Donnerstag, 12. Juni 2008
Netzwerk, neuer Begriff für Konfession?
Ich möchte das Thema Netzwerk, Vernetzung nochmal aufgreifen, weil ich denke, dass es noch nicht genügend erklärt und diskutiert wurde.

Sind Netzwerke die alten organisierten Daverbände mit neuem Namen? Sind die einfachen Gemeinden auf dem alten Weg, mit einem neuen Gewand eine neue Konfession zu errichten. Jemand sagte , dass die einfachen Gemeinden nicht auf einem Weg zu einer Denomination sind, weil sie verschieden und selbstständig sind. Gibt es aber eine überörtliche "Organisation", führt das nicht unweigerlich dazu, dass diese Selbstständigkeit und Individualität verloren geht, weil sie sich automatisch alle angleichen?

Ich denke die entscheidende Sache ist die Frage nach dem Chrakter von Beziehung. Als sich die ersten Gemeinden im 1. u. 2. Jahrhundert entwickelten, breiteten sie sich über die natürlichen Beziehungen von Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie, von Haus zu Haus, von Ort zu Ort aus, entlang der Straßen des römischen Reiches, die zuerst von den Soldaten, später von den Kaufleuten und dann sogar von Touristen benutzt wurden. Die Ausbreitung der Gemeinde geschah zwar in vorbereiteten weltlichen Infrastrukturen, doch nicht bewußt organisiert - es geschah einfach. Und es geschah, so sagte es Kirchenvater Cyprian, wie eine "Genealogie von Gemeinden", also multiplikativ, wie Familien wachsen und sich vermehren, wie soziale Beziehungsgeflechte entstehen, wie sich Menschen zusammentun und immer wieder neue Leute "angesteckt" werden, wie ein Grippevirus, der sich unter einer bestimmten Gruppierung von Menschen ausbreitet. Um beim Beispiel der Vermehrung von Familien zu bleiben, wissen wir, dass jede neue Familie anders ist. Jede neue Familie wird zwar in vielen Dingen bestimmte Werte aus zwei Herkunftsfamilien mitnehmen, doch wird sie unweigerlich eine ganz neue Familienitdentität entwickeln, mit ähnlichen Werten, aber auch mit modifizierten und ganz neuen Werten. Trotzdem bleibt die Grundstruktur der "sozialen Organisation" und des "geistlichen Organismus", die DNS der einfachen Gemeinde erhalten.
Was durch diese Verbreitungsart entsteht, ist eine organisches Netzwerk von lebendigen Beziehungen der Gemeinden untereinander, wie in einer Sippe oder in einem Clan. Das kann man fördern, indem man bewußt auf andere zugeht oder es blockieren, indem man sich abwendet und nichts gemeinsam unternimmt. Vernetzung kann also auch mit Überlegung und Planung einhergehen. Die Beziehungen die dann entstehen, sind aber nur sinnvoll, wenn sie von Gott gestiftet, bzw. eingefädelt werden. Beides ist notwendig, göttliche Lenkung und Vorsehung, aber auch menschliche Initiative.

Leiter sind "Netzwerker" - nur wer ein Netzwerk von Beziehungen pflegt, kann Dinge bewegen. Reich Gottes heißt, dass wir als Christen etwas Positives in Bewegung setzen. Nicht nur Apostel, sondern alle 5 Dienste aus Eph. 4.11 müssen Netzwerker sein, um ihren Dienst tun zu können. Die Netzwerke sind nämlich die Infrastrukturen, in denen die mobilen Dienste sich von Gemeinde zu Gemeinde bewegen - sie sind der Blutkreislauf (das koranale Netzwerk) und die Nervenbahnen (das neuronale Netzwerk) des Leibes, in denen die Nahrung und die Impulse Gottes für seine Kinder fliessen.

Die Art von Beziehungen unter den Netzwerken einfacher Gemeinden basieren darauf, dass die einzelnen freiwillig, weil sie es wollen und brauchen, Beziehungen suchen und pflegen und nicht weil sie es müssen, weil sie kontrolliert und von anderen organisiert werden. Auf dieser Basis kann ein loser Zusammenschluß von Gemeinden in einem bzw. in mehreren Netzwerken entstehen, wodurch ein großer Ressourcenpool für alle nutzbar gemacht wird.
ric

... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.