Dienstag, 15. Juni 2010
Der Internetmissionar
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, Begriffe, Worte und Aussagen zu definieren. Warum – weil ich erlebt habe, dass durch saubere Definitionen Missverständnisse ausgeräumt werden und gemeinsame Grundlagen geschaffen werden. Das erst schafft meines Erachtens die Basis für ein erfolgreiches gemeinsames Vorangehen, was die meisten von uns doch wollen, wenn es um Internet, Vernetzung und Mission geht. Zu oft habe ich erlebt, dass verschiedene Parteien einen Begriff und die Bedeutung die dahinter ist verschieden verstanden haben – eine Einheit kam deshalb nicht zustande. Da gäbe es viele Beispiele aus dem christlichen Bereich, die ich jetzt aufführen könnte.

Bei dem Begriff Mission, bzw. Missionar ist das meiner Meinung nach auch der Fall.
Das Internet als solches haben wir genug definiert und beschreiben, deshalb sollten wir uns mehr auf den Missionar konzentrieren.
Es handelt sich hier um einen schillernden Begriff, der von christlichen Zeitgenossen sehr unterschiedlich mit Inhalt gefüllt wird. Für die einen ist ein Missionar ein Christ, der einer Berufung nach geht, die ihn ins Ausland führt, um dort in verschiedenen Bereichen eine Art christliche Entwicklungshilfe zu leisten. Manche als Brunnenbauer, Ärzte oder Sozialhelfer, andere als Bibelschullehrer, Pastoren oder Evangelisten. Wieder andere sehen das altbekannte Bild vor ihren Augen, das einen Mann mit Tropenhelm zeigt, der im Kochtopf von Menschenfressern schmort. Für andere sind Missionare einfach nur Evangelisten, die überall auf verschiedene Art und Weise versuchen Nichtgläubige, bzw. Nichtchristen zu Jesus zu führen.

Seit der Reformation entwickelte sich auf religiöser Ebene ein säkularisiertes Bild vom geistlichen Dienst der Christen, das heute noch in den Köpfen der meisten Christen vorherrscht. Dabei steht einem großen Heer von Laien- Christen eine kleine Anzahl Kleriker gegenüber, die ihr ganzes Leben dem Dienst in der Gemeinde, bzw. in der Mission als Profis widmen. Gläubige, die ihre Nachfolge überdurchschnittlich ernst nehmen sollten demnach am besten Kleriker werden. Wenn sie diesen Schritt tun, bietet sich dann entweder die Ausbildung zum Pfarrer oder Pastor an, der im Heimatland in seiner lokalen Gemeinde einen geistlichen Dienst für Gott tut, oder er wählt die Ausbildung zum Missionar, der in einem anderen Land dient, oder als Evangelist im eigenen Land tätig ist. Das ist leider heute noch die vorherrschende Vorstellung, die uns immer noch blockiert.

Wenn wir die Wurzeln des Begriffes und den geschichtlichen Hintergrund betrachten, entdecken wir ein anderes Bild vom Dienst, speziell von dem Dienst des Missionars. Dieser so oft benutzte Grundbegriff ist aus dem Lateinischen entnommen und heißt wörtlich „Gesandter“. In altgriechisch heißt dasselbe Wort „Apostel“, das ist bekannt aus dem Neuen Testament. Im klassischen Sinne ist demnach ein Missionar ein Apostel. Nicht nur die 12 Jünger Jesu waren Apostel, sondern es gab danach noch viele andere Apostel, die ausgesandt vom Heiligen Geist im gesamten römischen Reich tätig waren. Ihre Aufgabe war es nicht, als sozial-diakonische Arbeiter zu wirken und sie waren in Ihrer Berufung auch nicht Pastoren oder Evangelisten. Vielmehr war ihr Dienst umfangreich und vielfältig, sie mussten alles beherrschen, was zum Aufbau und zur Ausrüstung der Gemeinde gehört. Zunächst waren es Pioniere, die in neues unbekanntes Land vorstießen, dort verkündigten sie die Botschaft vom Reich Gottes, was mehr umfasste als nur das Evangelium zu verkündigen. Wenn ein Anzahl Ungläubige sich zu Jesus bekehrten, dann widmeten sich die Apostel, manchmal 2- 3 Jahre dem Training und der Ausbildung von Jüngern und Mitarbeitern (z.B. Apg. 19,9-10). Wenn fähige Leiter hervorgekommen waren, wurden diese als Älteste eingesetzt. Die Apostel übertrugen ihnen dann die lokale Verantwortung und zogen weiter in neues unbekanntes Gebiet. Ihr Dienst geschah in erster Linie in einer ganzen Region und an der ganzen Gemeinde. Sie hatten alles, was zum Leib Jesu gehörte im Blick, ihre Perspektive ging über die einzelne Gemeinde weit hinaus. Sie sahen das gesamte Netzwerk der Gemeinden, in dem sie dann von einer Gemeinde zur anderen kursierten, um die Gläubigen zum Dienst auszubilden und fähig zu machen. Sie waren Pioniere, Motivatoren, Lehrer, Trainer Mentoren und Moderatoren für die Gläubigen, gleichzeitig verkündigten sie auch den Unerreichten die frohe Botschaft.

