Montag, 15. November 2010
Jesus Christus im Römischen Reich
Im Antiquariat habe ich neulich ein Buch von Erich Schnepel aus dem Jahre 1939 entdeckt. "Jesus im Römerreich".
Es hat mich doch sehr gewundert, von einem evangelischen Pfarrer die selben Nachforschungen und Gedankenschlüsse zu finden, wie wir sie heute zum Beispiel in den Büchern von Frank Viola, Neil Cole, Richard Schutty ;-) oder anderen finden. Das Wissen um die Gemeinden im 1. und 2. Jahrhundert ist nicht in Vergessenheit geraten.


So schreibt Schnepel zum Beispiel über den Einfluss des griechischen Denkens auf die frühe Gemeinde:
„Das griechische Denken hatte auf der ganzen Linie gesiegt und den Weg der Gemeinde Jesu verdorben. Das schmerzliche Absinken des Lebens in der östlichen und westlichen Kirche war die notwendige Folge. Nur wo in den späteren Generationen bis heute dieser Einbruch des griechischen Denkens überwunden und die Kirche aus Christus selbst und nicht aus der Lehre über ihn aufgebaut wurde, gab es neues Leben und echte Gemeinde Jesu.
Darum gehört auch das berühmte Konzil von Nicäa, das Kaiser Konstantin im Jahre 325 einberief, um die gedankliche Aufspaltung der Christenheit zu überwinden, zu den schmerzlichen Erscheinungen der Geschichte der Gemeinde Jesu, denn auf diesem Konzil wurde der Sieg des griechischen Denkens offiziell in der Christenheit verankert....
Wir stehen nicht mehr bei dem schlichten Zeugnis der ersten Christen, sondern bei allem Reden von Christus steckt man doch mitten in einer Geistesrichtung, die nicht ihn selbst, sondern die eigene Gedankenarbeit über ihn zum Ausgangpunkt hat....
Die letzte Grundlage der Kirche ist nicht das, was wir über Jesus zu sagen versuchen, sondern er selbst, der lebendige Herr. Die letzte Wurzel echter Kirche ist nicht gedanklich, intellektuell verständlich darzulegen, weil sie in der verborgenen, geheimnisvollen Einwurzelung eines jeden einzelnen in Jesus selbst besteht."


Sehr treffend spricht er auf S. 128 auch über das Wesen der organischen Gemeinde, wie es Neil Cole nicht besser formuliert hat:
"Es kommt alles nur darauf an, dass die Organisationsformen dem eigentlichen Wesen der Gemeinde Jesu entsprechen und sich ihm so weit wie möglich nähern.
Solche Formen sind nur so weit gut, als sie das Leben der Gemeinde Jesu nicht einschnüren, sondern ihm weiten Raum machen. Sie sind nicht Selbstzweck, sondern haben die Aufgaben, für den Bau der Christusgemeinde Hilfestellung zu leisten. Das wird um so schwieriger sein, je massiver und starrer jene Organisationsformen sind. Darum ist es eine große Aufgabe, ihnen eine solch flüssige und leicht bewegliche Form zu geben, dass sie sich jederzeit den Bedürfnissen der wirklichen Gemeinde Jesu anpassen können. In der Geschichte ist es bis heute oft umgekehrt gewesen. Niemals dürfen diese Organisationen und ihre Formen heilig gesprochen werden. Sie haben nur dienende Funktionen von wechselnder Bedeutung....
Es war auch nicht das Schlimmste, dass die Gemeinden der Christen ihre Zusammenkünfte und Feierstunden köstlich und schön ausgestalteten, wenn sie nur nicht in dieser reichen Form der Ausgestaltung Wesentliches oder gar das Leben sahen, sondern all dies wohl zu entbehren vermochten und voll Freude dasselbe Leben aus Gott gewannen, wenn sie in dem armseligsten Raum ohne jede Feierlichkeit zusammenkamen, weil sie die Wirklichkeit des Wortes Jesu erlebten: „ Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, das bin ich mitten unter ihnen....
Diese Christusgemeinde besteht aus all denen, die mit Jesus als ihrem lebendigen Herrn in unmittelbare Lebensbeziehung gesetzt worden sind. Nie kann ein Mensch in diese Lebensbeziehung zu Jesus treten, ohne zugleich in diese organische Verbundenheit mit allen anderen gesetzt zu werden, die gleich ihm mit Jesus verbunden sind. Dort ist die Gemeinde Jesu ein wundervoller Organismus. Jesus ist das lebendige Haupt dieses Organismus.
In diesem Organismus der Christengemeinde entfaltet sich das Leben Jesu in Vergangenheit und Gegenwart. Diesen Lebensspuren des lebendigen Christus nachzugehen, war unser sonderliches Anliegen. Dieser Organismus der Gemeinde Jesu ist das neue Volk Gottes, das das eigentliche Ziel der Pläne Gottes ist. Diese Seine Schar zum Herrschaftsbereich Gottes zu machen ist die große Aufgabe des Christus."


Erich Schnepel: Jesus im Römerreich, Christliche Verlagsgesellschaft Tabor, S.109 - 111; 128; 129; 131)

Erich Schnepel (1893- 1986); Offizier im 1. u. 2. Weltkrieg: 1918 Missionsinspektor bei der Berliner Stadtmission; 1945 – 1955 Pfarrer in Großalmerode bei Kassel

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