Dienstag, 3. Mai 2011
Das Reich Gottes als Beziehungsnetzwerk
Die Ausbreitung des Reiches Gottes als Beziehungsnetzwerk eines Nachfolgers Jesu.

Auch das Reich Gottes als Königreich Jesu Christi hat Strukturen. Diese Strukturen werden im wesentlichen in aktiven sozialen Beziehungen sichtbar. Die Beziehungen sind sozusagen die Gefässe, bzw. Leitungen, in denen die Kraftwirkungen und das Leben des Reiches Gottes weitergegeben werden. So wie in anderen Bereichen des Lebens auch, hängt es davon ab, dass diese Beziehungen vorhanden sind und intakt sind.

Neuronale Netzwerke wie unser Gehirn und Nervensystem funktionieren nur, weil unzählige Nervenzellen durch Synapsen immer wieder neue Verbindungen herstellen. Sie bilden eine Art wachsendes Netzwerk, in dem auf chemischem und elektrischem Weg ein Informationsaustausch stattfindet und damit die Gesamtleistung des Netzwerkes möglich wird.
In dem Gleichnis vom Sauerteig benutzt Jesus auch das Bild eines wachsenden Netzwerkes, um den Charakter des Reiches Gottes zu beschreiben (Luk.13,21). Eine angelegte Sauerteigkultur kann sich durch Mikroorganismen schnell und reproduktiv ausbreiten, bis sie den ganzen Teig durchsäuert hat. Bei dieser Vermehrung durch Sporen entwickelt sich eine fortschreitende Netzstruktur.

Jesus selbst hat diese Art der Ausbreitung des Reiches Gottes auch in seinen Beziehungen vorgelebt und uns ein Muster gegeben, das wir nachahmen können. Das aktive Beziehungsnetzwerk Jesu umfasste zunächst die vielen Menschen, mit denen er in Berührung kam, Menschen, die von seinem Evangelium mehr oder weniger durchsäuert wurden. Das geschah nicht gleichmäßig stark sondern ereignete sich in unterschiedlicher Intensität und Tiefe. Deshalb ist auch bei unseren Beziehungen eine grundsätzliche Unterscheidung und Abstufung in verschiedenen Stärken notwendig.
Die intensivste Gemeinschaft lebte Jesus mit seinen 12 Jüngern, mit ihnen verbrachte er die meiste Zeit seines dreieinhalbjährigen Wirkens. Die beste Zeit seines Lebens, das Beste, was er hatte investierte er in diese Männer. Zu ihnen hatte er die engste und stärkste Beziehung. Darüberhinaus pflegte er innerhalb der Zwölfergruppe zu dreien eine noch intensivere Beziehung, nämlich zu Johannes, Petrus und Jakobus. Sie nahm er zu besonderen Situtionen mit, zum Beispiel zum Berg der Verklärung, oder zum Gebet in den Garten Getshemane. Wenn wir noch tiefer gehen, dann sehen wir auch noch die besondere Zweierbeziehung zwischen Jesus und Johannes und zwischen Jesus und Petrus, die noch heraussticht. Johannes, den Jesus darum bittet, auf seine Mutter zu achten und Petrus, den Jesus persönlich beauftragt, seine Schafe zu weiden. Dann gab es die 70 Jünger, die auch von Jesus gelehrt, trainiert und ausgesandt wurden. Die Beziehung zu diesen war nicht so eng wie zu den Zwölfen, doch war sie stärker als zu den 120, die sich nach der Himmelfahrt im Obersaal oft zum Gebet versammelten. Die 120 gehörten zur Basis der kommenden Gemeinde, bei ihnen waren die Grundlagen der Erlösung gelegt und die Befähigung durch den Heiligen Geist gegeben, sie hatten eine starke und konstante Beziehung zu Jesus, auch wenn sie nicht so nah und verbindlich war, wie bei den anderen. Danach hören wir von 500 Zeugen, die den auferstandenen Herrn erlebt hatten. Durch dieses Ereignis standen sie immer noch in einer verbindenden Beziehung zum Herrn, nicht direkt und persönlich, sondern im erweiterten Kreis. Und natrülich müssen wir auch noch die Masse der Menschen als weitesten Beziehungsring dazunehmen, die Jesus erlebt hatten, seiner Lehre aufmerksam zugehört hatten, Veränderung und sogar Heiliung erlebt hatten, von denen sich aber trotzedem etliche von Ihm abwandten.

Zu allen stand Jesus in einer Beziehung – zum Verständnis ist es unbedingt hilfreich, wenn wir diese Beziehungen in ihrer Intenstität und Qualität unterscheiden und abstufen. Daraus ergeben sich insgesamt 7 Beziehungskreise: 1 – 3 – 12 – 70 – 120 – 500 – die Menge.
Das kann uns ein Muster dafür sein, wie wir unsere Beziehungen pflegen können, bzw. wie wir ein tragfähiges Beziehungsnetzwerk aufbauen können, bei dem wir nicht überfordert werden, weil unsere Beziehungen nicht zu allen gleich stark sein müssen. Es ermuntigt zum verbindlichen Beziehungsbau auf unterschiedlichen Ebenen. Es ist vergleichbar wie ein Stein, den wir ins Wasser werfen, der Kreise zieht.

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