Dienstag, 12. Juli 2011
Einfache Gemeinde, was ist das?
risced, 14:54h
Dieser Artikel wurde in geistreich, einem Forum der EKD veröffentlicht.
Situation / Kontext
Einfache Gemeinde ist kein neues Gemeindemodell und keine neue Methode, christliche Gemeinde zu leben oder zu bauen. EG ist auch keine neue Erfindung unserer Zeit und auch keine neue Errungenschaft der Postmoderne. Aber sicher ist, dass in der postmodernen Gesellschaft, in der wir leben, viele Dinge anders geworden sind, was Kirche und Gemeinde betrifft. Die bekannten traditionellen Barrieren werden heute viel leichter überwunden, da vieles vorstellbar geworden ist und ohne Probleme toleriert wird. Das hat eine Atmosphäre des Aufbruchs und der Neuorientierung geschaffen, wo alte Gemeindestrukturen viel mehr hinterfragt werden und mehr und mehr aufweichen. Die Menschen zeigen immer mehr Reife und Selbständigkeit, wenn es darum geht verfestigte Organisationsstrukturen zu überwinden.
Ziele
Noch nie gab es so viele Christen, die ihrer angestammten Gemeinde den Rücken zuwenden und nach Alternativen suchen – nicht weil sie den Glauben verloren haben, sondern weil sie ihren Glauben nicht verlieren wollen. Bei mir melden sich ständig solche Christen, die diesbezüglich Rat und Hilfe suchen. Vor einigen Monaten war ich von zwei evangelischen Kirchenvorständen, die diese Situation erkannt haben, zu einer Klausurtagung als Referent eingeladen. Sie wollen sich auf die Kirche für Morgen vorbereiten und glauben, dass wir eine „einfache Gemeinde“ brauchen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Langsam aber stetig geht eine Veränderung vor sich, die bald noch mehr sichtbar werden wird.
Reflexion / Hintergrund
Die „Einfache Gemeinde“ ist keine neue Gemeinde- oder Kirchenorganisation und auch keine neue Denomination oder Konfession. Sie ist eine Bewegung, die am Anfang steht und gerade dabei ist, sich zu formieren. Sie bewegt sich zwischen und über den bekannten Konfessionen und hat keinen eigenen Frömmigkeitsstil und keine eigene Dogmatik. Wir kennen aus vielen anderen Teilen der Welt bereits
die so genannte Hauskirchenbewegung,
die Organische-Gemeinde-Bewegung oder auch
die Emerging-Church-Bewegung.
Was die einfache Gemeinde mit diesen dreien gemeinsam hat, ist das neue Gemeindebewusstsein, die Ahnung, dass Gemeinde mehr ist und dass sie anders ist als das, was in den vergangenen Jahrhunderten bei uns im Westen gelebt wurde. Man besinnt sich auf die frühen Tage des Christentums und stellt fest, dass diese frei waren von Kirchenhierarchien, von Klerus und von prächtigen Gebäuden.
Als bei dem ersten Pfingstfest, nach der Predigt des Petrus, 3000 Menschen zum Glauben kamen, da hieß es, „sie wurden (der Gemeinde) hinzugetan“. Frage ist, wo war damals die Gemeinde, zu der sie hinzugetan werden konnten? Sie war auf jeden Fall anders als heute und äußerlich nicht sichtbar. Es gab keine die Kirche oder die Gemeinde gegründeten Vereine, keine Organisationen und keine Konfessionen. Die Gläubigen wurden ganz einfach vom Heiligen Geist dem „geistlichen Leib Jesu hinzugetan“. Sie wurden hineingeboren in die neutestamentliche Gemeinde Gottes, die in Jerusalem entstanden war. Und wo trafen sie sich? Natürlich in vielen Häusern in der Stadt, in zahlreichen Familiengruppen und im Tempelgelände in größeren Versammlungen und überall, wo es möglich war. Dieser frühe organische „Zweitakt der Gemeinde“ war direkt von Gott kreiert und nicht von Menschen, das hatte seinen Grund, denn die Gemeinde ist einerseits Familie Gottes und andererseits Volk Gottes (Eph. 2,19).
