Mittwoch, 28. Mai 2008
Gedanken am Sonntag von Peter Hahne
risced, 18:02h
Bild am Sonntag 18. Mai 2008
Über den Dalai Lama und seine wohlfeile Wellness-Lehre
Dann doch lieber den Papst oder so ein Mannsbild wie Martin Luther, der mit der Waffe des Wortes die Welt aus den Angeln gehoben hat. So lautete die entschiedene Reaktion einer Bekannten, die den „Ozean der Weisheit" auf einer Veranstaltung besucht hatte, wie der Dalai Lama zu Deutsch heißt. „Plauder-Plattitüden auf Kalenderspruch-Niveau, " schimpfte die Bekannte nach Ende des Vortrages und sprach verächtlich von einer „Seid-nett-zueinander-Religion" „Das Glück muss von innen kommen", habe der Mann mit dem Dauerlächeln aus dem Meer seiner Weisheit geschöpft. Wie aus dem Poesiealbum zu Urgroßmutters Zeiten habe es geklungen, als er unter frenetischem Jubel meinte: „Der Zweck unserer Existenz ist Glücklich sein."
Was ist die Faszination des weltweit populärsten Buddhisten seit Buddha? Zum 33. Mal ist er jetzt in Deutschland und füllt mühelos Hallen und Plätze, während christliche Kirchen beim Sonntagsgottesdienst leere Bänke beklagen. Und die Anhänger sind genau jene jungen, gebildeten Zeitgenossen aller Schichten, die in den Kirchen durch Abwesenheit glänzen.
Diesen charismatischen Dalai Lama umgibt eine Aura von Güte und Wärme, die seine Botschaft der Gewaltlosigkeit so glaubwürdig macht. Er ist religiöser Guru und weltlicher PR-Mann Tibets in einer Person, bietet einen Mix aus Politik und Mission. Sein Credo klingt simpel, wirkt für uns gestressten Westler jedoch wie Offenbarung pur: „Meine Religion ist Güte." Ein Bekenntnis, mit dem man nichts falsch machen kann.
Doch wie friedlich ist der Buddhismus wirklich? Stimmen die werbewirksamen Klischees einer zwanglosen Spiritualität? Der Münchner Religionswissenschaftler Brück, selber Buddhist, spricht vom „Coca-Cola-Buddhismus": Kaum einer kennt die Zusammensetzung genau, aber es schmeckt irgendwie gut. Hauptsache, die gestresste Seele wird wieder fit.
Der Gott ohne Kirchensteuer vertritt eine Wellness-Religion, die nichts fordert und keinem weh tut, die weder Himmel noch Hölle, weder Sünde noch Dogmen kennt. Ethik, Meditation und Weisheit sind die drei Säulen seiner Lehre zwischen Räucherstäbchen und Sinnsuche. Da wandeln sich selbst Plattitüden in profunde Erkenntnisse von globalem Wert, da wird selbst Geschirrspülen zur Quelle der Lebensfreude, wie die FAZ schrieb.
Unreflektierter Patchwork-Glaube light kommt dem allgemeinen Trend zur Unverbindlichkeit entgegen, wo man sich am religiösen Buffet sein individuelles Menü zusammenstellt und Nirwana, Karma oder Mantra plötzlich ganz toll findet.
Als Christ erstaunt es mich einfach, wie kritiklos dieselben Leute von der Botschaft des Dalai Lama schwärmen, die Jesus Christus in das Reich der Mythen verweisen. Selbst Gegner überschüttet der „Gott zum Anfassen" in Liebe mit seinen Beliebigkeiten und fasziniert mit entwaffnender Freundlichkeit. Da bleibt der sonst so geschärfte Verstand des trendigen Sinnsuchers schon mal auf der Strecke…
Über den Dalai Lama und seine wohlfeile Wellness-Lehre
Dann doch lieber den Papst oder so ein Mannsbild wie Martin Luther, der mit der Waffe des Wortes die Welt aus den Angeln gehoben hat. So lautete die entschiedene Reaktion einer Bekannten, die den „Ozean der Weisheit" auf einer Veranstaltung besucht hatte, wie der Dalai Lama zu Deutsch heißt. „Plauder-Plattitüden auf Kalenderspruch-Niveau, " schimpfte die Bekannte nach Ende des Vortrages und sprach verächtlich von einer „Seid-nett-zueinander-Religion" „Das Glück muss von innen kommen", habe der Mann mit dem Dauerlächeln aus dem Meer seiner Weisheit geschöpft. Wie aus dem Poesiealbum zu Urgroßmutters Zeiten habe es geklungen, als er unter frenetischem Jubel meinte: „Der Zweck unserer Existenz ist Glücklich sein."
Was ist die Faszination des weltweit populärsten Buddhisten seit Buddha? Zum 33. Mal ist er jetzt in Deutschland und füllt mühelos Hallen und Plätze, während christliche Kirchen beim Sonntagsgottesdienst leere Bänke beklagen. Und die Anhänger sind genau jene jungen, gebildeten Zeitgenossen aller Schichten, die in den Kirchen durch Abwesenheit glänzen.
Diesen charismatischen Dalai Lama umgibt eine Aura von Güte und Wärme, die seine Botschaft der Gewaltlosigkeit so glaubwürdig macht. Er ist religiöser Guru und weltlicher PR-Mann Tibets in einer Person, bietet einen Mix aus Politik und Mission. Sein Credo klingt simpel, wirkt für uns gestressten Westler jedoch wie Offenbarung pur: „Meine Religion ist Güte." Ein Bekenntnis, mit dem man nichts falsch machen kann.
Doch wie friedlich ist der Buddhismus wirklich? Stimmen die werbewirksamen Klischees einer zwanglosen Spiritualität? Der Münchner Religionswissenschaftler Brück, selber Buddhist, spricht vom „Coca-Cola-Buddhismus": Kaum einer kennt die Zusammensetzung genau, aber es schmeckt irgendwie gut. Hauptsache, die gestresste Seele wird wieder fit.
Der Gott ohne Kirchensteuer vertritt eine Wellness-Religion, die nichts fordert und keinem weh tut, die weder Himmel noch Hölle, weder Sünde noch Dogmen kennt. Ethik, Meditation und Weisheit sind die drei Säulen seiner Lehre zwischen Räucherstäbchen und Sinnsuche. Da wandeln sich selbst Plattitüden in profunde Erkenntnisse von globalem Wert, da wird selbst Geschirrspülen zur Quelle der Lebensfreude, wie die FAZ schrieb.
Unreflektierter Patchwork-Glaube light kommt dem allgemeinen Trend zur Unverbindlichkeit entgegen, wo man sich am religiösen Buffet sein individuelles Menü zusammenstellt und Nirwana, Karma oder Mantra plötzlich ganz toll findet.
Als Christ erstaunt es mich einfach, wie kritiklos dieselben Leute von der Botschaft des Dalai Lama schwärmen, die Jesus Christus in das Reich der Mythen verweisen. Selbst Gegner überschüttet der „Gott zum Anfassen" in Liebe mit seinen Beliebigkeiten und fasziniert mit entwaffnender Freundlichkeit. Da bleibt der sonst so geschärfte Verstand des trendigen Sinnsuchers schon mal auf der Strecke…
... comment