Samstag, 14. Mai 2011
Die Wanderprediger entsprechend Eph.4,11 im 1. Jahrhundert und im 21. Jahrhundert.
Im 1.Jahrhundert war es üblich, dass Apostel, Propheten und Lehrer überall im römischen Reich von Ort zu Ort, von Gemeinde zu Gemeinde unterwegs waren. Sie folgten, der Gewohnheit der 12 Apostel Jesu Christi, die ebenfalls mobil waren und überall das Reich Gottes verkündigten. Paulus erwähnt diese Dienste in Eph. 4,11 und zeigt auf, dass sie für die Zurüstung und Auferbauung (Ausbildung und Training) der Gläubigen in den Gemeinden notwendig sind und für diese Aufgabe von Jesus selbst berufen werden.
Diese Wanderprediger brachten damals die apostolisch- prophetische Lehre in die frühchristlichen Gemeinden und trugen damit zum Wachstum und zur geistlichen Reife bei. Ihre Tätigkeit umfasste auch die Gemeindegründung und die Bestätigung der Ältesten in den Gemeinden, als auch die nachfolgende Belehrung und Unterweisung.

In der Didache („Lehre der 12 Apostel“), einer Schrift, die zwischen 80 und 100 n. Chr. zusammengestellt wurde, finden sich in den letzten Kapiteln Anweisungen und Empfehlungen über diese Dinge. Es war sozusagen eine erste Gemeindeordnung, geschrieben für die damalige Zeit.
Dort kommt den Wanderpredigern (Aposteln, Propheten und Lehrer) noch eine viel größere Bedeutung in der Gemeinde zu als den Bischöfen und Diakonen, deren Amt damals noch in der Entwicklung war. Die Lehre und Offenbarung kam von Außen, durch die Eph.4,11- Dienste, Taufe und Abendmahl wurde von einfachen Gläubigen durchgeführt und nicht von ordinierten Bischöfe, die wie heutige Pastoren fungierten.

Mehrere Kapitel der Schrift regeln die Gepflogenheiten betreffs Aufnahme und Bewirtung der reisenden Apostel und Propheten. Einerseits ging es darum Güte und Gastfreundschaft zu praktizieren, andererseits wurde auch Vorsicht geboten, da es unter ihnen immer wieder Schwindler und Sektierer gab, die man erkennen musste:
„ Betreffs der Apostel und Propheten haltet es entsprechend der Vorschrift des Evangeliums also: Jeder Apostel, der zu euch kommt, soll aufgenommen werden wie der Herr; er soll aber nicht länger als einen Tag bleiben; wenn's nötig ist, noch den zweiten; drei Tage aber wenn er bleibt, ist er ein falscher Prophet. Wenn der Apostel weggeht, soll er nur Brot mitnehmen, bis er wieder einkehrt; wenn er aber Geld verlangt, ist er ein falscher Prophet. Und jeden Propheten, der im Geiste redet, sollt ihr nicht prüfen noch richten; denn "jede Sünde wird vergeben werden, diese Sünde aber wird nicht vergeben werden". Aber nicht jeder, der im Geiste redet, ist ein Prophet, sondern nur wenn er die Lebensweise des Herrn hat; an der Lebensweise erkennt man den falschen Propheten und den (rechten) Propheten.“(Didache 11,3-8)

Es gab auch ortsansässige Propheten und Lehrer, sie wurden von der Gemeinde durch den Zehnten der Gemeindeglieder unterhalten:
„Jeder wahre Prophet, der sich bei euch niederlassen will, "ist seines Brotes wert". Ebenso ist ein wahrer Lehrer genau wie "der Arbeiter seines Brotes wert" (Didache 13,1-2)

Ab dem 2. Jahrhundert verschwanden die Wanderprediger ganz, weil die Gemeinden einen stärkeren institutionellen Charakter annahmen und ein Kirchenrecht einführten, das die Belange der Gemeinden anders regelte. Dahinter stand die große Angst vor Sektierertum und Schwärmerei, die in der nachapostolischen Zeit immer stärker wurde. Schon im 1. Jahrhundert gab es Propheten und Lehrer, die es vorzogen in Gemeinden zu bleiben und leitende Funktionen als Presbyter zu übernahmen, wie es auch schon in Antiochien der Fall war (Apg.13,1-2).

Mit der aufkommenden apostolischen und prophetischen Bewegung im 20. und im 21.Jahrhundert erreicht der Dienst der Wanderprediger heute eine Renaissance, die eine große Bedeutung besonders für die Bewegung einfacher Gemeinden (Hauskirchen, Hausgemeinden) hat. Anders als in den institutionellen Gemeinden zeigt sich dabei wieder deutlich das ureigentliche Bild der Dienste aus Eph. 4,11. Nicht als Superstars oder Leiter eines großen Gemeindenetzwerkes treten sie auf, sondern als einfache Diener Gottes, die den großen Leib Jesu im Blick haben und von Gemeinde zu Gemeinde unterwegs sind. Sie sind und auf die Zusammenarbeit mit den Gemeinden angewiesen und brauchen deren Mandat. So wie damals ist es auch heute wieder notwendig, die Berufung der wandernden Prediger zu erkennen und die Gemeinden für ihren Dienst zu öffnen.
Wanderprediger dieser Art gibt es in kleinen Netzwerken, die ihren Dienst in einer Region tun und es gibt solche, die im größeren Beriech und in anderen Regionen und Ländern ihrer Berufung nachgehen.

Ich wünsche mir, dass wir in den nächsten Jahren viele dieser Leute innerhalb der Bewegung einfacher Gemeinden entdecken. Sie sind da und warten auf ihre Freisetzung und Anerkennung im Leib Jesu, innerhalb des Rahmens einfacher Gemeinden und darüber hinaus.

Ric

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