Sonntag, 28. Oktober 2012
Das Hausgemeinde- Netzwerk im Lycostal
Im ersten Jahrhundert nach Christus gab es in der römischen Provinz Kleinasien viele blühende christliche Hausgemeinden. Einige davon bildeten ein Beziehungsnetzwerk in den Städten Laodizea, Kolossä und Hierapolis im Tal des Flusses Lycos im alten Phrygien. Das liegt in der heutigen Türkei in Westanatolien, etwa 160 km östlich der antiken Stadt Ephesus und ca. 200 km vom Ägäischen Meer entfernt. Die drei Orte lagen nahe beieinander in einem Umkreis von etwa 30 km in dem Flusstal. Im Norden war das höher gelegene Hierapolis, das mit seinen heißen Quellen, als Heilbad bekannt war. Auf der anderen Seite des Flusses lag Kolossä direkt an einer der wichtigsten Handelstrassen des Landes. Am selben Ufer, etwa 10 km flussaufwärts, war die wohlhabende Stadt Laodizea, bekannt durch die Herstellung purpurner Stoffe und einer guten Augensalbe. Hier lag auch das finanzielle und politische Zentrum dieser Gegend. Zur Zeit der frühen Gemeinde lebten viele tausend Juden in der Region, die einen großen Anteil an Wohlstand und Bildung hatten.

Paulus stand in einer engen Verbindung zu diesem Hausgemeinde- Netzwerk. Gegründet wurden die Gemeinden aber nicht von ihm, sondern höchstwahrscheinlich von Epaphras, einem engen Mitarbeiter des Paulus (Phil. 2, 25- 30; Kol.4, 12). Es ist anzunehmen, dass dieser aus Kolossä kam, denn im Kolosserbrief bezeichnete Paulus ihn als einer von ihnen. Die Gemeinden dort wurden wegen ihres Glaubens verfolgt und hatten untereinander eine enge Verbindung. Paulus schrieb aus der Gefangenschaft in Rom (oder in Ephesus) drei Briefe an sie, den Kolosserbrief, den Philemonbrief und einen Brief an die Gemeinde in Laodizea, der nicht mehr erhalten ist. Onesimus, der entlaufene Sklave des Philemon und Tychikus, zwei Jünger des Paulus, überbrachten die Briefe (Kol 4,7-9). Beide Briefe sollten wechselweise an beiden Orten vorgelesen werden (Kol. 4.16).

Paulus und seine apostolischen Mitarbeiter
In den Grüßen des Kolosserbriefes erwähnt Paulus neun Personen, die als seine Mitarbeiter (Mitstreiter, Mitwerker) bezeichnet werden können: Tychikus, Onesimus, Aristarch, Markus, Justus, Epaphras, Lukas, Demas und Archippus. Sie alle standen in einer direkten Beziehung zu Paulus und arbeiteten mit ihm zusammen in dem Werk, das Gott ihm aufgetragen hatte. Dazu gehörte auch die apostolische Betreuung des Netzwerkes im Lycostal.

Die Gemeinde im Haus des Philemon und die Gemeinde in Kolossä
Philemon hatte offensichtlich einen großen Hausstand mit Familienangehörigen und Sklaven, ein geeigneter Ort für die Versammlung einer Gemeinde. Das war in der Stadt Kolossä oder in deren Nähe. Der Philemonbrief richtete sich nicht an die Gemeinde einer Stadt, sondern an eine Gemeinde in einem Privathaus. Da gab es dann ja auch den Kolosserbrief, der alle Christen der Stadt mit einschloss. Daraus kann man entnehmen, dass es in Kolossä noch mehr Versammlungen in Häusern gab. Auch Archippus, ein Mitarbeiter des Paulus lebte in Kolossä (Philemon 1,2/ Kol.4,17).

Die Gemeinde in Nymphas Haus und die Gemeinde in Laodizea
Neben dem Brief an die Kolosser schrieb Paulus auch einen Brief an die Laodizeer, der nicht mehr erhalten ist (Kol.4, 17). Am Ende des Kolosserbriefes sendet Paulus Grüße an eine Person namens Nympha(s) und an die Gemeinde in seinem (ihrem) Hause (Kol. 4,15). Aus den biblischen und geschichtlichen Hinweisen kann man entnehmen, dass die Gemeinde in Nymphas Haus zu Laodizea gehörte. Das war eine wohlhabende Stadt (Offb.3,17) und man kann mit Recht vermuten, dass das Haus, in dem sich die Gemeinde traf, über ausreichend Raum und Möglichkeiten verfügte. Es fällt auf, dass Paulus extra noch die Brüder in Laodizea grüßt, woraus man schließen kann, dass sich die Gemeinde des Ortes auch noch in anderen Häusern traf.

Die Gemeinde in Hierapolis erwähnt Paulus nur kurz im Kolosserbrief, wo er sagt, dass Epaphras "viel Mühe um sie und um die in Laodizea hatte". Erst in der nachapostolischen Zeit wird sie wieder erwähnt in den Schriften des apostolischen Vaters Papias von Hierapolis, der 140 n. Chr. starb.

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