Freitag, 3. September 2010
Eine Gegenüberstellung, IG - EG
Um deutlich herauszustellen, wie anders der Weg ist, den wir beschreiten, wenn wir uns entscheiden einfache Gemeinde zu leben, ist eine Gegegnüberstellung, bzw. ein Vergleich sehr hilfreich. Ich habe in dem folgenden Artikel in der Community die wesentlichen Unterschiede herausgearbeitet. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie zeigt die wichtigsten Merkmale auf, die ich in den vergangenen Jahren herausgefunden habe.

Hier die Gegenüberstellung



Ric

... comment

 
ein kritischer Kommentar von bee
Ich kann mich auf deiner Seite nicht einloggen

Trotzdem muss ich mal meine Senf dazu geben. Nun, ich habe sicherlich grundsätzlich ein anderes Bild von Kirche. Kirche ist sichtbar eine, heilige, katholische und apostolische. Ich sehe ganz klar in der Bibel eine von Christus verfasste Hierarchie, die mit besonderer Autorität ausgestattet ist. Autorität an sich ist nicht böse, daher hab ich keine Probleme mich da ein- und unterzuordnen. Die Vergleichsliste auf deinem Blog, finde ich, krankt an mehreren stellen, wenn ich sie mit der Realität vergleiche. 1. einfach ist nicht immer gleich besser und nicht das Gegenteil von organisch. Das lässt sich an unseren eigenen Organen beobachten, eine Niere ist alles andere als einfach und macht nur Sinn in Verbindung mit der restlichen Struktur unseres Körpers. Wenn also Paulus uns die Kirche als mystischen Leib Christi offenbart, dann hat er nicht an ein Pantoffeltierchen gedacht, sondern schon an einen durchstrukturierten Organismus mit hochspezialisierten Organen, die fest miteinander verbunden in dieser Struktur verbunden sind. 2./3. Ich sehe gerade in meiner Ortsgemeinde wie sehr sich selbst eine katholische Gemeinde mit den einzelnen Personen identifiziert. Liebfrauen war über Jahrzehnte vorallem Pater Josef und sein Pfarr-Team. Jetzt wo er zu alt und zu krank ist, um die Aufgaben als Pfarrer zu versehen und wir in eine andere Pfarrstruktur eingebunden werden sollen, bröselt die Gemeinde an vielen Stellen auseinander. Wenn ich sehe wie viele Gemeinden sich schwer tun, wenn "Ihr" Pfarrer versetzt wird oder "Ihre" Pfarrsekretärin, Referentin... den Arbeitsort wechselt, merkt man das menschliche Bindungen eine Gemeinde ausmachen. 5. Das Bekenntnis ist wichtig. Das Label Bibeltreu findest Du auch bei der Jesus Only Bewegung und bei den Zeugen Jehovas. Das sagt genau garnichts. Ich hab Freunde, die nach eineinhalb Jahren erst herausfanden, dass die nette kleine bibeltreue Gemeinde, bei der sie über eine Mitgliedschaft nachdachten, die gesamte Leitungsebene ant-trinitatisch eingestellt war. Ich finde, wer um Mitglieder wirbt, sollte das direkt im ersten Satz des Wir-Über-Uns klarstellen und nicht erst nach hartnäckiger Nachfrage hinter verschlossener Türe aufklären. 6. Tradition ist nicht rückwärtsgewandt. Auch wenn das immer behauptet wird. Tradition gibt den Glauben weiter. Jede Generation muss dieses Geschenk selber auspacken und ausleben, das kann viele Facetten haben und ist gundsätzlich auf die Zukunft gerichtet, weil die Tradition immer über sich selber hinaus auf das Ziel der gesamten Schöpfung hinweist. Kirche in dieser Welt ist immer streitend und pilgernd, das wird sie bis zum buchstäblich Letzten Tag bleiben. 7. Liturgie ist großartig. Sie spiegelt die Liturgie des Himmels wieder, wie wir sie in der Offenbarung von Johannes sehen - oder sie sollte das wenigstens versuchen. Sie ist das Hineingenommen werden in die Heilsgeheimnisse und das Fenster, durch das wir in das himmlische Jerusalem sehen. Oder vllt. sollte ich eher sagen was sie auf keinen Fall ist, nämlich etwas was wir in Gemeinschaft mit anderen schaffen, um unserem Glauben ausdruck zu verleihen. Wenn sie eine Eigenkreation der Gemeinde wird, wird sie zu einem Turm zu Babel. Gottesdienst ist nicht die Kuschelrunde der Gemeinde, in der man den Befindlichkeiten der einzelnen Individuen so weit wie es geht entgegen kommt. Sicher mag es uns entgegen kommen, wenn wir im intimen Kreis unsere Egos streicheln, aber Gottesdienst ist das sichnahen des Heiligen, der Schritt in das Tabanakel, nicht das Treffen der Selbsthilfegruppe der anonymen Christen mit therapeutischer Bibellesung. -Wobei ich es sehr witzig finde, dass viele Hauskreise von Freien Gemeinden einem AA-Treffen ähneln. 