Sonntag, 10. August 2008
Vom Tod ins Leben
Manchmal beklagen wir eine für uns negative Entwicklung in einfachen Gemeinden: Wo noch vor zwei Jahren eine lebendige Gruppe von 10-15 Leuten war, da entseht plötzlich Entzweiung, man geht auseinander, weil man unterschiedliche Ausrichtungen hat, es entstehen Untergruppen, die sich verselbständigen. Wir neigen unser Haupt und denken: "Das wars, aus der Traum von Hausgemeinde".
Aber was da in Wirklichkeit gestorben ist, ist nicht die einfache Gemeinde, sondern unsere Vorstellung von der Gemeinde. Wir kennen doch den Slogan: "Hör auf in die Gemeinde zu gehen, fang an Gemeinde zu sein." Und Jesus sagt: "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte" - da fängt für mich Gemeinde an. Dieser Definition entsprechend ist die einfache Gemeinde nicht gestorben, sie existiert nur in einer anderen Form, mit anderen Strukturen weiter.
Es war nicht mehr möglich die alte Form aufrechtzuerhalten, da das Leben, die Begeisterung, was vorher da war zu ersticken drohte. Man könnte auch sagen, da ist, wegen der Größe der Gruppe und der Verselbständigung einzelner eine Art ungesunde Reproduktion durch Abspaltung entstanden. Die Leute versammeln sich anders, andere Treffen entstehen. Oft gibt es dann zwei bis drei Gruppen und manche ziehen sich sogar in ihre alte, herkömmliche Gemeinde zurück, aber es gibt sie noch. Im Sinne von einfacher Gemeinde ist aus einer Gemeinde drei entstanden. Oft geschieht das, weil gläubige Christen aus verschiedenen Richtungen zusammen kommen und die Neubekehrten in der großen Minderheit sind. Die Gläubigen bringen ihre unterschiedlichen Werte von Gemeinde mit, die sie im Laufe der Jahre internalisiert haben. Im Laufe der Zeit sind diese jetzt "herausgewachsen" und es konnte kein gemeinsamer Nenner mehr gefunden werden. Im Prinzip ist das ein Reinigungs- bzw. Klärungsprozess der unbedingt notwendig ist. Unsere Werte spielen eben ein sehr große Rolle in den intimen und kleinen Gemeinde, da kann sich keiner verstecken, es kommt fürher oder später unweigerlich zu einer Auseinandersetzung.
Wir sprechen ja auch von "organischer Gemeinde", da folgt die Gemeindeentwicklung einem inneren Prozeß, der so in der Genetik und in den "Umwelterfahrungen der Vergangenheit" der Gruppe geformt wurde, den können wir nur schwer verändern, höchstens forcieren, oder blockieren in dem man die Pflanze zerstört. Wenn wir es aber laufen lassen, wir fühlen uns dabei sehr hilflos, dann kommt das heraus, was auch an Werten, Normen und Grundhaltungen drin war. Wir haben das schmerzlich durchgemacht und ich konnte bei der Entwicklung eigentlich nur zuschauen und hatte keinen Einfluss mehr. Das war ein blödes Gefühl, es hat mich aber frei gemacht von meiner Intentionen "Gemeinde bauen zu wollen". Es ist gut, wenn wir an diesen Punkt kommen, denn wir erkennen, nur Gott baut Gemeinde, und wir können nur unseren Teil dazu tun.
Die Frage ist nun, was ist unser Teil? Deine Berufung und deine Werte von Gemeinde ist das Entscheidende. Ich habe daraus foldendes gelernt: Du mußt deine Werte kennen und sie an die richtigen Leute weitergeben. Deshalb hab ich sie mal klar so definiert:
1. Gemeinschaft
2. Jüngerschaft
3. Apostolische Leidenschaft
Das haben wir bestimmt schon gehört, ein bekannte Sache für einfache Gemeinden. Darin enthalten ist natürlich eine Menge an Überzeugungen und Konsequenzen, die wir in unsere Beziehungen immer einbringen können, egal ob in einer sogenannten Hausgemeinde, oder eben in allen Beziehungen, die wir leben. Das Entscheidende ist unsere Position, die wir im Reich Gottes einnehmen, dass wir 1) intensive Gemeinschaft mit gläubigen leben, dass wir 2) damit beschöftigt sind, einzelne Gläubige zur Jüngern auszubilden, dass wir 3) einer apostlischen Leidenschaft folgen, die uns veranlasst immer wieder neu Menschen mit dem Evangelium erreichen zu wollen und immer wieder neue kleine einfache Gemeinden von Jüngern freisetzen zu wollen. Wenn das in uns persönlich lebt, dann ist alles in Ordnung, auch wenn sich Gemeindestrukturen verändern oder auflösen, wir machen einfach weiter, denn das kann uns nicht hindern.
Wenn wir Leute finden, die unsere Werthalteungen teilen, am besten, weil sie in einem Jüngerschaftsprozess stehen, dann kann sich ein neuer starker Gemeindenukleus formieren, der eine einheitliche Genetik hat und ein gesundes Wachstum erfolgen.

ric

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Schade
Hallo,

Entzweiung und Bruch ist immer ein Zeichen von Mangel an Demut, Vergebung, Dienstbereitschaft gegenüber meinen Bruder und Unterordnung.

Chris

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Hallo Chris,

meinst du nicht, dass diese Aussage etwas sehr pauschal ist? Also ich kann mir vorstellen, dass es auch an individuellen Lebensentwicklungen liegen kann, dass Wege auseinander gehen und erst das Festhalten an altem, gewohnten zum Konflikt führt. Manchmal ist es gut sich zu trennen, um weiter miteinander reden und sich frei begegnen zu können.

Charly

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Hab die Kommentare erst jetzt gesehen. Aus irgend einem Grund bekomme ich keine Benachrichtigungen mehr.
Zu Christians Kommentar:
Das sehe ich nicht so wie Chris. Ursache für Entzweiung und Bruch liegt sehr oft in verschiedenen Visonen und Werten, worin zunächst keine Persönlichkeitsdefizite, oder Sünden liegen, sondern was oft mit der Berufung einzelner zusammenhängt. Paulus ermahnt in Eph. 4 die Berufung der anderen zu achten. Das kann bedeuten, dass man getrennte Wege geht, weil der eine seinen Arbeitsauftrag im Erntefeld B sieht und der ander in C oder F. Das Feld ist groß und es gibt verschiedene Bereiche. Es ist ein Mangel an Reife, wenn man meint man müsse in allem die geliche Sicht haben und die gleichen Dinge in Einheit tun. Das Reich Gottes ist anders.
Leider wird das oft nicht erkannt und man zieht solche Trennungen dann nur auf die persönliche Schiene von Rechthaberei, Besserwisserei und mangeldner Bereitschaft - das ist schade.
Reife Männer und Frauen Gottes erkennen die Berufung und den auftrag anderer an, lassen ihn stehen und konzentrieren sich auf ihren eigenen Auftrag, auch wenn das bedeutet, dass die Wege auseinander gehen. Das ist kein Problem.

ric

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