.

Ric

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