8. Das ist ein sehr protestantisches Problem, dass man sich an Treffen fest macht. Das Verständnis von Gemeinde als das Sich-Treffen-Von-Leuten hab ich glaube ich nie ganz verstanden. Leute treffe ich in meinem Alltag genügend. Ich finde Freundschaften in Gemeinden hilfreich, aber ich gehe nicht in die Kirche um Leute zu treffen. Ich halte das Konzept für fragwürdig, weil was ist, wenn es - und das tut es immer- Knatsch gibt und Freundschaften zerbrechen? Ich habe mehr als eine Gemeinde gesehen, die sich über soetwas gespalten hat und viele ehemalige Freikirchler in meiner Umgebung sind jetzt unchurched, weil mit geändertem Familien-oder Arbeitsleben sich nicht nur Ansichten sonderen auch Freundschaften geändert haben. Wie gesagt, wenn der einzige Grund soziale Bindungen sind, dann hat die Gemeinde keinen Grund. 10./11. Äh... nun, alle freikirchen behaupten, sie würden sich nur an der Bibel orientieren.... ob einer der Apostolischen Väter diese Treffen als Gottesdienste identifizieren würde, würden sie durch "Zufall" reinstolpern? Wohl kaum. Aber das werden wir uns wohl nie einig werden, da ich die Blaupause für den Gottesdienst nicht in der Apostelgeschichte sondern in der Offenbarung des Johannes sehe. Insofern ist aktive Teilnahme auch nicht einen Beitrag leisten, sondern möglichst konzentriert die Messe mit zu beten und entsprechend vorbereitet Christus zu empfangen. 12. Da wird es, meiner Ansicht nach, gefährlich. Nun, sicher sind freikirchliche Gemeinden mit angestelltem Pastor auch mit vorsicht zu genießen. Der ein oder ander "Pastor" den ich da getroffen habe, war im wahrstem Sinne des Wortes ein Self-Made-Man, der eine Gemeinde gegründet hat, wie andere Leute eine Versicherungsagentur oder einen Kfz-Handel und der seine minimale Ausbildung durch Eloquenz und Charme versuchte auszugleiche. Dieses System, dass jeder alles machen kann und soll, das erschließt sich mir nicht aus den Evangelien. Dort gibt es Autorität und Führung in klaren Strukturen, die sich nicht selber findet, sondern von Christus auf die Apostel und von den Aposteln auf die Bischöfe übertragen wird. Nicht jeder der sich für geistgeleitet hält, ist es auch. Und hier ist es eben wie im täglichen Leben, fünf Leute mit Halbwissen über Autos, ersetzten selten einen Kfz-Mechaniker. Die letzten drei Punkte. Das ist wirklich etwas was ich schon immer an Freikirchen kritisiert habe, diese Fixierung auf "unsere Räume". Selten findet man wirklich Einrichtungen der Caritas bei diesen Gemeinden. Für mich selbstverständliche Sachen, wie Kindergarten, Hospitäler, Altenpflege, Familienhilfe, Weiterbildungseinrichtungen Fehlanzeige. Die Dimension vom Dienst am Nächsten, die diese Einrichtungen haben, wird einfach nicht erkannt. Der einzige Dienst, zu dem diese Gemeinden bereit sind, ist dich mit ihrer Version des Evangeliums vollzulabern. Wobei man da schnell zu macht, wenn jemand wirklich anstrengende Nachfragen stellt. Vieles von der In-Sich-Verschlossenheit der Gemeinden resultiert aus der lückenhaften Lehre. Jeder der seine Fragen in diese Lücken hineinstellt, gefährdet die mühsam zusammengesuchte bzw. -gepredigte Gemeinde und ist daher nicht willkommen. Wobei ich bezweifle, dass es offener wird, wenn die Struktur fehlt. Die angebliche Offenheit und Tolleranz von Hausgemeinden oder Hauskreisen oder Bilbestudienkreisen ist nicht weniger begrenzt, wie die der FeGs o.ä. Gemeinschaften. Ich werde öffters zu solchen Runden eingeladen und je kleiner sie sind, um so dogmatisch begrenzter sind sie häufig. Überleg einfach mal, wie offen Du selber wärst, wenn jemand bei dir im Hauskreis seinen "Gebetsbeitrag" mit dem Kreuzzeichen eröffnen, die "Bitte durch Christus" vormuliert und zum Schluss Maria und die Heiligen um Fürsprache bitten würde. Ich denke, non-denominal ist eine sprachliche Mogelpackung, die nie den Anspruch hatte überkonfessionell zu sein, sondern im Gegenteil eine sehr starke idiologischen Unterbau hat, dessen sich die Mitglieder meist nicht bewußt sind. So... das waren meine Gedanken. Liebe Grüße Bee

