Donnerstag, 8. Januar 2009
Sind Hausgemeinden in Mittel- und Westeuropa nicht ebenso eine exotische Ausnahme wie die großen Gemeinden jenseits der 200er Grenze und daher als Modell für alle wenig tauglich?
Bei dem ersten Teil der Frage gebe ich dir recht. Ja, die Hausgemeinden sind in Europa, so wie die größeren Gemeinden, immer noch rar gesät. Tatsächlich sind laut Statistiken die meisten Gemeinden in unseren Breitengraden zwischen 20 und 50 Personen stark, damit überschreiten sie die erträgliche Grenze einer Hausgemeinde, die ich bei max. 12-15 sehe, je nach Zusammensetzung.
Die kleinen, familiären Hausgemeinden sind immer noch in geringer Zahl, man kann von keiner rapiden Ausbreitung reden, wie das zum Beipiel in Ländern ist, in denen es Verfolgung gibt. Das wohl wird daran liegen, dass die kleine Hausgemeinde genügend Intimität und Schutz bietet. Das ist auch der Grund zu suchen, warum sich die meisten Christen mehr nach größeren Gemeinden orientieren, die sichtbar äußere Struktur erscheint ihnen attraktiver. Aber auch deswegen, weil in den Köpfen die Vorstellung fest verankert ist, dass eine Gemeinde erst dann eine richtige Gemeinde ist, wenn sie eine bestimmte Größer erreicht hat (man hört immer wieder die Zahl 30), einen öffentlichen Raum hat und einen Pastor hat, bzw. auf der Suche nach einem Pastor ist.

Da komm ich dann auch schon zum zweiten Teil der Frage. Es geht nicht um das richtige Gemeinmodell, sondern um das richtige Gemeindeverständnis. Die Erfahrung, Gemeinde im Alltag und überall zu LEBEN, das ist wichtig. Für verschiedene Gemeindebedrüfnisse gibt es dann in einer Stadt verschiedene Strukturen, mit denen man bestimmte Ziele besser erreichen kann. Z.B. wenn man ein Ereignis haben will, wo man Nichtgläubige einladen kann, dann bietet sich eine Evangelisationsveranstaltung, ein "Celebrationgottesdienst" oder ein Musikevent an. Wenn man in einem Seminar Christen schulen möchte, dann bietet sich am besten eine kleine Tischrunde an, wo man auch ins Gepsräch kommen. Wenn man intensive Gemeinschaft leben will, was doch das Zentrum des Gemeindelebens ist, dann ist eine Hausgemeindestruktur am besten, usw.
Wenn ich an einem Sonntag in einen Gottesdienst einer 400- "Personen- Gemeinde" gehe, dann ist das für mich nicht Gemeinde, sondern eine Großveranstaltung, in der Gemeinde zusammenkommt und zwar auf einer weniger persönlichen Ebene, weil man keine nahen Kontakte zu allen haben kann.
Wenn ich dagegen in eine Hausgemeinde gehe, in der 10 Personen zusammenkommen, dann kann ich das, was die Bibel unter Gemeinschaft versteht, wirklich erleben. Alles hat eben seinen Platz und ist nicht falsch. Falsch ist allerdings das, was wir unter Gemeinde verstehen. Wem die oberflächliche Veranstaltungsstruktur, oder die Arbeitsgruppen in dem Gemeindeverein, was ja nur EIN Ausdruck von Gemeinde ist, genügt, der will sich gar nicht regelmäßig in die intime Struktur einer Hausgemeinde einbringen. Wer aber einmal verinnerlicht hat, dass das Zentrum der Gemeinde die tiefen Herzensbeziehungen zu Einzelnen in einer überschaubaren Gruppe, sprich Hausgemeinde sind, für den beginnt das andere an Bedeutung zu verlieren. Es geht also nicht um verschiedene Gemeidnemodelle, sondern darum, dass wir innerhalb der Gemeinde (in der Stadt z.b.) Dingen auch die richtige Priorität geben. Es geht auch nicht darum, dass wir die verschiedenen Strukturäußerungen der Gemeinde gegeneinander ausspielen.

ric

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