Dienstag, 19. Januar 2010
Der 2. Johannesbrief - ein Zeugnis über eine Hausgemeinde in einem Netzwerk mit Apostel
Verfasser, Empfänger und Gruß
1 Der Älteste der auserwählten Herrin und ihren Kindern, die ich liebe in der Wahrheit; und nicht ich allein, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben,
2 um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und mit uns sein wird in Ewigkeit1.
3 Mit uns wird sein: Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.
Ermahnung zum Wandel in Liebe und zur Ablehnung der Irrlehrer
4 Ich habe mich sehr gefreut, dass ich von deinen Kindern einige gefunden habe, die in der Wahrheit wandeln, wie wir von dem Vater ein Gebot empfangen haben.
5 Und nun bitte ich dich, Herrin, - nicht als schriebe ich dir ein neues Gebot, sondern das, welches wir von Anfang an gehabt haben: dass wir einander lieben.
6 Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot, wie ihr es von Anfang an gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt.
7 Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.
8 Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt!
9 Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn.
10 Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht!
11 Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.
Schlussbemerkung und Grüße
12 Obwohl ich euch vieles zu schreiben habe, wollte ich es nicht mit Papier und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, damit unsere Freude vollkommen sei.
13 Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester.


Dieser Brief wurde etwa 90 n. Chr. von Johannes, dem Jünger Jesu geschrieben. Der Apostel kam vermutlich nach der Zerstörung Jerusalems, 70 n. Chr., mit Maria der Mutter Jesu nach Kleinasien und schloss sich der Gemeinde in Ephesus an. Er überlebte mehrere Foltern und Mordversuche und starb etwa 101 n.Chr. in hohem Alter eines natürlichen Todes.
Johannes schrieb in seiner Verantwortung als Apostel diese drei Briefe an die kleinasiatischen Gemeinden, um sie vor den drohenden Irrlehren zu schützen. Es ist auffallend, dass sich der erste Brief auf keine bestimmte Orts- bzw. Hausgemeinde bezieht und dass Johannes keine Personen oder Namen nennt. Der zweite und der dritte Brief ist zwar an bestimmte Orts- bzw. Hausgemeinden gerichtet, aber die Orte werden nicht erwähnt. Dafür könnte es zwei Gründe gegeben haben, einmal kann es eine Schutzmaßnahme vor Verfolgung gewesen sein, zum anderen kann es sein dass Johannes mit dem Brief alle kleinasiatischen Gemeinden erreichen wollte.

Für den zweiten Brief, den ich hier betrachten will, gibt es verschiedene Interpretationen und Auslegungen, keine davon kann beanspruchen, die einzig gültige zu sein. Ich entscheide mich hier für folgende Sicht:
Die „auserwählte Herrin“, die Johannnes hier anspricht, ist meiner Meinung nach eine Frau, eine „Patronin“ (v. lat. patronus, aus pater „Vater“), in deren Haus sich eine Gemeinde versammelte. Es wird wohl eine höhergestellte Person gewesen sein, sonst hätte sie Johannes nicht mit Herrin (kuria) angesprochen. Das ist plausibel, denn in den anderen Briefen finden wir diese Anrede nicht. Gleichzeitig kann die Anrede auch auf die Gemeinde, bzw. auf die Leitung der Gemeinde bezogen werden. Da von ihren Kindern die Rede ist, fällt es leicht, die auserwählte Herrin auch als Mutter zu sehen und die Gemeinde als eine Familie, die sich in ihrem Haus versammelt, sowohl was die leiblichen, als auch was die geistlichen Kinder angeht. Im ersten Brief verwendet der Apostel die Worte Kinder und Kindlein auch sehr häufig, es gehörte zu seinem normalen Sprachgebrauch in den Briefen, Gemeindeangehörige so zu benennen.
Die Erwähnung der „Kinder der auserwählten Schwester“ im Grußwort am Schluss, scheint außerdem die Annahme zu bestätigen, dass es sich um eine Gemeinde handelte, die sich in einer Art Netzwerkbeziehung mit anderen Gemeinden in Kleinasien befand. Dazu gehörten wohl auch die Hausgemeinden in Ephesus, wo Johannes lebte.
Der Brief sollte auch den persönlichen Besuch des Johannes ankündigen. Wie auch aus den anderen Briefen hervorgeht war der Apostel besorgt um das Wohl aller Gemeinden in der Region. Er förderte die Ältesten und Leiter der Gemeinden und half den reisenden Dienern in den Gemeinden zu wirken. Das zeigt uns ein Bild von einem intakten Netzwerk von Gemeinden im engeren und im weiteren Sinn und die funktioierenden Diensten der Apostel, Propheten und Lehrer innerhalb dieser Gemeinden.

Ric

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