Als die Gemeinde im dritten Jahrhundert komplett aus der Intimität der familiären Häuser auszog, um in schönen, von der Regierung gesponserten Kirchengebäuden ein religiöses Leben mit Priester und Liturgie zu führen, begann das uns bekannte „Kirchengebäudechristentum“. Diese postkonstantinische Kirchenmuster hat bis heute Bestand, es hat die Christenheit über die Jahrhunderte so sehr verändert, dass wir uns Gemeinde und Christsein kaum anders vorstellen können. Doch es war anders von Gott gedacht, wir müssen es wieder neu entdecken. Das bedeutet sicher nicht, dass wir das Modell der Gemeinde des 1. Jahrhunderts neu auflegen müssen, aber wir sollten es aus der Geschichte neu freilegen und schauen, was wir davon für heute lernen können.
Umsetzung
Genau hier knüpft die Bewegung einfacher Gemeinden an, sie möchte wegkommen von der von Menschen gemachten Gemeindeorganisation, hin zu dem organischen Leben der Gemeinde, dessen Urheber Gott selbst ist. Die Frage ist, was denn nun die besonderen Merkmale dieser Bewegung einfacher Gemeinden sind?
Ich will es mit einigen Punkten ganz kurz deutlich machen:
1. Einfache Gemeinden sind selbständig und nicht durch ein Kirchensystem und deren Klerus gelenkt.
2. Sie unterscheiden sich voneinander, wie individuelle „Persönlichkeiten“.
3. Sie haben eine geistliche DNA (Gemeinschaft, Jüngerschaft, Leidenschaft).
4. Sie sind miteinander vernetzt und erleben Korrektur und Leitung durch die Gemeinschaft untereinander und durch nichtklerikale Dienste aus Eph. 4,11
5. Sie entwickeln Balance in einem geistlichen Zweitakt („in der Säulenhalle Salomons und in den Häusern“)
6. Das Gemeindeleben findet seinen Ausdruck besonders auf zwei Ebenen: Der Gemeinde im Haus (ekklesia oikos) und der Gemeinde der Stadt, zu der alle Gläubige am Ort zählen, egal aus welcher Konfession sie kommen.
7. Das Gemeindewachstum geschieht in erster Linie durch Reproduktion ganzer einfacher Gemeinden.
Ric
Links
http://www.einfachegemeinde.de
Situation / Kontext
Einfache Gemeinde ist kein neues Gemeindemodell und keine neue Methode, christliche Gemeinde zu leben oder zu bauen. EG ist auch keine neue Erfindung unserer Zeit und auch keine neue Errungenschaft der Postmoderne. Aber sicher ist, dass in der postmodernen Gesellschaft, in der wir leben, viele Dinge anders geworden sind, was Kirche und Gemeinde betrifft. Die bekannten traditionellen Barrieren werden heute viel leichter überwunden, da vieles vorstellbar geworden ist und ohne Probleme toleriert wird. Das hat eine Atmosphäre des Aufbruchs und der Neuorientierung geschaffen, wo alte Gemeindestrukturen viel mehr hinterfragt werden und mehr und mehr aufweichen. Die Menschen zeigen immer mehr Reife und Selbständigkeit, wenn es darum geht verfestigte Organisationsstrukturen zu überwinden.
Ziele
Noch nie gab es so viele Christen, die ihrer angestammten Gemeinde den Rücken zuwenden und nach Alternativen suchen – nicht weil sie den Glauben verloren haben, sondern weil sie ihren Glauben nicht verlieren wollen. Bei mir melden sich ständig solche Christen, die diesbezüglich Rat und Hilfe suchen. Vor einigen Monaten war ich von zwei evangelischen Kirchenvorständen, die diese Situation erkannt haben, zu einer Klausurtagung als Referent eingeladen. Sie wollen sich auf die Kirche für Morgen vorbereiten und glauben, dass wir eine „einfache Gemeinde“ brauchen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Langsam aber stetig geht eine Veränderung vor sich, die bald noch mehr sichtbar werden wird.
Reflexion / Hintergrund
Die „Einfache Gemeinde“ ist keine neue Gemeinde- oder Kirchenorganisation und auch keine neue Denomination oder Konfession. Sie ist eine Bewegung, die am Anfang steht und gerade dabei ist, sich zu formieren. Sie bewegt sich zwischen und über den bekannten Konfessionen und hat keinen eigenen Frömmigkeitsstil und keine eigene Dogmatik. Wir kennen aus vielen anderen Teilen der Welt bereits
die so genannte Hauskirchenbewegung,
die Organische-Gemeinde-Bewegung oder auch
die Emerging-Church-Bewegung.