View profile for bee » http://seitenichtgefunden.blogspot.com/

... link  

 
nur mal kurz
Lieber bee - ist es dir wirklich ernst mit einer Auseinandersetzung zu diesem Thema? Wenn ja, will ich da einsteigen, aber das solltest du gut vorher überlegen, denn es könnte heftig werden.

Vorab nur soviel:
Meine ersten Glaubensschritte habe ich innerhalb der katholischen Kirche gemacht - mit 21 Jahren habe ich eine neue Entscheidung und Bekehrung erlebt, seitdem bin ich mit Jesus unterwegs. Mein geistlicher Vater, für zwei Jahre war/ist ein Katholik, er ist es immer noch. Zwei Jahre lang war ich in seinem katholischen Hauskreis, dann in der Heilsarmee, etwa 15 Jahre in der Baptistengemeinde, 10 Jahre in einer neuen charismatischen Gemeinde und 5 Jahre in einer klassisch evangelikalen Gemeinde. Seit 2002 bin ich in der Hauskirchenbewegung - 2005 habe ich mich grundsätzlich von jeder Art von institutioneller Gemeinde und Kirche verabschiedet - seit dem lebe ich "einfache Gemeinde".

Deine Argumente sind wie Pfeile, die das Ziel weit verfehlt haben, denn ich habe mit der evangelischen und katholischen Kirche, mit evangelischen, evangelikalen oder charismatischen Gruppierungen und mit den üblichen Freikirchen absolut nichts mehr am Hut.

Um auf deine Kritik an meiner Gemeinde- Gegenüberstellung einzugehen, müssten wir erstmal die Prämissen neu abklären und zuvor eins nach dem anderen definieren, ansonsten würde die Diskussion keinen Sinn machen. Überleg mal.