Der Apostel reiht sich ein in die Aufzählung der anderen vier Dienste aus Eph. 4,11, die wir hier auf jeden Fall auch berücksichtigen müssen. So wie es in der „realen Gemeinde“ eine bestimmte Aufgabenbeschreibung bei den Diensten gibt, sollten wir meiner Meinung nach auch für die überregionale Internetgemeinde unbedingt dieser Beschreibung gerecht werden. Missionar ist eben nicht gleich Missionar, wenn ich es mal so sagen darf.
Wenn jemand seinen Dienst vorrangig darin sieht, im Internet und über das Internet, seelsorgerlich ausgewählte Leute zu betreuen, dann ist das eine wunderbare Aufgabe, wo der Betreffende sich aber nicht als Internetmissionar betätigt, sondern als Internetpastor. Von einem dieser Pastoren bekomme ich (unaufgefordert) regelmäßig e-mails mit Seelsorgethemen, die fast nur über Heiligung, Befreiung und Glaubenswachstum handeln. Ein anderer, der mit Hingabe und Leidenschaft durch verschiedene Methoden im Internet vorrangig das Evangelium an Nichtgläubige weitergibt, betätigt sich als Internetevangelist. Vor kurzem habe ich einen link zu einer solchen Internetseite bekommen, wo in umfangreicher Weise dort das Evangelium gepredigt wird, und zwar durch Beiträge, Videos, Audios, Songs, Heilungsberichte und Zahlen – wunderbar. Weiter denke ich an eine hervorragende Seite, wo hunderte von guten Lehrbeiträgen als Videos zum download angeboten werden. Dieser Dienst ist für die Ausrüstung der Heiligen sehr wichtig, aber es steht nicht ein Internetmissionar dahinter, sondern ein Internetlehrer. Ich glaube jeder aktive Christ im Internet kennt auch die verschiedenen prophetischen Internetseiten, davon gibt es mehrere. Hier betätigen sich auf eine gute Weise Internetpropheten, in dem sie der Christenheit und auch den Nichtgläubigen die verborgenen und zukünftigen Handlungen Gottes offenbaren wollen. (Wer die speziellen links zu den erwähnten Seiten haben will, dem schicke ich sie gerne zu.)

Wenn das so stimmt, dann müssen wir uns fragen, was dann ein Internetmissionar wirklich ist und wie seine Dienstbeschreibung aussieht.
Im Prinzip ist er ein Internetapostel, ein Allrounder, der die aufgezählten Bereiche auch ausfüllen kann, aber eben nicht als Spezialist in diesen Bereichen tätig ist, sondern als Pionier. Es gibt viele andere, die viel besser pastorale Fürsorge ausüben, die viel besser und erfolgreicher das Evangelium verkünden können, die intensiver prophetisch dienen können und wesentlich gründlicher und ausführlicher lehren können. Trotzdem, zur Unterstützung und zum Aufbau der Gemeinde muss der Internetmissionar in all den Bereichen fit sein. Und er muss lernen, wann und wie er die Arbeit, so bald es geht, an die Spezialisten weitergeben kann. Hier sollten sich die einzelnen Internetangebote ergänzen und ein großes Bild ergeben. Wie im realen Leben ist er federführend beteiligt beim Entstehen von Projekten (Gemeinden, neuen Internetauftritten und Veranstaltungen) motiviert die Beteiligten und bringt die nötigen Ressourcen und Spezialisten zusammen um das Werk zu schaffen. Als Initiator und Gründer bringt er den Stein ins Rollen und hält mit seiner Ausdauer und den Motor am Laufen.
In allem ist er ein hervorragender Netzwerker der weiß, wie man gute Kontakte knüpft und Beziehungen dauerhaft aufrecht hält. Er weiß, wie aus Bekannten Freunde und Mitarbeiter im Dienst werden, damit das große Netz des Reiches Gottes an allen Enden und Ecken des Landes gehalten und gezurrt werden kann. Dieses Netz besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Diensten und Arbeiten im übergeordneten Reich Gottes. Sie sind wie die Knoten des Netzes, die miteinander verbunden sind - am Ende sollen sich darin die Fische fangen.
Als ein Ausbilder und Trainer ist sein Bestreben, überall, das zu tun, was notwendig ist. Er versteht es, auch Glaubenskurse, Jüngerschaftsschulung und Leiterausbildung durch das Internet wirkungsvoll auszubreiten, damit das Netz geknüpft wird und die Verbindungen hergestellt und repariert werden. (s. http://www.hknw.de/themen/55-vernetzung/93-gemeinde-ist-netzwerk-richard-schutty.html)
Was den Internetmissionar besonders kennzeichnet ist die Fähigkeit zum Visionär in „geistlich- praktischen“ Dingen. Wobei sein Hauptaugenmerk auf die Umsetzbarkeit der „virtuellen Internetaktionen“ im realen Leben ausgerichtet ist. Deshalb wird er nicht im Internet in einer Versenkung verschwinden und in einer irrealen Traumwelt leben, sondern er wird das Internet als Werkzeugkiste für das reale Leben nutzen und seine „Träume“ dadurch einmal mehr realisieren. Seine Fähigkeit zu „Sehen“ konzentriert sich mehr auf den Bereich des praktischen Gemeindeaufbaus, wie er auch im Internet möglich ist. Sein Hauptverantwortungsbereich ist nicht die lokale Gemeinde, sondern die überregionale Gemeinde, die überall zu finden ist. Gerade da bietet ihm das Internet, hervorragende Mittel, um die Beziehungen und Kontakte im weiten Bereich zu halten. Dazu nutzt er alle Möglichkeiten, die das Netz bieten: Website, Blog, Forum, Community, Chatroom, E-Mail, Themenartikel, Audios Videos und mehr.

Richard Schutty

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