Was die einfache Gemeinde mit diesen dreien gemeinsam hat, ist das neue Gemeindebewusstsein, die Ahnung, dass Gemeinde mehr ist und dass sie anders ist als das, was in den vergangenen Jahrhunderten bei uns im Westen gelebt wurde. Man besinnt sich auf die frühen Tage des Christentums und stellt fest, dass diese frei waren von Kirchenhierarchien, von Klerus und von prächtigen Gebäuden.
Als bei dem ersten Pfingstfest, nach der Predigt des Petrus, 3000 Menschen zum Glauben kamen, da hieß es, „sie wurden (der Gemeinde) hinzugetan“. Frage ist, wo war damals die Gemeinde, zu der sie hinzugetan werden konnten? Sie war auf jeden Fall anders als heute und äußerlich nicht sichtbar. Es gab keine die Kirche oder die Gemeinde gegründeten Vereine, keine Organisationen und keine Konfessionen. Die Gläubigen wurden ganz einfach vom Heiligen Geist dem „geistlichen Leib Jesu hinzugetan“. Sie wurden hineingeboren in die neutestamentliche Gemeinde Gottes, die in Jerusalem entstanden war. Und wo trafen sie sich? Natürlich in vielen Häusern in der Stadt, in zahlreichen Familiengruppen und im Tempelgelände in größeren Versammlungen und überall, wo es möglich war. Dieser frühe organische „Zweitakt der Gemeinde“ war direkt von Gott kreiert und nicht von Menschen, das hatte seinen Grund, denn die Gemeinde ist einerseits Familie Gottes und andererseits Volk Gottes (Eph. 2,19).
Als die Gemeinde im dritten Jahrhundert komplett aus der Intimität der familiären Häuser auszog, um in schönen, von der Regierung gesponserten Kirchengebäuden ein religiöses Leben mit Priester und Liturgie zu führen, begann das uns bekannte „Kirchengebäudechristentum“. Diese postkonstantinische Kirchenmuster hat bis heute Bestand, es hat die Christenheit über die Jahrhunderte so sehr verändert, dass wir uns Gemeinde und Christsein kaum anders vorstellen können. Doch es war anders von Gott gedacht, wir müssen es wieder neu entdecken. Das bedeutet sicher nicht, dass wir das Modell der Gemeinde des 1. Jahrhunderts neu auflegen müssen, aber wir sollten es aus der Geschichte neu freilegen und schauen, was wir davon für heute lernen können.
Umsetzung
Genau hier knüpft die Bewegung einfacher Gemeinden an, sie möchte wegkommen von der von Menschen gemachten Gemeindeorganisation, hin zu dem organischen Leben der Gemeinde, dessen Urheber Gott selbst ist. Die Frage ist, was denn nun die besonderen Merkmale dieser Bewegung einfacher Gemeinden sind?
Ich will es mit einigen Punkten ganz kurz deutlich machen:
1. Einfache Gemeinden sind selbständig und nicht durch ein Kirchensystem und deren Klerus gelenkt.
2. Sie unterscheiden sich voneinander, wie individuelle „Persönlichkeiten“.
3. Sie haben eine geistliche DNA (Gemeinschaft, Jüngerschaft, Leidenschaft).
4. Sie sind miteinander vernetzt und erleben Korrektur und Leitung durch die Gemeinschaft untereinander und durch nichtklerikale Dienste aus Eph. 4,11
5. Sie entwickeln Balance in einem geistlichen Zweitakt („in der Säulenhalle Salomons und in den Häusern“)
6. Das Gemeindeleben findet seinen Ausdruck besonders auf zwei Ebenen: Der Gemeinde im Haus (ekklesia oikos) und der Gemeinde der Stadt, zu der alle Gläubige am Ort zählen, egal aus welcher Konfession sie kommen.
7. Das Gemeindewachstum geschieht in erster Linie durch Reproduktion ganzer einfacher Gemeinden.
Ric
Links
http://www.einfachegemeinde.de
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