Ric

... link  

 
Antwort von Bee
Also erstmal weiß ich nicht wo Du oder jemand anders sich da angegriffen fühlen kann.
In meinen Punkten ging es nicht um eine klassische Auseinandersetzung, sondern darum wie ich solche Bewegungen von außen und ich bleibe da ganz bewußt draußen- das war nicht immer so- sehe.
Ich sehe ÜbernTeich, stärker wie hier die evangelikale Szene auseinander fallen und die ständig neue Suche nach dem Gemeinde Trend, mal ist es Vineyard, Hill Church,dann Willow Creek, dann kommt wieder ein Trend und die Leute denken, jetzt haben wir endlich DIE Gemeindeform gefunden und nach spätestens zehn Jahren war es dann doch nicht der Stein der Weisen und alles geht wieder von vorne los.
Ich sehe wie Leute sich dabei auspowern, aufbrauchen und schließlich das Handtuch werfen.
Ich denke, die Mehrzahl der Leute mit denen ich vor zwanzig Jahren in jungen und unkonventionellen Gemeinden an der Kaffebar gesessen habe, sind heute unchurched und haben teils sehr tiefe emotionale Wunden davon getragen. Das hat sicher auch was mit der Art zu tun, wie Gemeinde gemacht wird.
Also ich kenne ne Menge Leute, die von einer Gemeinde zur nächsten rennen, was du mir erzählst ist ziemlicher Durchschnitt und immer noch sind die meisten total unbefriedigt mit dem was sie haben. Ich bin vor vielen Jahren aus dem Zirkus ausgestiegen und zurück zu Mama gerannt und das war die beste Entscheidung meines Lebens. Heute ist mir schleierhaft wie ich ohne Sakramente durch ne Woche gekommen bin. Naja, am Ende meiner Tour durchs freiekirchliche war ich allerdings nicht nur emotional ziemlich im Arsch.
Der Abschied aus dem Ghetto der Besseren Frommen, hat mich allerdings ne Menge Freundschaften gekostet hat, weil wie gesagt so offen wie Freikirchler es immer behaupten sind sie nicht. In dem Moment wo man katholische Thesen vertritt, wird es unschön. Von daher im nachhinein good riddance.
Ich habe in freien Gemeinde viel Machtmissbrauch erlebt, auch wenn sich katholische Gemeinden auch vom allerfeinsten in die Haare bekommen können, so persönlich und hintenherum ist es eher selten.
Das Leute sich aus diesen Konstrukten verabschieden wollen, das kann ich gut nachvollziehen. Allerdings halte ich die Theorie von Wohnzimmergemeinden für das genaue Gegenteil von Kirche und im Grunde nichts anderes wie die Fortsetzung der Privatisierung und Individualisierung des Glaubens. Ich kann mir nicht vorstellen wie soetwas das christliche Abendland retten kann. Ich mein das ist doch der Traum der Sekularen und der Islamischen Revolution: Ein Christentum das sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht und auf gleicher Ebene praktiziert wird wie Briefmarkensammeln oder irgendein anderes verschrobenes Hobby.
Willst Du das wirklich? Ich mein wieviel Außenwirkung haben die angeblich so relevanten und inovativen Freikirchen in deiner Stadt? Also hier in Köln, wo ich grad sitzte und wo mindesten 10 Freie Gemeinden sich für DIE Gemeinde halten, genau null.
So, meine Frage: Warum sollte man Sofa-Christ sein?
LG Bee

... link  

 
sorry bee
"Angegriffen fühlen" gehört meiner Meinung nach zu solchen Disputen oder Diskussionen dazu - das finde ich gut und förderlich.
Davon lebt ein Blog und die Diskussion kommt erst richtig in Gang.

Doch leider ich glaube, du hast meine Antwort nicht richtig gelesen. Ich befinde mich seit mehreren Jahren außerhalb von Freikirchen bzw. irgendwelcher Gruppen oder Gemeinden trotzdem bin ich aktiver Christ und lebe Gemeinde - und ich bin sogar voll im Dienst für den Herrn, d.h. ich lebe aus Glauben. Über die Dinge, die du erwähnst brauchen wir nicht reden und diskutieren, das ist kalter Kaffee, du hast eine ähnliche Erfahrung wie ich gemacht, im freikirchlichen, evangelikalen Bereich und doch bist du zu einem mir völlig konträren Schluss gekommen.

Ric

... link  


... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.