Dienstag, 20. Oktober 2009
Die Unterweisung im Wort und die Bezahlung
„Wer im Wort unterwiesen wird, gebe aber dem Unterweisenden an allen Gütern Anteil!“ (1Kor 9,11.14; Phil 4,16)

Was hier mit Unterweisung angesprochen wird, bezeichnet weniger die Art und Form der Predigt oder der Lehre, sondern meint mehr die Aufgabe bzw. den Dienst für die Gemeinde selbst. Schon in den ersten Jahrhunderten der Gemeinde entwickelte sich der spezielle Aufgabenbereich des „Katecheten“, als ein Lehrer in Glaubensdingen.
Das griech. Wort „katecheo“ bedeutet mitteilen, berichten, unterrichten, Unterweisung erteilen. Es bezeichnet eine Aufgabe, eine spezielle Berufung, die es offensichtlich innerhalb der Gemeinde Jesu damals gab. Ich gehe davon aus, dass es sich bei diesen Dienern der Gemeinde ausschließlich um berufene Lehrer im Sinne von Eph.4,11 gehandelt hat, sonst würde das Ganze keinen Sinn machen.
Heute kennen wir diesen Wortzusammenhang nur noch in stark abgeschwächten Sinn in dem Wort „Katechismus“, dem Lehrbuch über den Glauben und aus der seltsamen Bezeichnung „katechetischer Unterricht“.



Wenn Lukas und Paulus das Wort Unterweisung gebrauchen, und das ist nicht selten, dann ausschließlich im Sinne von „Unterricht über den Glaubensinhalt geben“. Das gab es in diesem Sinne auch schon im vorchristlichen Judentum, bekannt durch die Pharisäer und Schriftgelehrten, danach wurde es, auch wie das Wort „Ältester“, für den christlichen Bereich adaptiert.
In 1.Tim.5,17 sagt Paulus auch:
„Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden, besonders die in Wort und Lehre arbeiten.“
Bei meiner Recherche des griechischen Texts, kam ich zu dem Schluss, dass auch bei dieser Aussage, so wie in dem Text aus Gal.6,6, der materielle Wert im Vordergrund steht - gemeint ist also die Bezahlung für eine gute Arbeit.
Offensichtlich gab es zwei Arten von Ältesten, solche, die mit praktisch- verwaltender und organisatorischer Aufsicht beschäftigt waren, also mehr im diakonischen Sinne und andere, deren Aufsicht und Hirtendienst stärker auf die geistliche Versorgung durch die Unterweisung im Wort und im Gebet lag. Beide ergänzten sich und ich glaube, dass ein Teil der Katecheten in der Gemeinde solche Älteste waren und andere von Gemeinde zu Gemeinde unterwegs waren. Die Apostel Johannes und Petrus zählten z.b. zu den Ältesten und waren doch in ihrem Dienst auch unterwegs, um die Gemeinden im wort zu unterweisen (siehe ihre Briefe).
Katecheten waren Diener der Gemeinde, die nicht nur ein „Aufseheramt“ inne hatten, sondern auch zum Dienst gemäß Eph.4,11 berufen waren. Wenn Paulus empfiehlt, diese mit doppelter Ehre zu bedenken, also ihnen auch materielle Güter zukommen zu lassen, dann nicht, weil er dem Dienst der Lehre mehr Ansehen und Wert geben will, sondern deshalb, weil der Dienst am Wort viel umfassender ist, eine ungeteilte volle Hingabe für die Versorgung der Gemeinde erfordert und damit wesentlich intensiver und aufreibender ist. Denken wir daran, wie Paulus selbst von sich sagt, dass er „Tag und Nacht mit Bitten vor Gott für die Auserwählten“ Zeit verbringt und „mit vielen Tränen und Schmerzen ermahnt“. In 1.Kor.14,19 sagt er auch, dass er „lieber mit fünf Worten die Gemeinde und andere unterweisen will (katecheo), als zehntausend Worte in Zungen zu reden, wodurch er die Bedeutung der Unterweisung unterstreicht.

Man kann also davon ausgehen, dass Gal.6.6 ein Hinweis auf ein berufsmäßiges Lehrertum in der Gemeinde war, dessen Anspruch auf Lebensunterhalt von Paulus stark vertreten wurde, denn dies sind nicht die einzigen Bibelstellen, die Bezug darauf nehmen.
Leider aber hat sich dieser Bereich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert und erscheint uns heute, wenn wir Verfechter einfacher Gemeindestrukturen sind, in einem sehr schlechten Image. Zum einen entwickelte sich daraus der professionelle und bezahlte Lehrunterricht an Bibelschulen und theologischen Fakultäten und zum anderen wurde schon früh daraus die Legitimation des bezahlten Priesters oder des Pastors der Gemeinde abgeleitet. Klar, dass damit das klerikale System unterstützt wurde und die hierarchische Struktur der institutionellen Kirche erst richtig Auftrieb erhielt. Davon haben wir uns ja bewusst abgewandt, wir wollen nicht länger hinter einem System von bezahlten Klerikern stehen, durch welche die Gemeinde entmündigt wird und die neutestamentlichen Dienste in einem verzerrten und abartigen Bild erscheinen, oder sogar ganz weg rationalisiert wurden.

Halten wir aber fest, dass diejenigen, die den Dienst der Unterweisung damals ausübten, in erster Linie berufene Diener, Apostel, Propheten und Lehrer waren. Es waren keine ordinierten Priester und auch keine professionellen Theologen mit akademischen Grad. Es waren geisterfüllte und begabte Personen, die zuerst von Gott selbst berufen waren und von der Gemeinde anerkannt wurden, weil sie das Zeugnis ihrer Vollmacht selbst erlebt hatten. Diese Dienste gibt es auch heute noch und sie sind für die einfachen Gemeinden sehr wichtig. Ich denke, es ist eine Notwendigkeit, sie zu erkennen und zu akzeptieren, dass sie von Gott berufen wurden, die Gläubigen im Wort zu unterweisen. Es ist ihre vornehmliche Aufgabe dies zu tun und wenn wir in den Genuss guter Belehrung und Unterweisung kommen wollen, müssen wir als Gemeinden dafür sorgen, dass sie ihren Dienst frei, ungezwungen und unbesorgt tun können. Das geht nur, wenn wir sie dafür freisetzen, das wiederum geschieht auch durch finanzielle Entlastung.
In der Vergangenheit wurde in den Hauskirchen immer wieder hervorgehoben, dass durch die einfachen Strukturen Geld freigesetzt wird, dass wir in andere Bereiche investieren können. Nun, einer dieser Bereiche ist die Unterweisung im Wort, und damit die Dienste, die von Gemeinde zu Gemeinde gehen und die Gläubigen mit apostolischer Lehre und prophetischer Weisung versorgen.


Ric

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